Soziales - Ludwigshafener Ehrenamtsbörse Vehra feiert 20-jähriges Bestehen / Initiatoren setzen verstärkt auf Digitalisierung

Von der Tafel bis zu den Lesepaten

Von 
Andreas Dauth
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An sechs Wochentagen werden bei der Tafel Lebensmittel verteilt. © Christoph Blüthner

Ludwigshafen. Als die ersten Ehrenamtlichen beim Ehrenamtsverein Vehra vor 20 Jahren ihre Dienste aufnahmen, da ging man mit einfachem Modem ins Internet, und Handys hatten weder Touchpad noch Farbdisplay. Die Vermittlung ging über persönliche Kontakte, und Rentner hatten durch Frühverrentung noch andere Motivationen und Möglichkeiten. Corona hat all das zusätzlich erschwert. Nicht zuletzt darum wollen die Verantwortlichen bei Vehra zukünftig auf Digitalisierung und Onlineberatung setzen.

Vor 20 Jahren wurde der Verein zur Förderung des Ehrenamts Vehra als Trägerverein gegründet. Ziel war, alle Aktivitäten zur Förderung von ehrenamtlichem Engagement zusammenzufassen. Rund 70 000 Menschen engagieren sich ehrenamtlich in der Stadt, sagt der erste Vorsitzende von Vehra, Jürgen Hundemer. Stolz ist er auf das, was in den 20 Jahren erreicht wurde. Lesepaten, Schaukelpferd, Kids on Tour, die Tafel sowie Integrationsprojekte in West wie Deutschsprachkurse für türkische Frauen und Näh-Kochkurse zählt er auf.

Von den Ehrenamtlichen, so Hundemer, würden sich pro Jahr 400 Suchende bei Vehra melden, davon würde etwa die Hälfte vermittelt. „Wir haben ein großes Netzwerk aus rund 600 Vereinen und Verbänden, die wir bedienen“, so Hundemer. Neben vielen Auszeichnungen und Preisen, die der Vorsitzende aufzählt, konnte Vehra in den zurückliegenden Jahren auch die Glückwünsche des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder entgegennehmen. 900 Ehrenamtliche seien in der Zeit mit der Ehrenamtskarte ausgezeichnet worden.

Sigrid Veller hat die ersten Jahre miterlebt und ist immer noch aktiv dabei. „Wir richteten Schaukelpferd ein“, erzählt Veller. Dabei reparierten freiwillige Helfer altes kaputtes Spielzeug, das dann wieder verschenkt wurde. Bei Kids on Tour wurden Kinder in den Ferien betreut, deren Eltern arbeiten mussten. Fünf Mal wurde ein Ehrenamtstag in der Fußgängerzone an einem Samstag im Jahr mit bis zu 80 Anbietern ausgerichtet. Bei der Tafel-Küche wurden Multikulturellen regionale Produkte nähergebracht.

Wunsch nach Kühlwagen

All das gibt es nicht mehr, gestand Hundemer. Das Ehrenamt hat sich gewandelt, Ganztagsschulen bei Kindern, Jobs bis in die Abendstunden – all das lässt weniger Spielraum. „Wir konzentrieren uns jetzt ganz auf die Betreuung der Tafel in der Bayreuther Straße, wo wir an sechs Tagen in der Woche Lebensmittel an Bedürftige verteilen.“

Hundemers Plan für die Zukunft: Für rund 300 000 Euro, die über Spenden erwirtschaftet werden müssen, sollen vier neue Kühlwagen angeschafft werden. Daneben sollen die Lesepaten wieder eingesetzt werden. Seit Corona sei die Nachfrage aber sehr gering, gibt er zu. Auch hier soll die Digitalisierung helfen. „Wir sind zentrale Schaltstelle für alle, die ehrenamtlich tätig sein wollen“, fasst Hundemer die Arbeit von Vehra zusammen.

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