Porträt - Der international erfolgreiche Filmemacher William Dieterle wuchs in Mundenheim auf / Stadtteil feiert zum Jubiläum seinen berühmten Sohn

Vom Arbeitersohn zum Hollywood-Regisseur

Von 
Rolf Sperber
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Regisseur William Dieterle – die Aufnahme stammt von 1963. © dpa

Ludwigshafen. Der bekannteste Mundenheimer ist ein gebürtiger Hemshöfer: In seinem 1250. Jubiläumsjahr feiert der Stadtteil mit William Dieterle einen weltbekannten Schauspieler und Hollywood-Regisseur als „Munnemer Eigengewächs“ – aber das Geburtshaus von Dieterle steht in der Gräfenaustraße 64, wo der Künstler am 15. Juli 1893 als siebtes von neun Kindern von Jacob und Bertha Dieterle zur Welt kam. Doch einen großen Teil seiner Kindheit und Jugend verbrachte er in der Florastraße 20 in Mundenheim, wo seine Eltern 1900 ein bescheidenes Haus gekauft hatten. Dieterle startete nach einer Lehre als Tischler und Glaser ins zunächst keineswegs künstlerische Berufsleben.

Der Bahnhofsvorplatz in Mundenheim trägt heute seinen Namen, und seit 1993 ist er Namengeber eines Filmpreises der Stadt Ludwigshafen – noch renommierter ist sein „Stern“ auf dem Hollywood-Boulevard in Los Angeles, mit dem er von der Filmwelt für seine Regiearbeit in zahlreichen Filmen 1960 gewürdigt wurde. Auch in der deutschen Kulturwelt ist Dieterle mit 81 Filmen als Regisseur und rund 60 Einsätzen als Schauspieler vertreten: 1970 erhielt er das „Deutsche Filmband in Gold“ für seine herausragende Tätigkeit, den damals höchstdotierten deutschen Kulturpreis. Das Bundesverdienstkreuz war ihm schon zuvor verliehen worden. Seinen deutschen Vornamen Wilhelm hatte er 1930 in William „anglisiert“.

„Vom Arbeiter- und Bauernsohn zum Hollywood-Regisseur“ – eine märchenhafte Karriere lag hinter William Dieterle, als er mit 79 Jahren am 9. Dezember 1972 in Ottobrunn bei München starb. Im benachbarten Hohenbrunn wurde er beerdigt. Der schon 1930 in die USA emigrierte Schauspieler und Regisseur, der 1937 die US-Staatsbürgerschaft erhielt, war zweimal verheiratet: von 1921 bis 1968 mit der Schauspielerin Carlotta Hagenbruch und nach deren Tod mit der Kostümbildnerin Elisabeth Daum. Seine erste Frau war ihm als Mitarbeiterin bei seinem erfolgreichen Filmschaffen eine wichtige Begleiterin als Beraterin und Mitautorin von Drehbüchern. In den kalifornischen Studios von Warner Brothers galt er neben dem Ex-Ungarn Michael Curtiz als „Hausregisseur“.

Marlene Dietrich zum Film geholt

Auf seinem Weg nach Hollywood war ihm der legendäre Regisseur Max Reinhardt, der ihn 1920 nach seiner Schauspiel-Ausbildung am Nationaltheater Mannheim ans Deutsche Theater in Berlin holte, Vorbild und Freund zugleich. Weitere wichtige Wegbegleiter wurden unter anderem die Schauspieler Marlene Dietrich, die 1923 unter seiner Regie ins Filmgeschäft kam, Heinrich George, Joseph Cotten, Joan Fontaine, Rita Hayworth oder Elizabeth Taylor. Schöpferische Spezialität von Dieterle waren Filmbiografien wie „Emile Zola“, „Louis Pasteur“ oder „Juarez“. Einen Oscar als bester Regisseur verfehlte er 1938 nur knapp: Sein Film über Emile Zola wurde jedoch als bester Film des Jahres gewürdigt. Ein Jahr später gelang ihm mit „Der Glöckner von Notre Dame“ mit Charles Laughton in der Hauptrolle auch ein finanzieller Welterfolg.

Dass er im Zweiten Weltkrieg verfolgten deutschen Künstlern nach ihrer Emigration in die USA half, wurde ihm in der „McCarthy-Ära“ fast zum Verhängnis – sein Stern in Hollywood begann zu sinken. Dieterle kehrte wieder in die Heimat zurück und startete 1958 in Deutschland und Italien mit Kino- und TV-Filmen. 1960 gelang ihm mit der „Fastnachtsbeichte“ auch in der Heimat ein Achtungserfolg.

Freier Autor Humanistisches Gymnasium Ludwigshafen Volontariat bei der "Rheinpfalz" Vier Jahre lang dpa - zuletzt Landesdienst-Leiter lrs Freier Mitarbeiter: dpa, MM, Abendpost/Nachtausgabe, BILD, Süddeutscher Rundfunk, Allgemeine Zeitung Mainz, Wormser Zeitung, Rhein-Neckar-Zeitung, Redaktionsleiter im TV-Pilotprojekt Ludwigshafen/Vorderpfalz, Regionale TV-Sender "Tele-Pfalz" und "Pfalz-aktuell" (Moderator)

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