Unterhaltung

Was ist wichtiger als Geld? Prinzregenten Theater zeigt Komödie mit Tiefgang

Das Prinzregenten Theater in Ludwigshafen inszeniert die Komödie „Nein zum Geld“ und wirft viele Fragen über Reichtum auf.

Von 
Ulli Heidelberger
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Premiere im Prinzregenten Theater: Der Haussegen hängt im Stück „Nein zum Geld“ wegen 162 Millionen Euro schief. © Ulli Heidelberger

Ludwigshafen. Richard (Felix Weiß) hat seine Lieben um sich versammelt, um ihnen etwas zu verkünden. Gespannt warten seine Frau Clara (Antonia Gabriel), seine Mutter Rose (Susanne Möthe) und sein bester Freund und Geschäftspartner Raphael (Timo Eigeldinger) auf die Neuigkeit. Doch was Richard ihnen zu sagen hat, schlägt dem Fass den Boden aus: Er ist jener Unbekannte, der seit zwei Monaten wegen eines Lottogewinns gesucht wird. Doch Richard hat bewusst auf 162 Millionen Euro verzichtet. Der vermeintlich glückliche Gewinner hat zwei Monate lang mit sich gerungen und eine Entscheidung getroffen: Er sagt „Nein zum Geld!“, weil er sein Leben nicht verändern will.

Die gleichnamige Komödie von Flavia Coste – 2017 in Paris uraufgeführt – ist rasant, witzig und bissig. Tiefsinnig und höchst unterhaltsam setzt Regisseur Bernhard Dropmann den Stoff um, mit einem perfekt eingespielten Ensemble, das einmal mehr viel Gespür für Situationskomik beweist. Wer das Stück, das jetzt Premiere im Ludwigshafener Prinzregenten Theater hatte, besucht, wird es so schnell nicht vergessen. Denn die Handlung regt zum Nachdenken an über Geld, Gier und die wahren Werte im Leben. „Was hättest du an seiner Stelle getan?“, war nach der Premierenvorstellung oft zu hören. Das Thema dürfte so manchen Heimweg dominieren.

Mit dem liebevollen Miteinander der vier ist es vorbei

Richard hat eine großartige Frau, die ihm ein wunderschönes Kind geschenkt hat, eine Mutter, die für ihn da ist, und mit Raphael einen tollen Partner im Architekturbüro, der seinem Gestaltungswillen alle Freiheiten lässt. „Ich besitze schon alles, was ich auf der Welt brauche, nämlich euch“, sagt Richard. Das habe ihm die Kraft verliehen, den falschen Träumen zu widerstehen. Denn Geld verderbe den Charakter und die zwischenmenschlichen Beziehungen.

Und tatsächlich ist es mit dem liebevollen Miteinander der vier vorbei. Richard ist stolz auf seine moralische Stärke. Aber seine Liebsten finden das gar nicht komisch. Sie reagieren fassungslos und wütend. Alle finanziellen Probleme wären gelöst. Richard verdient nämlich mit seinen extravaganten Entwürfen kein Geld und treibt damit auch das Architekturbüro allmählich in den Ruin – was Raphael seit Jahren überspielt, weil er seinen Freund so mag. Das Geld für den Lotto-Schein hat Richard vom Geld seiner Frau bezahlt, die als Lehrerin Kind und Karriere unter einen Hut bringen muss.

Frist läuft erst um Mitternacht ab und der Schein ist noch da

Selbst seine Mutter entwickelt wahre Mordgelüste – spätestens, als klar wird, dass die Zwei-Monats-Frist erst um Mitternacht abläuft und Richard den Lottoschein noch hat. Alles wird versucht – anbrüllen, appellieren, argumentieren und überzeugen. Man könnte so viel Gutes tun mit dem Geld. Doch wo fängt man an, welche wohltätige Einrichtung bekommt wie viel? Kommt dann eines zum anderen – reisen mit dem Privatjet, die Tortenschachtel wieder aufbauen und im Geld schwimmen wie Dagobert? Die Situation eskaliert vollends als Richard den Spielschein verschlucken will.

„Nein zum Geld!“ wurde 2017 in Paris uraufgeführt und erobert seit 2019 auch Deutschland. Karten gibt es im Internet unter www.prinzregenten-theater.de.

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