Kirche - Vortrag "Zwischen Rom und Wirklichkeit" im Pesch-Haus

Sexualethik auf den Prüfstand gestellt

Von 
Moritz Köhler
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"Schaut den Menschen ins Gesicht!" Mit diesen Worten schloss Hanspeter Heinz seinen Vortrag "Zwischen Rom und Wirklichkeit". Normen dürfen demnach nicht von einer zentralen Instanz beschlossen werden, sie müssen in die verschiedenen Kulturen übersetzt und situationsbedingt angewendet werden. In seinem Vortrag hat sich Heinz mit der offiziellen katholischen Sexualmoral beschäftigt und hinterfragt, ob diese in der Realität überhaupt anwendbar ist. Zudem hat er den Einfluss von Papst Franziskus auf die Sexualethik der Kirche näher beleuchtet.

Mit viel Humor, Anekdoten aus seinem Alltag und schlagfertigen Antworten bei der anschließenden Diskussion begeisterte er die Zuhörer im Heinrich-Pesch-Haus. Er äußerte scharfe Kritik an der traditionellen Sexualmoral der Kirche: "Sexualität ist nur in der Ehe erlaubt. Das ist das einfache Modell der Kirche. Dieses Modell ist aber schwer zu verstehen und für viele Menschen überhaupt nicht zu realisieren."

"Öffentliche Diskussion angeregt"

Die Haltung des Papstes hieß Heinz gut: Dieser handle im Rahmen seiner Möglichkeiten und habe eine öffentliche Diskussion angeregt, was ein erster Schritt in die richtige Richtung sei. Das Publikum äußerte seine Zustimmung mit großem Beifall. Der Vortrag fand im Rahmen einer Jubiläumsfeier zum 15-jährigen Bestehen des Landesverbands Rheinland-Pfalz von donum vitae statt. Donum vitae ist ein katholischer Verein zur Konfliktberatung bei Schwangerschaften. In Ludwigshafen hat der Verein ungefähr 200 Mitglieder. In Deutschland bietet donum vitae an insgesamt 200 Standorten Beratungen und Unterstützung während der Schwangerschaft an. Zur Feier erschienen 80 Besucher, hauptsächlich Mitglieder der Organisation.

Zunächst viel Gegenwind

Gerade in der Anfangszeit erfuhr der Verein viel Gegenwind vonseiten der Kirche. Nachdem Papst Johannes Paul, II. der Caritas die Konfliktberatung für Schwangere untersagt hatte, gründete sich donum vitae, um diese Aufgabe gegen den Willen des Papstes zu übernehmen. Inzwischen hat sich der Ärger der Kirche gelegt, kirchlich anerkannt ist der Verein allerdings nicht. Im Rahmen der Veranstaltung wurde zudem Bernd Rosenberger verabschiedet, der sein Amt als Vorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Pfalz niederlegte. Seine Nachfolgerin ist Constanze Nattermann.

Rita Waschbüsch dankte Rosenberger für das Engagement und wünschte Nattermann Erfolg für ihre Arbeit. Waschbüsch ist die Urmutter des Vereins und heute noch dessen Bundesvorsitzende. Ein Querflöten-Trio der Musikschule Rheinpfalz-Kreis umrahmte die Veranstaltung musikalisch.

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