Frankenthal/Ludwigshafen. Die Ursache für die Explosion am 17. Oktober 2016 im Landeshafen Nord der BASF ist geklärt. Wie der leitende Oberstaatsanwalt Hubert Ströber dieser Zeitung auf Anfrage bestätigte, ergab das Brandgutachten, dass der Mitarbeiter einer Fremdfirma bei Arbeiten mit einem Winkelschleifer ein mit brennbarer Flüssigkeit gefülltes Rohr angeschnitten hatte und die Explosion mit Folgebränden damit verursachte. Demnach hatten sich die Ermittlungen "ziemlich schnell" auf den Arbeiter konzentriert - das Gutachten bestätige nun die Annahme der Ermittlungsbehörde. Bei dem Unglück waren vier Feuerwehrmänner und ein Matrose ums Leben gekommen. 30 Menschen wurden verletzt, acht davon schwer.
Nach aktuellen Informationen seien bei der Überprüfung durch einen Gutachter keine technischen Mängel am Landeshafen festgestellt worden, auch für ein weiteres Verschulden gebe es keine Anhaltspunkte. Die Ermittlungen fokussieren sich deshalb nun auf den Mitarbeiter einer Fremdfirma, der das Rohr am Unglückstag angeschnitten hatte.
Das acht Millimeter dicke Rohr war nach Gutachter-Angaben mit einem etwa sechs Zentimeter langen Schnitt beschädigt worden. Zum Unglück habe dabei vor allem der Umstand, geführt dass der Schnitt an der mit einer brennbaren Flüssigeit gefüllten Seite des Rohres vorgenommen wurde. Die andere Seite des Rohres sei nicht gefüllt gewesen. "Vor allem die Tatsache, dass der Schnitt seitlich gesetzt wurde, war fatal", wie Ströber dem "MM" am Freitagvormittag erklärte. Denn das durch Funkenflug entzündete Raffinat sei zur Seite entwichen, und habe dabei eine Ethylenleitung im Rohrgraben des Landeshafens erhitzt und so zur Explosion geführt. "Wäre der Schnitt nach oben gesetzt worden, hätte es zwar eine Feuerfontäne gegeben, die anderen Leitungen wären jedoch nicht angefeuert worden und das Unglück hätte vermieden werden können", sagte Ströber. Da das Gutachten klar zeige, dass das Unglück durch das Fehlverhalten des Arbeiters ausgelöst wurde, wird eine mögliche Teilschuld der BASF nicht weiter untersucht.
Laut Gutachten hatte der Arbeiter mit seinem Winkelschleifer eine entleerte Leitung abtrennen sollen. Diese sei jedoch "klar gekennzeichnet gewesen", wie Ströber berichtet. Von einem Tatvorsatz gehe die Ermittlungsbehörde dennoch nicht aus - "schon allein wegen der hohen Gefahr einer Eigenverletzung, zu der es so dann ja auch kam", sagte Ströber.
Gegen den Fremdfirmen-Mitarbeiter wird wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässigem Herbeiführen einer Explosion und fahrlässiger Brandstiftung ermittelt. Bislang hat sich der Arbeiter noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. "Das ist in dieser Situation auch überhaupt nicht verwunderlich, das raten Verteidiger ihren Mandanten oft, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind." Im neuen Kalenderjahr wird die Staatsanwaltschaft laut Aussage des Oberstaatsanwalts über eine Verfügung entscheiden. Nach der Aussage des Verdächtigen wird sich dann auch klären, ob es zu einem Prozess kommt. Bis dahin dauern die Ermittlungen weiter an.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ludwigshafen_artikel,-ludwigshafen-ursache-fuer-basf-explosion-geklaert-der-seitliche-schnitt-war-fatal-_arid,1171094.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/firmen_firma,-_firmaid,20.html