Karl-Kreuter-Schule - Trauerbegleiter arbeiten mit Drittklässlern an drei Vormittagen Fragen zu Verlust, Abschied und Tod auf / Besuch im Hospiz Elias

Spielerischer Umgang mit Tabu-Thema

Von 
Bertram Bähr
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Beim Hospiz-Projekt in der Karl-Kreuter-Grundschule setzten sich Drittklässler mit Sterben und Tod auseinander - und drücken ihre Gefühle auch bildlich aus.

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Lukas blickt zu Boden und läuft im Kreis. Ivona wischt sich eine Träne aus dem Gesicht. Ali-Said zieht sich den Pullover über den Kopf, damit niemand ihn sehen kann. "Er hat sich im wahrsten Sinne des Wortes verkrochen", erklärt Trauerbegleiterin Kerstin Werz-Schweitzer Drittklässlern der Karl-Kreuter-Grundschule in Ludwigshafen. Gerade haben sie pantomimisch dargestellt, was Traurigkeit für sie bedeutet.

Drei Tage lang arbeitet Werz-Schweitzer, unterstützt von ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen, mit der 3a von Lehrerin Tabea Ringeisen. An diesem Mittwoch endet das Projekt, das der Förderverein Hospiz unter dem Titel "Hospiz Elias macht Schule" im vergangenen Jahr konzipiert hat und jetzt - nach einem Besuch in der Erich-Kästner-Grundschule - zum zweiten Mal umsetzt.

Geteiltes Leid

Dabei arbeitet die Trauerbegleiterin viel mit Bildern. Wie sehr das die Schüler anspricht, zeigt sich im Unterricht. Jeder von ihnen hat einen Stein mitgebracht. Damit füllen die Kinder den "Trauerkorb". "Trauer und Traurigkeit ist etwas Schweres", erklärt Werz-Schweitzer - und fordert die Schüler auf, den Korb zu tragen. Die tun sich damit wirklich schwer - und merken, dass es leichter wird, wenn ein anderer ihnen hilft. Sie gehen längst nicht mehr so gebückt wie zuvor.

Was bedeutet es, krank zu sein? Was bedeutet es, wenn man krank ist und nie wieder gesund wird. Was bedeutet es, wenn man sterben muss? Am ersten Tag stehen solche Fragen im Mittelpunkt. Kerstin Werz-Schweitzer fasst das Thema aber weiter. Denn Abschied kann vieles bedeuten: neben dem Tod etwa der Wegzug des besten Freundes oder der Verlust der gewohnten Lebensumstände durch eine Scheidung der Eltern.

Zugleich stimmt die Trauerbegleiterin auf den zweiten Tag ein, den Besuch im Hospiz Elias. Dort staunen die Schüler darüber, wie schön und individuell alles eingerichtet ist. Einer, so Tabea Ringeisen, habe danach gesagt: "Wenn ich alt bin, komme ich auch mal hierher. Denen geht es gut."

Werz-Schweitzer hat festgestellt, dass Kinder bei dem schwierigen Thema oft sehr viel unbefangener sind als Erwachsene. Nicht zuletzt führe der offene Umgang mit Tod und Sterben in der Schule dazu, dass danach auch in der Familie darüber geredet werde. Durch die vielen Gespräche, die in den drei Tagen geführt werden, erfahren die Mitschüler - und mitunter auch die Lehrer - von Schicksalsschlägen, von denen sie vorher nichts gewusst haben.

Wobei die Schüler für das Thema ohnehin schon sensibilisiert sind. Denn die Klasse 3a besucht auch ein Mädchen, das lebensbedrohlich an Krebs erkrankt ist. Bei dem Projekt ist es teilweise dabei.

Kerstin Werz-Schweitzer würde sich freuen, wenn sich weitere Schulen im Raum Ludwigshafen für das Hospizprojekt interessierten. Im Moment gebe es durchaus noch Kapazitäten. Möglich sind neben dem dreitägigen Unterrichtsmodell auch einzelne Tage oder Stunden.

Hospiz-Projekt

  • Zum zweiten Mal setzt der Förderverein Hospiz sein Projekt "Hospiz Elias macht Schule" um. An drei Tagen beschäftigen sich Grundschüler mit Abschied und Verlust, mit Sterben, Tod und Trauer.
  • Ursprünglich entwickelt wurde die Idee zu "Hospiz macht Schule" im Jahr 2006 in Düren, seit 2008 wird das Projekt von der Bundes-Hospiz-Akademie bundesweit fortentwickelt.
  • Der Ludwigshafener Förderverein erarbeitete im Jahr 2015 ein eigenes Modell, das - anders als bei dem ursprünglichen Projekt - an drei statt an fünf Tagen umgesetzt wird. Die kürzere Dauer erhöhe die Akzeptanz in den Schulen. bhr

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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