Innenstadt - Oberbürgermeisterin will sich bei Standortsuche eng mit Fraktionen abstimmen / Forschungsprojekt zum Raumbedarf?

Suche nach neuem Standort für Rathaus in Ludwigshafen

Von 
Thomas Schrott
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Ende 2021 wird der Rathausturm geräumt, dann schließt auch das Center. © Schrott

Ludwigshafen. Nach der Entscheidung über den Abriss des Rathaus-Centers steht bislang nur fest, dass die Bagger 2022 anrollen. Bei der Suche nach dem neuen Standort will sich Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) eng mit den Fraktionen abstimmen. In einem Forschungsprojekt der Hochschule Ludwigshafen könnte der künftige Raumbedarf der Verwaltung untersucht werden.

Welche Schritte sind in nächster Zeit geplant?

Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) will die Standortsuche in Ruhe angehen. „Ich werde mich darüber mit den Vorsitzenden der Fraktionen austauschen. Es gibt keine Hauruck-Aktion“, sagt die Rathauschefin auf Nachfrage dieser Redaktion. Auch wenn das Rathaus-Center ab 2022 abgerissen wird, bestehe kein Grund zur Eile, den neuen Standort festzulegen. „Wir brauchen zuerst eine gute Planung für den Abbruch des 15-stöckigen Gebäudes. Das Projekt wird so hoch kompliziert wie der Abbruch der Pilzhochstraße. Nichts darf auf die viel befahrene Hochstraße Nord fallen.“

Wie viel Bürofläche benötigt die Stadt in Zukunft?

Das ist nicht ganz klar. Denn durch die Corona-Krise hat sich die Arbeitswelt verändert - etwa durch mehr Home Office. Dadurch fällt der Raumbedarf geringer aus als bislang kalkuliert. Genaueres soll eine Arbeitsgruppe „Rathaus 2050“ untersuchen, die die Oberbürgermeisterin unter Einbeziehung des Personalrates eingerichtet hat. Generell strebt die Verwaltung eine Lösung an, bei der externe Standorte entfallen. Damit sollen die Mitarbeiter kurze Wege haben und Reibungsverluste vermieden werden.

Wird für die Untersuchung externe Hilfe geholt?

Ja, das könnte sein. Die Rathauschefin hat Kontakt mit Professorin Jutta Rump von der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen aufgenommen. Dabei soll abgeklärt werden, ob der Raumbedarf in einem Forschungsprojekt untersucht werden kann.

Was spricht für den bisherigen Rathaus-Standort?

Das Gutachterbüro Drees & Sommer hatte einen Neubau am jetzigen, erweiterten Standort als nachhaltigste und flexibelste Lösung bezeichnet - im Vergleich zu den Varianten reine Sanierung oder Sanierung mit Erweiterungsbau. Die SPD bezeichnet einen Neubau als beste und wirtschaftlichste Lösung, ohne sich genau festzulegen. Auch Steinruck ist offen in der Standortfrage. Die FDP hält das Gutachten für nachvollziehbar. Die Grünen im Rat plädieren für einen Neubau am Rathausplatz, wollen aber noch die Frage der Nahversorgung geklärt wissen.

Gibt es andere Standort-Vorschläge?

Die Fraktion Grünes Forum und Piraten hat die Walzmühle ins Gespräch gebracht, weil ein Neubau am Rathausplatz erst in zehn bis 15 Jahren möglich sei. Der Standort verfüge über eine gute Verkehrsanbindung und sei in fünf Jahren realisierbar. Die Fraktion hat nach Angaben des Vorsitzenden Raik Dreher Kontakte zum neuen Eigentümer Pro Concept AG (Mannheim) aufgenommen, die einer solchen Idee aufgeschlossen gegenüber stehe. Eine Lösung in der Walzmühle lehnen indes die Linken ab. „Nach früheren Erfahrungen mit dem Rathaus-Center darf die Verwaltung keine Knebelverträge mehr als Ankermieter eingehen“, so Bernhard Wadle-Rohe.

Werden auch dezentrale Lösungen erwogen?

Ja, die CDU favorisiert ein solches Konzept, weil es mehr Flexibilität biete, so Fraktionsvorsitzender Peter Uebel. „Wenn die Verwaltung alle externen Standorte aufgeben würde, drohen neue Leerstände.“ Genaue Angaben, welche Standorte künftig berücksichtigt werden sollten, macht die Union nicht. Sie hat lange am Rathaus-Center festgehalten, weil es ein Wahrzeichen Ludwigshafens sei.

Ist auch das Metropol-Gebäude ein Thema?

Die FWG regte diese Variante an, weil die Nutzung des Hochhauses mit einem Hotel angesichts der Veränderungen durch die Corona-Pandemie zweifelhaft sei. Die Verwaltung erklärt in einer Antwort auf eine FWG-Anfrage im Stadtrat, dass dem Investor nach dessen Angaben keine Nutzer oder Mieter abgesprungen seien. Stattdessen sollen noch in diesem Jahr vorbereitende Maßnahmen beginnen. Ein Baubeginn sei für Frühjahr 2021 angestrebt.

Welche größeren externen Standorte hat die Verwaltung?

Neben den Stadthäusern Nord und Bismarckstraße hat die Verwaltung Standorte im Hemshof-Center (Ausländerbehörde), Achtmorgenstraße (Straßenverkehrsamt), Westendstraße (Jugendhilfe) und Bürgermeister-Kutterer-Straße. Nach der Teilräumung des Rathauses kamen Postgebäude, Rhein-Center und Faktor-Haus hinzu.

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