Mundenheim - In Ludwigshafen gibt es eins von deutschlandweit 48 Buddhisten-Zentren / Anlaufstelle für 12 000 Menschen in der Region

Thai-Oase mitten in der Stadt

Von 
Rolf Sperber
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Ludwigshafen. Zwei mächtige, fünf und drei Meter hohe goldene Buddhafiguren im ehemaligen Biergarten ziehen auch die Blicke vorbeirauschender Zugpassagiere an: Eine seit vielen Jahren geschlossene Gaststätte in Ludwigshafen-Mundenheim ist zum Tempel geworden. Die weithin sichtbaren Monumente zieren ein Haus, das vor rund 125 Jahren gebaut wurde. Gastwirt Jakob Ritscher errichtete es für seine „Restauration zum Bahnhof“ an der Maudacher Straße bei der Einmündung zur Bürgermeister-Butscher-Straße. Seit 2007 ist das zweigeschossige Jugendstil-Haus als „Wat Thai Buddha Apa“ ein Kloster der frühbuddhistischen Theravada-Tradition.

Einziger Mönch und gleichzeitig Abt des Klosters ist Phra (Mönch) Chatchawan Sarakhan, der sich auch um ein jüngeres Buddha-Kloster im Saarland kümmert und deshalb derzeit nur sporadisch in Mundenheim anzutreffen ist.

Der in Kalasin in Thailand aufgewachsene Mönch war in seiner Heimat zunächst Marinesoldat („da war ich nicht glücklich“), ehe er mit 25 Jahren seine Berufung zum aktiven Vertreter einer ansonsten eher im Stillen wirkenden Weltreligion realisierte. Heute ist er in Mundenheim zentrale Gestalt des buddhistischen Zentrums deutsch-thailändische Beziehungen und für rund 500 Mitglieder des eingetragenen Vereins verantwortlich.

Friedliche Religion

Doch sein Wirkungsbereich reicht viel weiter: „Wir kümmern uns von Mundenheim aus um rund 12 000 Menschen in der Metropolregion um Mannheim und Ludwigshafen“, rechnet Suthiya Schaich hoch, die sich als eingebürgerte und gut Deutsch sprechende Thailänderin von ihrer Wahlheimat Ludwigshafen aus um alle kulturell oder sprachlich entstehenden Probleme kümmert. Immerhin ist der Mundenheimer Thai-Tempel eines von nur 48 solchen Buddhisten-Zentren in Deutschland, wo einer offiziellen Bundes-Religionsstatistik zufolge etwa 260 000 bis 300 000 Menschen, darunter 30 000 Deutsche, dieser weltweit als ausgesprochen friedlich wahrgenommenen Religion angehören. Suthiya Schaichs Credo: „Ich glaube an Wiedergeburt in positiver und negativer Form.“

Gründer dieser Religion war der Inder Siddhartha Gautama (563-483 v. Chr.), der als erster Buddha vor allem im asiatischen Raum viele Anhänger gewann. Heute sind es weltweit etwa 375 Millionen. Im Buddhismus versteht man unter einem Buddha ein Wesen, das aus eigener Kraft Reinheit und Vollkommenheit seines Geistes erreicht und somit grenzenlose Entfaltung aller seiner Potenziale erreicht hat.

Diese Weltreligion mit dem tibetischen Dalai Lama als derzeit wohl berühmtesten Vertreter kennt keinen Gottesbezug. Viele deutsche Asienurlauber sind jedoch beeindruckt von der Pracht, mit der die Buddhisten in ihren Ländern wie Thailand oder Vietnam ihre Einrichtungen wie Tempel und Klöster ausstatten.

Treffen an diesem Sonntag

Der Mundenheimer Tempel ist in den Räumen der ehemaligen Gaststätte an einem längst aufgelassenen Straßen-Bahnübergang, in der bekannte Gastronomen-Familien wie Ritscher, Gieser oder Frenzel auch eine Kegelbahn betrieben, für Außenstehende fast ein Museum, das man im übrigen nur ohne Schuhwerk betreten darf.

Viele ungewöhnliche Dekorationen weisen auf den nun religiösen Zweck des einstiges Gasthauses hin – und im früheren Biergarten unter einer mächtigen Platane sind die beiden goldenen Buddhafiguren nicht zu übersehen.

Mehrmals im Jahr herrscht in den Räumen und im Außenbereich wieder reges Leben, wenn die Thai-Buddhisten zu einem religiös-kulinarischen Treffen laden. Das nächste findet an diesem Sonntag statt.

Freier Autor Humanistisches Gymnasium Ludwigshafen Volontariat bei der "Rheinpfalz" Vier Jahre lang dpa - zuletzt Landesdienst-Leiter lrs Freier Mitarbeiter: dpa, MM, Abendpost/Nachtausgabe, BILD, Süddeutscher Rundfunk, Allgemeine Zeitung Mainz, Wormser Zeitung, Rhein-Neckar-Zeitung, Redaktionsleiter im TV-Pilotprojekt Ludwigshafen/Vorderpfalz, Regionale TV-Sender "Tele-Pfalz" und "Pfalz-aktuell" (Moderator)

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