Slogans hat es schon viele gegeben: "Ludwigshafen - überraschend anders" zum Beispiel oder "Das Tor zur Pfalz", beides schlug nicht wirklich ein. Aber mit Marlis Jonas' Kampagne "Freiwillig in LU" kam 2008 Bewegung in die Sache. Die gelben Buttons und Postkarten sind in der zehnten Auflage im Verkauf und werden allerorten gesichtet.
Jetzt biegen Stadt und städtische Kongress- und Marketinggesellschaft Lukom mit ihrer Kollektion um die Ecke, die das neue Stadtlogo zum Mittelpunkt der Design-Aktivitäten macht. Es nutzt ein sogenanntes Emoticon: Striche und Punkte bilden ein augenzwinkerndes, lächelndes Gesicht. Gemeinsam mit dem Schriftzug "Ludwigshafen - Stadt am Rhein" auf cyanblauem Grund wurde das Logo im November vergangenen Jahres vorgestellt.
Als Geschenke gefragt
"Das war ja relativ kurz vor Weihnachten", erinnert sich Markus Lemberger, Sprecher der Lukom. Etliche Ludwigshafener hätten angerufen und gefragt, ob es nicht T-Shirts mit dem Logo zu kaufen gebe, die sie als Geschenk in alle Welt schicken könnten. Ähnliche Reaktionen gab es bei der Stadtverwaltung, stellten die Akteure bei ihren regelmäßigen Marketing-Treffen fest. "Dann haben wir uns überlegt, was wir brauchen könnten", erklärt Marcel Jurkat, Leiter des städtischen Repräsentationsbüros: "Welche Zielgruppe können wir womit erfreuen?" Sportdezernent Wolfgang van Vliet schlug vor, neben T-Shirts auch Lauf-Shirts zu produzieren - mit Blick auf den MLP-Marathon im Mai keine schlechte Idee. "Und da war der Weg zum Dusch-Handtuch mit eingesticktem Logo und Schriftzug nicht mehr weit", sagt Jurkat.
Für Neubürger wurde ein verwaltungsintern "Starter-Kit" genanntes kostenloses Tütchen zusammengestellt: Mousepad-Block, Haftnotizzettel, Kuli, Schlüsselanhänger, Einkaufsbeutel und Pfefferminzdöschen gehören neben dem Pin dazu. Die erste Auflage der kleinen metallenen Anstecker sei rasch vergriffen gewesen und werde immer wieder neu aufgelegt, freut sich Jurkat. Sie sind gratis erhältlich bei der Tourist-Info, in den Bürgerservice-Stellen und bei vielen Vereinen.
Die Taschen sind für Gast-Geschenke, wie jetzt an die Delegation aus der Partnerstadt Sumgait, sehr begehrt. Nun sollen als Nächstes Tassen mit dem Stadtlogo produziert werden. "Eine solche Kampagne stärkt das Wir-Gefühl", sind sich Jurkat und Lemberger einig. Das Stadtwappen mit dem Anker bleibe erhalten, aber mit dem neuen Logo sei ein frischer Wind eingezogen.
Der Einzelhandel ist auch nicht faul. Seit November 2011 gibt's den "Ludwigshafener Rheinkiesel": Diese Marzipan-Spezialität haben Karl-Heinz und Jochen Kehl vom Innenausstatter Dörr in Auftrag gegeben. Eine Silhouette der Chemiestadt zieht sich wie eine Bordüre über den Rand der Verpackung. Das Motiv findet sich auch auf einem T-Shirt, das im Geschäft "Shirt-Design" in der Ludwigstraße erhältlich ist. Bei der Thalia-Buchhandlung im Rathaus-Center gibt es einen Sondertisch, der neben Büchern über Ludwigshafen auch Süßigkeiten mit Stadt-Aufdruck feilbietet. Dort ist auch ein Ludwigshafen-Schirm erhältlich.
