Altlasten - 16 Hektar große Fläche auf Giulini-Werksgelände für sechs Millionen Euro gesichert / "Ablagerungen im Auge behalten"

Rotschlamm-Halde abgedichtet

Von 
Thomas Schrott
Lesedauer: 

Die rötliche Deponie (links unten) wurde begrünt und erhält einen Abfluss zum Rhein. Darüber freuen sich Giulini-Chef Eli Glaser (r.) und Dezernent Dillinger.

© Prosswitz

Wieder einmal bestimmen die Kosten das Konzept für eine große Altlastensanierung in der Stadt. Wie schon beim ehemaligen Metro-Gelände wurden aus diesem Grund auch die Schadstoffe bei der Rotschlamm-Halde auf dem Giulini-Werksgelände nicht aus dem Erdreich entfernt. Vielmehr wurde die 16 Hektar große Abraumhalde mit Bauxit-Rückständen für sechs Millionen Euro mit einer Kunststoffbahn abgedichtet und begrünt. Die Schadstoffbelastung im Grundwasser wird weiterhin mit sechs Messstellen kontrolliert.

Sechs Grundwasser-Messstellen

Der Präsident der Struktur- und Genehmigungsbehörde Süd (SGD), Prof. Hans-Jürgen Seimetz, sprach gestern beim Sanierungsabschluss von einer vorbildlichen Zusammenarbeit von Betrieb und Behörden.

Rötlich schimmerte jahrzehntelang Bauxit auf der 20 Meter hohen Halde im Süden der Stadt, auf der vier Jahrzehnte lang Rückstände bei der Aluminium-Gewinnung deponiert wurden. Binnen zwei Jahren ergrünte nun der Altlastenberg. Verschiedene Schwermetalle wie Fluorid, Arsen und Blei, die nach Angaben der SGD schwer löslich sind, lagern indes weiterhin im Erdreich.

Mit einer doppelt verschweißten Kunststofffolie, die 2,5 Millimeter dick ist, wurde die Oberfläche der Rotschlammhalde versiegelt. "Die Kunststoffdichtungsbahn hat eine Lebensdauer von rund 100 Jahren", versprach Detlef Asmus vom Ingenieurbüro Asmus Prabucki und hob hervor, dass das Material bereits seit Jahrzehnten im Bergbau verwendet werde. Durch Drainagematten werde das "überschüssige Regenwasser" in einen Ringgraben abgeleitet. Über eine Kaskade fließe das Wasser in ein Rückhaltebecken und werde dann in den Rhein gelassen.

Dank eines veränderten Sanierungskonzepts, so Asmus, sei die Deponie zum Rhein hin etwas abgeflacht worden. Sie erhielt eine meterdicke Erdschicht, auf der nun eine Wiese mit Sträuchern wächst. Bei der naturnahen Gestaltung des Geländes seien auch Schutzräume für die Zauneidechse und den Neuntöter eingerichtet worden.

Mit der "kurzen Projektdauer für eine solch komplexe Sanierung" zeigte sich Giulini-Direktor Siegfried Groß sehr zufrieden. Nach der Stilllegung der Halde 1988 hatte das Unternehmen mehrere Nutzungsüberlegungen verfolgt, die sich letztlich alle als unrealistisch erwiesen. Dazu zählte etwa die Idee, Bauxit als Rohstoff für neue Produkte zu verwenden oder auf dem Gelände ein Güterverkehrszentrum anzusiedeln.

Auch wenn Seimetz von einem "überzeugenden Sanierungskonzept" sprach, räumte er ein, dass "wir die Ablagerungen im Auge behalten müssen". Weil das Erdreich einen hohen PH-Wert aufweise, bestehe die Gefahr, dass Schadstoffe ins Grundwasser ausgewaschen würden. Eine vertiefende Altlastenuntersuchung habe eine "oberflächennahe Beeinträchtigung" des Grundwassers mit Schwermetallen ergeben. Eine Gefahr für die Bürger besteht aber nach Ansicht der SGD nicht, da die Konzentrationen zurückgehen würden.

"Kein Vergleich mit Ungarn"

Ein Unglück wie in Ungarn 2010, das durch eine giftige Schlammlawine aus einem Bauxit-Werk ausgelöst wurde, könne sich in Rheingönheim nicht ereignen, betonte der Giulini-Direktor. Es gebe zwei wesentliche Unterschiede. Zum einen seien die Ablagerungen in Rheingönheim schon stark ausgetrocknet. Zum anderen sei schon vor Jahrzehnten gezielt die gefährliche Natronlauge den Produktionsrückständen entnommen worden. "Es besteht hier kein Gefährdungspotenzial."

Rotschlamm-Halde auf Giulinigelände

  • Die Rotschlamm-Halde im Süden des Giulini-Geländes ist 120 Meter lang, 120 Meter breit und bis zu 20 Meter hoch.
  • Auf ihr lagern 1,9 Millionen Kubikmeter Rückstände aus der Bauxit-Aufbereitung. Die Halde wurde 1942 angelegt und bis 1988 genutzt.
  • Die 16 Hektar große Deponie macht ein Fünftel des Werksgeländes aus.
  • Die Sanierungsfläche beträgt 110 000 Quadratmeter. Hierfür wurden rund 400 000 Kubikmeter Erdreich bewegt.
  • Die Kosten der Altlastensicherung von sechs Millionen Euro trägt die Firma BK Giulini.
  • Vor gut zehn Jahren war überlegt worden, auf dem Gelände ein Güterverkehrszentrum einzurichten.

Redaktion MM-Redakteur seit 1984, zuständig für den Bereich Ludwigshafen - mit all seinen Facetten

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen