Ludwigshafen. Eine Immobilie mit neun Stockwerken, geschätzten 1200 Quadratmetern Nutzfläche, einem 398 Quadratmeter großen Grundstück und im Herzen von Ludwigshafen gelegen: Was von den Eckdaten her klingt wie ein Millionenobjekt, könnte am Freitag für den Preis von vergleichsweise niedrigen 29 000 Euro versteigert werden. Der Haken: Bei der Immobilie handelt es sich um einen ehemaligen Hochbunker mit zahlreichen baulichen Mängeln.
Die Versteigerung leitet das Berliner Auktionshaus Karhausen. Das Mindestgebot für den Hochbunker wurde zwar auf 29 000 Euro festgesetzt, „aber für wie viel das Objekt dann letztendlich weggeht, lässt sich schwer sagen“, sagt Matthias Knake, Vorstand und leitender Auktionator. „Das können 30 000, 50 000 oder sogar 100 000 Euro sein. Je nachdem was die Investoren damit vorhaben.“ Knake ist ein Fachmann, was so genannte Sonderimmobilien und andere besondere Versteigerungen angeht: In der Vergangenheit hat er unter anderem das Dorf Alwine in Brandenburg, das ehemalige Rundfunkzentrum der DDR, zwei Eisenbahnbrücken und drei Dienstfahrzeuge Erich Honeckers verkauft. Allesamt in der internationalen Presse vielbeachtete Auktionen. Auch zahlreiche Bunker kamen schon unter seinen Hammer: „Wir versteigern etwa vier bis fünf pro Jahr. Für uns ist das also keine außergewöhnliche Seltenheit“, sagt er. Allerdings dann doch besonders genug, dass solche Objekte in der Regel nicht von der öffentlichen Hand versteigert werden, sondern von Spezialisten wie Karhausen. „Wir haben uns über die Jahre den entsprechenden Kundenstamm aufgebaut“, sagt Knake.
Breitgefächertes Klientel
Apropos Kundenstamm: Wer kauft so einen Bunker überhaupt und was wird damit gemacht? „Vom Lager- oder Proberaum bis zur Discothek oder Penthouse-Wohnung ist alles möglich“, sagt er. Entscheidend hinge das davon ab, wie viel die neuen Eigentümer bereit seien, zu investieren. „Ein Mietlager lässt sich schon für wenige tausend Euro einrichten. Ich könnte mir vorstellen, dass das in der Innenstadt-Lage gut funktioniert. Das wäre auch vergleichsweise einfach möglich.“ Auch Proberäume für Musiker hält Knake für eine gute Idee: „Durch die zwei Meter dicken Wände dringt überhaupt kein Schall nach außen, dafür wäre es also optimal geeignet“, findet er.
„Bei einer Penthouse-Wohnung wäre der Aufwand ungleich höher. Man müsste Fenster in die Wände schneiden und vieles mehr. Das Investitionsvolumen läge sicherlich bei drei bis vier Millionen Euro.“ Ein weiterer Nachteil der Immobilie seien die schlechte Zugänglichkeit und fehlende Parkplätze. „Der Zugang ist nur über benachbarte Grundstücke möglich“, sagt er. Eine Discothek oder ein Dunkelrestaurant einzurichten, erfordere daher besondere Kreativität, um ausreichend Fluchtwege zu schaffen.
Auch seien weitere Probleme anzugehen: So sind die Sanitäranlagen entfernt worden, Schimmel und Salpeterblühungen haben sich ebenso breitgemacht wie Schädlinge. „Der Preis ist auch deshalb so niedrig angesetzt worden, damit das Gebäude für die verschiedensten Käuferschichten interessant wird“, sagt Knake.
Mehrere Bieter angemeldet
Dass der Bunker verkauft wird, steht für ihn allerdings außer Frage: „Es haben sich einige Bieter angemeldet, die ernsthaftes Interesse haben“, verrät er. Was diese damit vorhätten, kann er nicht sagen. „Die Interessenten lassen sich nur sehr ungern in die Karten schauen – vor allem, um andere nicht auf die gleiche Idee zu bringen. Das könnte dann womöglich den Preis in die Höhe treiben und das will man ja vermeiden.“ Dem Auktionshaus Karhausen wäre das allerdings recht.
Der Hochbunker
- Der Hochbunker befindet sich zwischen dem Ludwigsplatz und der Bismarckstraße in Ludwigshafen.
- Er wurde 1942 während des Zweiten Weltkriegs gebaut und hat eine geschätzte Nutzfläche von 1200 Quadratmetern.
- Das Gebäude verfügt über neun Etagen inklusive Keller.
- Die Wände und Decken sind teilweise bis zu zwei Meter dick – um bestmöglich vor Angriffen zu schützen.
- Das Gebäude steht seit längerem leer, die Aufzüge sind defekt, die Sanitäranlagen teils defekt und teils zurückgebaut.
- Außerdem gibt es Probleme mit Schimmel, Vandalismus, Schädlingen, Verunreinigungen und Feuchtigkeitsschäden.
- Der Zugang ist nur über private Grundstücke möglich.
- Das Mindestgebot liegt daher bei 29 000 Euro. mics
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