Umfangreiche Hochwasserschutz-Maßnahmen muss die Stadt entlang des Rheinufers vornehmen. Im Laufe des Herbstes beginnt die Verwaltung mit den Vorbereitungen für die sogenannte Ertüchtigung der Anlagen entlang der Parkstraße auf der Parkinsel - damit verbunden ist eine Rodung von Gehölzen auf einem drei Meter breiten Streifen entlang der gesamten Parkstraße. Wie berichtet, stellten Wilfried Negwer und Martin Freudenberg vom Bereich Tiefbau vor wenigen Tagen die Planungen dem Ortsbeirat Südliche Innenstadt vor. Im Sommer findet eine Anwohnerversammlung statt.
Entlang der Parkstraße verläuft eine etwa 60 bis 80 Zentimeter hohe Betonmauer. Diese ist laut Negwer vor rund 20 Jahren errichtet worden und nicht mehr so stabil, wie sie sein sollte. Büsche und Sträucher haben die Mauer zum Teil überwuchert, dicht stehende Bäume lockern mit ihrem Wurzelwerk den Boden der Böschung. Die Parkstraße ist nach Angaben von Negwer Teil der Rhein-Hochwasserhauptschutzlinie.
Eine Spundwand aus Metallprofilen soll hinter der Mauer bis zu sieben Meter tief in das Erdreich eingelassen werden und mit dem Sockel der Betonmauer verbunden werden, erklärt Negwer. Die gesamte Maßnahme wird voraussichtlich 4,5 Millionen Euro kosten. Die Stadt hat 500 000 Euro in den Haushalt eingestellt, den Rest trägt das Land. Die Tiefbauarbeiten beginnen voraussichtlich im Frühjahr 2014.
Fledermäuse werden umgesiedelt
Mit dieser Spundwand soll außerdem erreicht werden, dass die Wohnbebauung künftig vom sogenannten Druckwasser verschont bleibt und dass im Falle eines "Hochwasserereignisses" die Böschung nicht abgetragen wird. Um diese Arbeiten angehen zu können, muss über fast zwei Kilometer ein drei Meter breiter Streifen hinter der Mauer gerodet werden. Auf Nachfrage erklärt Oliver Popp, Landschaftsplaner beim städtischen Bereich Umwelt, dass nach bisheriger Schätzung 15 größere und 64 kleinere Bäume gefällt werden - überwiegend Ahorn und Robinie - und der komplette Bewuchs mit Büschen und Sträuchern gerodet werden muss. Damit kann erst nach Abschluss der sogenannten Vegetationsperiode im Oktober begonnen werden, um keine brütenden Vögel zu stören. Unter Umständen seien allerdings auch Höhlenbäume von Fledermäusen betroffen. Die Tierchen sollen umgesiedelt werden. Das Vorgehen sei mit den Naturschutzverbänden abgestimmt.
Nach Abschluss der Arbeiten werden 160 Jungeichen im Stadtpark-Wald, der ein Landschaftsschutzgebiet darstellt, neu gesetzt. Der drei Meter breite "Schutzstreifen" soll mit flach wurzelnden Harthölzern bepflanzt werden. Popp nennt hier Haselnuss, Kreuzdorn und Pfaffenhütchen als künftigen "Waldsaum".
Entlang der Betonmauer verlaufen nach Negwers Angaben wenige Versorgungsleitungen, die beim Bau beachtet werden müssten. Ein Trafohäuschen steht allerdings direkt daran. Die genaue Vorgehensweise stehe noch nicht fest, aber die Spundwand muss an einigen Stellen mit Druck mechanisch in den Boden gerammt werden.
Dies bringt nicht nur Joachim Dörr als Anwohner auf den Plan. Seine Nachbarn und er hätten schon zu leiden gehabt, als die Technischen Werke neue Tiefbrunnen gebohrt haben und die Firma Südband ihre Gebäude abreißen ließ, um die Flächen für die neue Wohnbebauung frei zu machen. "Wir haben Schäden am Haus und Risse in der Wand", schimpft er. Mit den Rodungen hat er kaum Probleme: "Weiter weg stehende Bäume werfen weniger Laub auf die Straße." In vielen Altbauten stehe außerdem häufig Druckwasser im Keller. Wenn dies künftig verhindert werde, empfänden das viele Parkinsulaner als Erleichterung. Bei den Neubauten sei eine hochwasserangepasste Bauweise schon empfohlen, sagt Stadtsprecherin Ulrike Heinrich.
Parkinsel verliert Charme
Die Parkinsel wird ihr Gesicht verändern. Wie stark, muss sich noch zeigen. Aber die Vorstellung, dass ein drei Meter breiter Streifen entlang der Parkstraße und hinter der Hochwasserschutzmauer gerodet wird, ist keine schöne Vorstellung. Nach ersten Planungen müssen fast 80 Bäume gefällt werden, die Anzahl der Büsche und Sträucher ist gar nicht zu beziffern.
Das wird auf der Parkinsel für Unruhe sorgen. Die Anwohner hatten zuletzt wegen der Bohrungen für neue Trinkwasserbrunnen zu leiden - und hier ist noch kein Ende absehbar. Auch als Ziel vieler Spaziergänger verliert die Parkinsel während der nun im Sinne des Hochwasserschutzes anstehenden Rodungs- und Bauarbeiten an Charme.
Die Maßnahme als solche ist zweifelsfrei wichtig. Der vom Menschen mitverursachte Klimawandel zwingt die an Flüssen gelegenen Städte, Schritte zu ergreifen, um Wohngebiete und Industrieanlagen vor steigenden Wasserpegeln zu schützen. Etwas überraschend kommt der Zeitpunkt für den Beginn der Arbeiten - das Planfeststellungsverfahren ist schon im September 2011 abgeschlossen worden. Vielleicht wurde von übergeordneter Stelle - ähnlich wie beim Brandschutz - Druck gemacht, dass die Pläne endlich umgesetzt werden.
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