Justiz

Prozess um Vergewaltigung in Ludwigshafen: Beschuldigter erscheint nicht

Ein 31-jähriger Mann aus Berlin soll eine Frau in einer Pension in Ludwigshafen vergewaltigt haben. Fünf Jahre nach der Tat kommt es endlich zum Prozess. Doch der Mann erscheint nicht vor Gericht

Von 
Agnes Polewka
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Im Juli 2020 verletzte jemand den sechs Monate alten Maxim aus Speyer so schwer, dass er fast stirbt. Seit fünf Monaten stehen seine Eltern in Frankenthal vor Gericht. © Bernhard Zinke

Ludwigshafen. Dass ein Prozess vor dem Frankenthaler Landgericht mit einem Anruf in Berlin beginnt, ist ungewöhnlich. Eigentlich soll am Freitag Morgen das Verfahren gegen Cigerxwin E. beginnen. Der 31-Jährige aus Berlin soll eine Ludwigshafenerin vergewaltigt und gedemütigt haben. Doch E. erscheint nicht vor Gericht.

Stattdessen ist in Frankenthal am Donnerstag ein ärztliches Attest eingetrudelt. Doch das ist wenig aussagekräftig, es bescheinigt dem Mann lediglich nicht reise- und verhandlungsfähig zu sein, ohne Angabe von weiteren Gründen - und so greift die Vorsitzende Richterin Sonja Steingart am Freitag zum Telefonhörer. Auf Nachfrage habe sie erfahren, dass der Angeklagte sich eine Schultereckgelenksprengung zugezogen habe, sagt sie danach im Sitzungssaal 20. Schon vor drei Wochen sei der Mann deshalb operiert worden, allerdings mit mäßigem Erfolg.

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Weitere Behandlungen seien nötig, in den kommenden Tagen soll der Mann nach Angaben des Mediziners erneut operiert werden. Und sei deshalb auch nicht verhandlungs- und reisefähig. Eine Zugfahrt sei seinem Ermessen nach nicht möglich, weil die rechte Schulter in einem 90-Grad-Winkel fixiert sei und die Orthese, die den Arm des Mannes stütze, sehr groß sei. Ein Privattransport sei die einzige Möglichkeit, wie der Mann nach Frankenthal gebracht werden könne. „Die Frage ist, ob man das verlangen kann“, sagt Steingart am Freitag.

Beschuldigter äußert sich wohl nicht

Der Mann leide offenbar außerdem unter starken Schmerzen. Je nachdem wie stark die Medikamente sind, die er einnehmen muss, stellt sich auch deshalb die Frage, inwieweit er vernehmungsfähig ist.

„Das ist sehr unglücklich für meine Mandantin. Sie wartet schon sehr lange auf die Verhandlung“, sagt Rechtsanwalt Günter Urbanczyk, Mannheim, der die Frau vertritt, die Cigerxwin E. vergewaltigt haben soll, im Gespräch mit dieser Redaktion.

Nach Angaben des Landgerichts ereignete sich die Tat bereits im September 2018. Der 31-Jährige soll sich vor fünf Jahren mit der Frau in einer Pension in Ludwigshafen getroffen haben, es sei nicht das erste Treffen gewesen sein, hieß es in einer Mitteilung des Gerichts. Dort soll E. die Frau aufgefordert haben, sich auszuziehen. Als sie dies verneinte, soll er sie geschlagen, an den Haaren gezogen, ihre Kleidung zerrissen und sich dann an ihr vergangen haben. Anschließend soll er die nackte Frau gegen ihren Willen fotografiert haben. Auf Anfrage danach, warum die Sache erst nach fünf Jahren zur Verhandlung kommt, sagte eine Sprecherin im Vorfeld, die Anklage sei erst drei Jahre nach der Tat erhoben worden. Warum, das bleibt bislang offen. Dass es erst jetzt zur Verhandlung komme, liege auch daran, dass Haftsachen vorrangig behandelt werden müssen. Und da der 31-Jährige nicht in U-Haft kam, wurde das Verfahren zurückgestellt.

Weil der 31-Jährige kurz nach seiner Operation voraussichtlich nicht zur Verhandlung nach Frankenthal kommen kann, setzt Richterin Sonja Steingart die anberaumten Gerichtstermine vorerst aus. Weil die Terminfindung sich schwierig gestaltet, könnte der Prozess erst 2024 beginnen.

Nach jetzigem Stand ist nicht damit zu rechnen, dass sich ihr Mandant zu den Vorwürfen äußern wird, sagt die Heidelberger Rechtsanwältin Andrea Combé, die die Pflichtverteidigung des 31-jährigen Berliners übernommen hat.

Redaktion

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