Ludwigshafen. Um die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) auf linksrheinisches Gebiet zu verhindern, greift das Land Rheinland-Pfalz zu drastischen Maßnahmen. Es errichtet einen Elektrozaun von insgesamt 200 Kilometern Länge.
Damit werden zwei Verteidigungslinien gebildet, sagt Alexander Siebenlist vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium. Eine 89 Kilometer lange Barriere führt entlang der Autobahnen A 63, A 61 und A 650 von Mainz bis Ludwigshafen. Das letzte Teilstück wurde am Mittwoch bei Oggersheim fertiggestellt.
Noch kein Fall von Schweinepest im Rhein-Pfalz-Kreis
Ein zweiter Elektrozaun direkt am Rheinufer von Mainz bis Ludwigshafen ist ebenfalls fast fertig. Die letzten Arbeiten zwischen Rheindürkheim und Ludwigshafen sollen in der nächsten Woche beginnen, kündigt der Verantwortliche im Ministerium für die Schutzzäune an.
Die Maßnahmen hält der Landrat des Rhein-Pfalz-Kreises, Clemens Körner (CDU), für dringend geboten. „Auch wenn wir hier bislang keinen ASP-Fall festgestellt haben, müssen wir jetzt handeln und ein Bollwerk gegen das Virus errichten. Sollte es ein infiziertes Tier erst einmal in den Pfälzerwald schaffen, wo viele Wildschweine leben, würde die Lage viel schlimmer. Das Virus wäre dann nicht mehr einzudämmen“, erläutert er die Gefahr.
So weit ist es nach Ministeriumsangaben aber nicht. Siebenlist bezeichnet die Lage in Rheinland-Pfalz als stabil. „Wildschweine können zwar gut durch den Rhein schwimmen. Alle Schutzmaßnahmen wirken aber.“ Dazu zählen Drohnenflüge, die mit Wärmebildkameras die Gebiete kontrollieren. Regelmäßig würden zudem Hundestaffeln eingesetzt, die nach Kadavern suchen.
Wegen Schweinepest wurde in Südhessen 1000 Tiere getötet
Menschen können sich nach Behördenangaben nicht mit der Schweinepest anstecken. Auch beim Verzehr von Schweinefleisch besteht kein Risiko. Die Viruskrankheit befällt ausschließlich Haus- und Wildschweine. Die ersten ASP-Fälle wurden im Juli in Hessen festgestellt. Vom Virus sind auch Schweinemastbetriebe etwa in Südhessen betroffen, wo bereits mehr als 1000 Tiere getötet werden mussten.
„Ein mobiler Elektrozaun ist leicht veränderbar. Bei einer etwaigen Hochwasserlage im Frühjahr können wir schnell reagieren und die Barrieren versetzen“, begründet der Referent im Ministerium die Errichtung dieser Schutzmaßnahme in der Vorderpfalz und in Rheinhessen. Landwirte, aber auch Spaziergänger und Jogger sollen so wenig wie möglich durch Elektrozäune beeinträchtigt werden. Deshalb lässt das Ministerium Tore oder Weideroste an den Wegen einbauen. Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer können diese Metallgitter auf dem Boden passieren - Tiere aber nicht.
Zaun gegen Schweinepest: Strom kommt von Solaranlagen
„Für die Menschen ist ein Berühren des Elektrozauns unangenehm, aber ungefährlich“, sagt Siebenlist. Die Elektrizität stammt übrigens von kleineren und größeren Solaranlagen entlang der Strecke. „Sie können auch drei Wochen lang ohne Sonne auskommen und trotzdem Strom liefern“, ergänzt Thomas Kühn von der Fachfirma Zaunkontor GmbH.
Für die Schutzzäune gab das Land bislang 1,6 Millionen Euro aus. „Tendenz stark steigend“, merkt Siebenlist an. Das Ministerium geht davon aus, dass die Zäune mindestens drei Jahre lang stehen. „Denn das ASP-Virus ist sehr hartnäckig.“ Die Entscheidungen über das weitere Vorgehen fallen laut Siebenlist aber nicht in Mainz: „Die genauen Vorgaben kommen von der EU.“
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