Bereits seit Sommer vergangenen Jahres gibt es den "Ludwigstaler": Dieses Mürbegebäck wurde von der Bäckerei Lanzet entwickelt, auf Initiative von Stadtführerin Elke König. Ihr ist wichtig, dass es sich um ein regionales Produkt handelt. Die BASF hat in ihrer "Anil-in"-Kollektion einen Blechschild-Kalender, der als Motiv das Engelhorn-Hochhaus zeigt. Dieser ist bei den Wirtschaftsbetrieben und im Internet für knapp zehn Euro zu haben.
Die städtische Immobiliengesellschaft GAG hat für das Info-Center am Rhein eine kleine Kollektion an Gästehandtüchern, Tassen und Gläsern herstellen lassen. Sie alle tragen den Schriftzug "Rheinufer Süd". "Das ist alles ausschließlich zur Verwendung im Info-Center gedacht und nicht zum Verkauf", sagt GAG-Sprecherin Heike Sugge.
OB Eva Lohse sagt, sie würde sich "riesig freuen", wenn die Produktpalette zu einer größeren Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt beiträgt. "Logos zu tragen, ist richtig modern geworden", ist ihr Eindruck und sie verweist auf die Mitarbeiter der BASF, die meistens auch mit einem bunten Pin des Chemieunternehmens gesichtet werden. Sie selber trage "immer das Logo samt Wortmarke ,Ludwigshafen Stadt am Rhein'" und freue sich, dass auch viele Mitarbeiter der Stadtverwaltung ihr Revers oder ihren Blusenkragen damit schmücken.
Heimat nach außen getragen
Ludwigshafen - Stadt am Rhein. Kurz und knackig wirbt die Chemiestadt jetzt mit diesem Slogan für sich und stellt ihren größten Standortvorteil heraus. Die erste Aufregung um das neue Logo hat sich gelegt und die Verantwortlichen nutzen es jetzt sogar als Werbeträger für Produkte, die sich vermarkten lassen. Und das ist auch gut so, um mal einen bekannten Politiker zu zitieren: Die reinen Werbegeschenke mit Aufdruck werden oft nicht wertgeschätzt. Wenn jemand aber 8,50 Euro für ein Duschtuch oder 15 Euro für ein T-Shirt bezahlt, will er es auch wirklich haben.
Am wichtigsten ist aber die Tatsache, dass sich die Träger der Werbebotschaft nicht mehr schämen, sondern den Namen der Stadt mit ihrem Logo und Schriftzug offensiv nach außen tragen. Mit oft nicht verstandener Selbstironie hatte Marlis Jonas dies durch ihr"Freiwillig in LU" ja schon thematisiert. Das Ruhrgebiet macht es vor mit seinem trotzigen Spruch "Woanders is' auch schei . . .": Aus vermeintlichen Standortnachteilen können Heimatgefühle und ein gewisser Stolz entstehen.
Die Verkaufsartikel der Stadt und der Lukom sind alle bei der ...
Die Verkaufsartikel der Stadt und der Lukom sind alle bei der Tourist-Information am Berliner Platz erhältlich. Ein T-Shirt kostet 15 Euro, ein Lauf-Shirt 19 Euro und ein Dusch-Handtuch 8,50 Euro.
Eine weitere Verkaufsstelle ist der Bürgerservice im Rathaus-Center.
Infos zu den Artikeln und den Preisen unter Tel. 0621/504-30 90 und 0621/51 20 35.
Der örtliche Einzelhandel wie das Einrichtungshaus Dörr und die Buchhandlungen Thalia und Dr. Kohl halten ebenfalls Produkte bereit, wie den "Freiwillig in LU"-Button, Postkarten, Bücher, Schirme und Süßigkeiten.
Infos zum Vertrieb des "Ludwigstalers" unter Tel. 0621/55 90 01 44.
Im Stadtmarketing wird die Kommune beim sogenannten Merchandising (zu Deutsch: Verkaufsförderung) als "Produkt" angesehen. Artikel mit dem gleichen Logo dienen der gemeinsamen Vermarktung der Stadt und damit der Wertschöpfung.
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