Musik

Drogen, Waffen, Polizei - Ludwigshafener Deutschrap-Crew HoodBlaq mischt Szene auf

Ludwigshafen hat einen neuen Deutschrap-Exportschlager: HoodBlaq haben jetzt ihr erstes Album herausgebracht - doch auch die Polizei kann einiges über die vermummten jungen Männer sagen

Von 
Julian Eistetter
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HoodBlaq aus dem Hemshof reiten derzeit die Erfolgswelle. © Sony Music

Ludwigshafen. Sie maskieren sich mit Bandanas, Sturmhauben und Kapuzen, rappen über Drogen, Waffen oder das große Geld - und sind polizeibekannt. HoodBlaq nennen sich sechs junge Männer, die sich derzeit in der deutschen Hip-Hop-Szene einen Namen machen und nach Apache 207 der nächste große Exportschlager aus Ludwigshafen zu werden scheinen.

Bei Youtube haben ihre erfolgreichsten Videos mehr als zwei Millionen Aufrufe, und auch beim Musik-Streaming-Dienst Spotify übersteigt die Zahl der monatlichen Hörer die Millionenmarke. Und obwohl HoodBlaq inzwischen auch beim Sony Music-Label Columbia Records Deutschland unter Vertrag stehen, ist über die bislang eher medienscheue Gruppe noch recht wenig bekannt.

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Doch allmählich lüftet sich das Mysterium um die stets maskierten Rapper. So haben sich aus einer ursprünglich bis zu zehn Mitglieder umfassenden Crew sechs Künstler herauskristallisiert, „die den Weg durch die Institutionen der Musikindustrie zusammen bis zum bitteren oder eben grandiosen Ende miteinander gehen wollen“, wie es in der Kurzbiografie von Sony Music hießt. Mali, Veysel, Safraoui, Moussa, Alim und Jamal stammen alle aus dem Ludwigshafener Stadtteil Hemshof, häufig als sozialer Brennpunkt verschrien. Ihre Vorfahren kommen aus Somalia, Kamerun, Togo, Marokko und Jamaika.

Neuer Style auf der Deutschrap-Karte

Diese Vielzahl von Sprachen und Einflüssen, die den Hemshof ausmacht, vereinen HoodBlaq mit unterschiedlichen Dialekten und Szene-Codes in ihrer Musik. Den aktuellen Erfolg der Gruppe erklärt Sony Music genau mit dieser Kombination. „Hier ist eine New Wave entstanden, die eine ganz neue Ecke und einen eigenen Style auf die Karte von Deutschrap setzen will - und wird“, heißt es in der Beschreibung.

Hoodblaq

  • Aus einer lose agierenden Rapcrew im Ludwigshafener Hemshof formierte sich die sechsköpfige Gruppe HoodBlaq.
  • Ihre Mitglieder Mali, Veysel, Safraoui, Moussa, Alim und Jamal haben Wurzeln in Somalia, Marokko, Kamerun, Togo und Jamaika. Diese Einflüsse finden sich auch in der Musik wieder.
  • Seit Anfang 2022 steht die Gruppe beim Sony Music Label Columbia Records unter Vertrag. Mit BE.ELA.QU haben HoodBlaq jetzt ihr erstes Studioalbum auf den Markt gebracht.
  • Mit den Singleauskopplungen „Siedlung“, „Barrio“ und „Ahu“ haben die sechs Rapper bereits Platzierungen in den deutschen Singlecharts erreicht.
  • Instagram: @hood.blaq

Der Stil - angelehnt an den UK Drill - und die Texte sind dabei ziemlich brachial. Sony Music schreibt von „einer Kraft und Energie, die alles aus dem Weg räumt, was sich ihr entgegenstellt“. Ihre ersten zehn Videos haben HoodBlaq in einer Hashtag-Serie auf ihrem Instagram-Kanal veröffentlicht. Inzwischen ist mit BE.ELA.QU auch das erste gemasterte Album erschienen. Mit drei ihrer Tracks haben es die Rapper aus dem Hemshof schon in die deutschen Singlecharts geschafft: „Ahu“ landete auf Platz 75, „Siedlung“ auf 72 und „Barrio“ sogar auf 36.

Dabei haben die Lieder - wie das in der Szene eben so gängig ist - keinerlei Vorbildcharakter. In den Videos wird mit Drogen und Waffen hantiert. Die Polizei ist der Gegenspieler Nummer 1. Und so verwundert es auch nicht, dass die Mitglieder von HoodBlaq auch im „wahren Leben“ schon einige Male Bekanntschaft mit den Ermittlungsbehörden gemacht haben.

Polizei sichtet Videos - Razzia im Studio

„Es kam bereits mehrfach zu polizeilichen Einsätzen und auch zu strafrechtlichen Ermittlungen in Zusammenhang mit der Gruppe HoodBlaq beziehungsweise in Zusammenhang mit einzelnen Personen aus dem Umfeld der Gruppe“, sagt eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Rheinpfalz auf Anfrage. Auch wenn keine Beobachtung der Gruppe nach Paragraf 43 des Polizei- und Ordnungsbehördengesetzes (POG) erfolge, so schauen die Ermittler bei HoodBlaq doch ganz genau hin.

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„Die veröffentlichten Videos der Gruppe werden regelmäßig gesichtet und auf strafrechtlich relevante Inhalte geprüft“, so die Sprecherin. Ergeben sich dabei Hinweise, werden Ermittlungen eingeleitet.

Die Rapper selbst scheint das wenig zu kümmern. In ihrem Video zum Titel „Barrio“ schreiben sie eingangs, dass die eigentlichen Dreharbeiten im Juni 2022 von der Polizei Ludwigshafen abgebrochen worden seien. Videomaterial und Kamera seien sichergestellt worden. „Gleichzeitig Großrazzia in unserem Studio - alles verwüstet und beschlagnahmt“, steht dort weiß auf schwarz. „Das Release unserer Single hätte verschoben werden müssen. Aber dann hätte die Polizei geschafft uns aufzuhalten. HoodBlaq kann man nicht mehr aufhalten.“

Ärger nach Promo-Auftritt in Karlsruhe

Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Frankenthal bestätigt die Polizeisprecherin den Vorgang. Bei der Durchsuchung seien Betäubungsmittel gefunden und sichergestellt worden. „Die Untersuchungen dazu dauern noch an.“ Damit widersprechen die Ermittlungsbehörden den Rappern, die damals bei Instagram geschrieben hatten: „Ein erneuter Versuch etwas zu finden. Ohne Erfolg! Grüße gehen raus an die Polizei Ludwigshafen.“

Ärger haben HoodBlaq auch mit der Polizei in Karlsruhe. Dort sorgte ein Promo-Besuch Ende Juli für erhebliche Verkehrsbehinderungen in der Innenstadt. Es wird geprüft, ob die Gruppe die Kosten für den Polizeieinsatz tragen muss. Die Anerkennung in der Deutschrap-Szene steigern solche Schlagzeilen nur weiter.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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