Großbrand - Feuer in Lagerhalle erst nach 17 Stunden gelöscht / Parkinsel evakuiert / "Gigantische Materialschlacht"

Rauchwolke hält Stadt in Atem

Von 
Thomas Schrott
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Beängstigend: Eine immense Rauchwolke steigt am 22. Juni von der Parkinsel hoch. Ein Großbrand vernichtet eine 200 Meter lange Lagerhalle der Hafenbetriebe.

© Prosswitz

"Es war sehr dramatisch und beängstigend", lautet unisono das Fazit der geschockten Anwohner der Parkinsel. Die riesige Rauchwolke, die der Großbrand am 22. Juni auslöst und die über Mannheim bis nach Südhessen zieht, werden aber auch die Bewohner der anderen Stadtteile so schnell nicht vergessen. Erst 17 Stunden nach Ausbruch der Flammen kommt das erlösende "Feuer aus" - nach einem Großeinsatz von 450 Mann. 2300 Bewohner müssen zuvor die Parkinsel verlassen und die Nacht auswärts verbringen. 300 Hausbesitzer melden später Schäden vor allem an Türen, Fenstern und Fassaden. Gleichwohl geht der Großbrand noch relativ glimpflich ab. Bis auf zwei Feuerwehrleute, die leichtere Blessuren erleiden, wird niemand verletzt.

Besorgte Anwohner

"Ich hätte niemals gedacht, dass ein solch großer Brand möglich ist", fassungslos blicken Anwohner wie Karin Mandomir auf das Flammenmeer, das in einer Lagerhalle der Hafenbetriebe wütet. Auch erfahrene Feuerwehrleute sind erschüttert. "Eine derart starke Rauchentwicklung habe ich noch nie erlebt", sagt der 56-jährige Leiter der Berufsfeuerwehr, Peter Friedrich.

Durch einen Defekt an der Solaranlage, dies ergeben die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, entzündet sich gegen 13 Uhr das Feuer auf dem Dach der 200 Meter langen Lagerhalle. Das gesamte Material, 4800 Tonnen Styropor-Granulat, das die BASF einlagern ließ, geht in Flammen auf, ohne dass die Einsatzkräfte dies verhindern können.

Zunächst versuchen Feuerwehrleute im Halleninnern, den Brand zu löschen. Weil sich dieser aber schnell ausbreitet, müssen sie sich zurückziehen. Zumal eine immense Rauchentwicklung hinzukommt. Jedes Kilogramm verbranntes Styropor sorgt für 1000 Kubikmeter Rauch. Das Filmfestival am Rheinufer stellt daher den Betrieb ein.

Großalarm wird ausgelöst. Dank des BASF-Turbolöschers wird das Ausbreiten der Flammen auf Wohnhäuser und einen Supermarkt verhindert. Feuerwehrleute aus Mannheim und anderen Städten eilen zu Hilfe. Sieben Kilometer Schläuche werden unter Hochdruck verlegt.

Am Abend wird ein Löschschaumangriff vorbereitet, der eine massive Rhein-Verschmutzung mit sich gebracht hätte. Dieses Vorhaben wird dann aber abgesagt, weil der massive Einsatz an Wasserwerfern Wirkung zeigt. "Dank einer gigantischen Materialschlacht", so Friedrich, ist der Brand um 5.32 Uhr gelöscht, die Glutnester sind erst nach einem weiteren Tag bekämpft.

Die Anwohner sind zwar erleichtert, aber auch verunsichert und kritisieren die unzureichende Informationspolitik der Behörden. Diese geben indes Entwarnung. "Es bestand keine akute Gefahr für die Bevölkerung", lautet ihr Fazit. Die Bodenproben hätten keine überhöhten Werte gezeigt.

Auch wenn die Brandruine seit November abgeräumt ist, sind längst nicht alle Schadensansprüche der Hausbesitzer reguliert. Erst die Hälfte der Fälle ist erledigt. Unklar ist eine weitere Frage: Wird die Lagerhalle wieder aufgebaut oder entstehen auf dem Gelände, wie vom Stadtvorstand gewünscht, Wohnungen? Die Hafenbetriebe drängen auf eine baldige Entscheidung, Klarheit dürfte es nach einem Gespräch Ende Januar geben.

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