Geschichte - Sanierung der Laufbahnen im Südwest-Rund könnten 2016 erfolgen / Stehränge werden nicht befestigt

Stadion zehrt von altem Ruhm

Von 
Rolf Sperber
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So voll war es im Südwest-Stadion 1952 bei einem Fußballendspiel (großes Bild), 1949 wurde es errichtet (oben rechts) und 2007 modernisiert.

© Stadtarchiv/Rittelmann

Der Rasen befindet sich in bestem Zustand, die Leichtathletik-Laufbahnen sollen baldmöglichst - vielleicht noch 2016 - nach über 40 Jahren für knapp 650 000 Euro erstmals wieder vollständig erneuert werden. Auch Weit-, Hoch- und Stabhochsprung-Gruben warten in Bestverfassung auf hochkarätige Wettbewerbe: Doch die unbefestigten Zuschauer-Stehränge im Südwest-Stadion haben nach dem Ausbleiben größerer Veranstaltungen in den vergangenen Jahren inzwischen eher den Charakter einer Bauruine.

Für Fußballer und Leichtathleten ist das Stadion wohl immer noch eine der angenehmsten Sportanlagen in Südwestdeutschland. Der etwa 7000 Quadratmeter große Fußballrasen, dessen Wurzeln wegen einer mehr als einen Meter dicken Kies-Sand-Schicht tief im Boden gründen, der deshalb auch nach "robusten" Spielen keine Lücken aufweist, hat von seiner Qualität nichts eingebüßt. Kein Wunder - er wird schließlich nur selten von den Oberliga-Fußballern des FC Arminia 03 Ludwigshafen malträtiert.

Auf die Zuschauerränge sollte man 65 Jahre nach der Einweihung des Stadions nur mit nostalgischem Wohlwollen einen Blick werfen: Wo sich einst bis zu 83 000 Fußballfans drängten, als am 22. Juni 1952 das Endspiel um die deutsche Meisterschaft zwischen dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Saarbrücken (3:2) ausgetragen wurde, verlieren sich heute maximal 6000 Zuschauer. Sie verteilen sich auf die überdachte Tribüne (4500 Plätze) und einen bescheidenen eingezäunten Sektor gegenüber (1500).

An diesem Zustand wird sich wohl auf Jahre hinaus nichts ändern, denn der Großteil der Stehränge für die Zuschauer befindet sich in einem katastrophalen Zustand. "Machen wir uns nichts vor - die Ränge können ohne erhebliche Gefahr nicht mehr genutzt werden", sagt der städtische Sportchef Thomas Gerling. Auch nicht für Open-Air-Konzerte - man denke nur an Elton John, Michael Jackson, Peter Maffay, Bruce Springsteen oder Bon Jovi, die früher die Massen lockten.

Van Vliet: Optik sollte stimmen

Sportdezernent Wolfgang van Vliet sieht die Situation realistisch: "Wir müssen dafür sorgen, dass wenigstens die Optik einigermaßen stimmt - dass also auf den leeren Rängen nicht meterhoch das Unkraut wächst und mit seinem Wurzelwerk weitere Instabilität verursacht." Gewissermaßen "für alle Fälle" die Ränge wieder zu befestigen, halten alle Stadionkenner wie van Vliet für Unsinn: "Wir haben in Ludwigshafen keinen Fußballverein mit Perspektiven wenigstens für die Dritte Liga - warum also Geld investieren, das wir ohnehin nicht haben?"

Bleibt den Sportfans also nur ein wehmütiger Blick zurück. Immerhin fanden hier neben dem deutschen Endspiel 1952 auch vier Länderspiele 1952 gegen Jugoslawien (3:2), 1960 gegen Portugal (2:1), 1964 gegen die Tschechoslowakei (3:4) und 1966 gegen Rumänien (1:0) statt. Zweimal war das Stadion auch Schauplatz des deutschen Pokalfinales 1954 zwischen VfB Stuttgart und 1. FC Köln (1:0) und 1968 zwischen dem 1. FC Köln und VfL Bochum (4:1).

Selbst "ganz normale" Vereinsspiele sorgten einst für volle Ränge - etwa wenn der 1. FC Kaiserslautern in seine "zweite Heimat" nach Ludwigshafen ausweichen musste, oder der FK Pirmasens und der SV Alsenborn um deutsche Meisterschaft oder Bundesligaaufstieg spielten. Und dann absolvierte auch der SV Waldhof Mannheim zwischen 1983 und 1989 seine 102 Bundesliga-Heimspiele im Südweststadion. Lange Zeit Zuschauerrekord war auch ein Länderspiel vor 30 000 Fans gegen Frankreich - im Handball.

Chronik

Das Südwest-Stadion sollte 1938 gebaut werden, die Pläne stockten durch den Zweiten Weltkrieg.

Einen neuen Anlauf gab es 1949: Das Stadion entstand auf Müll- und Schuttbergen. 1950 ist es schließlich eröffnet worden.

Bis 2003 fanden dort auch große Konzerte statt.

Wegen des Aufstiegs des FSV Oggersheim 2007 in die Regionalliga waren 5000 neue Sitzschalen und eine Tribünenüberdachung eingebaut worden.

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