Ludwigshafen. In der Corona-Pandemie ist die Bereitschaft der Menschen, sich frühzeitig auf Darmkrebs untersuchen zu lassen, enorm gesunken. Und das, obwohl der Anteil sowieso sehr gering ausfalle, sagte Jürgen Riemann, Vorstandsvorsitzender der in Ludwigshafen gegründeten Stiftung Lebensblicke beim digitalen Auftakt zum „Darmkrebsmonat März“. Ein möglicher Grund: Aufgrund der hohen Infektionsgefahr würden sich weniger Menschen zum Arzt trauen, so Riemann. In der zweiten Welle nutzten nun aber wieder mehr Patienten die gesetzlich zustehenden Angebote zur Darmkrebsvorsorge.
Im Wesentlichen gibt es hierbei zwei Möglichkeiten: den Stuhltest und die Darmspiegelung. Ab dem 56. Lebensjahr haben gesetzlich krankenversicherte Personen Anspruch auf die sogenannte Koloskopie, eine Untersuchung des Dickdarms, bei der die Darmschleimhaut auf krankhafte Veränderungen hin kontrolliert wird.
Trotzdem würden noch bis zu 57 Prozent der Karzinome erst in einem späten Stadium entdeckt werden, berichtete die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin per Videobotschaft in der Pressekonferenz der Stiftung Lebensblicke am vergangenen Donnerstag.
„Aktiv bleiben“
Rund 55 000 Menschen erkranken jährlich an Darmkrebs, so Riemann. Für mehr als 23 000 Betroffene ende dies tödlich. „Dabei ist die Koloskopie eigentlich eine Erfolgsgeschichte“, sagte der Vorsitzende der Lebensblicke-Stiftung. 200 000 Darmkrebserkrankungen würden dadurch im Jahr verhindert werden. Und rund 40 000 Frühkarzinome könnten rechtzeitig entdeckt und ohne Chemotherapie geheilt werden. Doch neben den Vorsorgeuntersuchungen gibt es einen weiteren wichtigen Faktor in der Prävention.
„Bleibt man aktiv und bewegt sich, sinkt das Darmkrebsrisiko um bis zu 40 Prozent“, sagte ZDF-Journalistin und Schwimm-Oylmpiasiegerin Kristin Otto in einer Grußbotschaft. Sie ist die diesjährige Schirmherrin des Darmkrebsmonats März und stehe besonders für die beiden gesundheitlich wichtigen Komponenten Sport und Bewegung, so Riemann.
Wie stark das Risiko durch den eigenen Lebensstil beeinflusst werden kann, zeigen auch die beiden Preisträger des Darmkrebs-Präventionspreises der Stiftung Lebensblicke, Michael Hoffmeister und Prudence Carr vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg.
In ihrer Studie „Wie lässt sich das eigene Darmkrebsrisiko reduzieren?“ untersuchten sie neben genetischen Faktoren unter anderem die Auswirkungen von Übergewicht, Rauchen, unausgewogener Ernährung und Bewegungsmangel. Eines der wichtigsten Ergebnisse der Wissenschaftler lautet: „Das Darmkrebsrisiko sinkt stetig mit jeder gesünderen Lebensweise, die zusätzlich beherzigt wird“, erklärte Hoffmeister.
Zweiter Preisträger ist Jakob Nikolas Kather von der Universitätsklinik RWTH Aachen. Er ging der Frage nach, wie mittels künstlicher Intelligenz festgestellt werden kann, ob Patienten Träger eines sogenannten Lynch-Syndroms sind. Dieses sei das häufigste Darmkrebs-Risikosyndrom und betreffe besonders junge Menschen, so Kather.
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