Ludwigshafen. In sogenannten Sprach-Kitas wird die Sprachentwicklung von Kindern individuell gefördert. In Deutschland gibt es derzeit 6800 Einrichtungen mit diesem Schwerpunkt - einige auch in Ludwigshafen. Das Programm mit dem sperrigen Namen „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ existiert seit Januar 2016 und war eine Erfindung Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Auch in der Multi-Kulti-Stadt Ludwigshafen läuft es seither. Aber eben nur bis Ende 2022, so Stadtsprecherin Simone Müller. Denn: Die weitere Finanzierung der Sprach-Kitas steht auf der Kippe. Sebastian Storck, Vorsitzender des Stadtelternausschusses der Stadt , sagt: „Das Sprach-Kita-Programm kommt im Etat des Bundes für das Jahr 2023 nicht mehr vor.
Gegenwärtig setzten 13 Kindertagesstätten, sieben städtische Kitas und sechs Einrichtungen freier Träger mit insgesamt 15 halben Stellen das Bundesprogramm in Ludwigshafen um. „Jede achte Kita profitiert davon“, sagt Storck. Er befürchtet, dass ein Verzicht negativen Einfluss auf die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund haben könnte. Denn in Ludwigshafen gibt es in der jungen Bevölkerung viele Menschen, die aus anderen Ländern stammen. Die Stadt sieht den drohenden Wegfall der Finanzierung kritisch. „In der derzeitigen Situation muss die Sprachförderung von Kindern ein zentrales Anliegen sein“, konstatiert Müller.
Corona und die Folgen
Kinder lernten eine Sprache am besten im persönlichen Kontakt - also im Dialog, im Handeln und in der Beziehung mit den Eltern und den pädagogischen Fachkräften. Kinder orientierten sich am Sprachvorbild. „Die Sprach-Kitas beraten mit Eltern, wie diese auch zu Hause ein sprachanregendes Umfeld schaffen können“, bescheibt die Sprecherin, wie das Konzept inhaltlich angelegt ist.
„Fachkräfte machen Standard- und Spezialangebote für Familien und fördern so den Austausch über die sprachliche Entwicklung der Kinder.“ Laut Müller ist für die sehr hohe Anzahl von Kindern mit anderer Muttersprache eine intensive und kontinuierliche Sprachbildung in den Kitas erforderlich. Das gelte auch für Kinder aus sozial- und bildungsbenachteiligten Familien sowie für Flüchtlingsfamilien.
Das Programm
- Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert mit dem Programm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ schon seit 2016 Kindertagesstätten in Ludwigshafen. Das geht aus einer Vorlage der Verwaltung hervor.
- Ursprünglich sei das Ende des Bundesprogramms für Ende 2020 geplant gewesen, es wurde im März 2020 um weitere zwei Jahre verlängert.
- Von 2016 bis 2022 stellte der Bund jährlich pro teilnehmender Kita einen Zuschuss von 25 000 Euro zur Verfügung. vs
Die Corona-Pandemie habe zu weiteren Belastungen von sozialbenachteiligten Familiengeführt, die in den Kindertageseinrichtungen aufgefangen werden müssten.“ Zudem stellten wegen des Ukraine-Krieges geflüchtete Familien höhere pädagogische Ansprüche an die Fachkräfte.
Qualitätsvolle Sprachgelegenheiten seien wichtige Voraussetzungen für schulische Erfolge sowie die gesellschaftliche Integration der Kinder, betont die Pressesprecherin. Altersgemäße Sprachkenntnisse seien wichtig, um gleiche Bildungschancen zu ermöglichen.
Sprachrohr in dieser Sache seien die kommunalen Spitzenverbände, die für die Städte und Gemeinden Kritik an der Beendigung des Programms geübt haben.
„Bürgermeisterin Cornelia Reifenberg hat sich darüber hinaus an die Bundes- und Landtagsabgeordneten aus Ludwigshafen gewandt und um Unterstützung gebeten“, sagt Müller über die Bestrebungen der Stadt. Das Bundesprogramm ende am 31. Dezember 2022.
Eltern sammeln Unterschriften
„Die Verantwortlichkeit wird vom Bund an die Länder übergeben. Im Bundeshaushaltsentwurf wurden für die Fortsetzung des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Qualität und Teilhabe in der Kindertagesbetreuung für die Jahre 2023 und 2024 jeweils bis zu zwei Milliarden Euro zur Unterstützung der Länder vorgesehen“, so die Pressesprecherin. Nun sei für die Stadt aber nicht ersichtlich, in welcher Höhe finanzielle Mittel in die sprachliche Bildung fließen sollen, ergänzt sie. Alternativen für die Sprach-Kitas gibt es laut Müller nicht. Durch den drohenden Verlust von Personal entstehe das Risiko, die Fortführung nicht mehr gewährleisten zu können. Aufgeben sei keine Option. Bundesweit sammelten Eltern zuletzt Unterschriften für eine Petition.
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