Hauptbahnhof - Deutsche Bahn nennt 2023 als voraussichtlichen Fertigstellungstermin / Planfeststellungsverfahren nötig

Posttunnel verzögert sich weiter

Von 
Thomas Schrott
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Der Zugang zum Posttunnel von der Ernst-Boehe-Straße zum Hauptbahnhof ist abgesperrt. © Tröster

Ludwigshafen. Für viele Studierenden und Berufsschüler ist es eine herbe Enttäuschung: Aus einer baldigen Öffnung des Posttunnels, der ihnen einen direkten Zugang zum Hauptbahnhof ermöglichen und damit einen langen Umweg ersparen würde, wird nichts. Grund: „Für die Änderung von Eisenbahnanlagen ist ein Planfeststellungsverfahren notwendig, das vermutlich 18 bis 24 Monate dauert“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn auf „MM“-Anfrage. „Nach der Ausschreibung der Arbeiten und der eigentlichen Bauphase kann der Tunnel voraussichtlich erst 2023 geöffnet werden“, lautet die zeitliche Prognose des Unternehmens.

Damit verzögert sich das Projekt deutlich gegenüber früheren Aussagen. Vor zwei Jahren hatte Baudezernent Klaus Dillinger (CDU) zwar die Erwartungen auf eine schnelle Lösung gedämpft, aber eine Fertigstellung in diesem Jahr für denkbar gehalten. Davon ist das Vorhaben aber noch weit entfernt. „Die Vorentwurfsplanung ist größtenteils abgeschlossen“, erläuterte der Bahn-Sprecher den aktuellen Stand.

Beleuchtung wichtig

Danach würden die Detail- und Genehmigungsplanungen für die Ausgestaltung der 180 Meter langen Verbindung vom Hauptbahnhof zur Ernst-Boehe-Straße vorangebracht, die 2003 geschlossen wurde. Im nächsten Jahr will das Unternehmen die Unterlagen beim Eisenbahnbundesamt für das Planfeststellungsverfahren einreichen. Bis dann das Baurecht vorliegt, kann es nach Einschätzung der Bahn weitere eineinhalb bis zwei Jahre dauern.

Nähere Angaben, welche planerischen Einzelheiten noch offen sind, machte das Unternehmen nicht. Gleiches galt für die Fragen zu den Kosten und zur Dauer der Maßnahme. „Das ist derzeit verfrüht“, lautete die Auskunft.

Einige Teilbereiche seien weiterhin nicht abschließend geklärt, sagte der Baudezernent auf Anfrage. Dies betreffe etwa die Entwässerung und Betonsanierung, aber vor allem Sicherheitsaspekte wie die Beleuchtung und Schließzeiten des Tunnels. Hintergrund: Durch die Verlegung der Fernwärmeleitungen im vergangenen Jahr ist der Durchgang, der zugleich als Bahnsteigzugang dienen soll, um 70 Zentimeter schmaler als bisher. Der Tunnel hat nur noch eine Breite von 3,80 Metern. Da es sich um einen relativ schmalen Bereich handelt, sei es wichtig, dass sich die Fußgänger dort sicher fühlen, hatte die Verwaltung bereits vor zwei Jahren hingewiesen. Nach früheren Überlegungen ist deshalb eine Videoüberwachung vorgesehen. Die Gesamtkosten hatte die Verwaltung 2016 grob auf rund 1,7 Millionen Euro beziffert. Dillinger geht weiter davon aus, dass die Maßnahme bezuschusst werde. Die lange Planungsphase ist nach Angaben des Beigeordneten auch darauf zurückzuführen, dass die Verbindung früher nur von Post-Bediensteten genutzt wurde und es kein öffentlicher Weg gewesen sei. Zudem bestehe ein hoher Abstimmungsbedarf, weil der Posttunnel eine Hauptstrecke der Bahn unterquert. Bereits seit mehr als sechs Jahren laufen indes die Gespräche für eine Öffnung der Verbindung. Eine wichtige Hürde hatte das Projekt genommen, als die Stadt drei Grundstücke am westlichen Tunnelausgang von einer Bahn-Gesellschaft und einer Post-Gesellschaft erwarb.

Starkes Interesse an einer Tunnelöffnung hatten auch die Technischen Werke Ludwigshafen (TWL). Nach langen Verhandlungen hatte der Energieversorger erreicht, dass die Rohre im vergangenen Jahr verlegt wurden. Damit konnte das Unternehmen eine große Versorgungslücke zwischen den Stadtteilen West und Süd schließen.

Nachdrücklich fordern auch Berufsschüler des benachbarten Kerschensteiner-Bildungszentrums die Tunnelöffnung, 4000 Unterschriften überreichten sie 2016 der damaligen Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU). Auch die Hochschule pocht auf eine Lösung, zumal sich die Parkplatzsituation in dem Gebiet durch Firmen-Neuansiedlungen verschärfe.

Ein „Herzensanliegen“ ist die Öffnung auch dem Ortsbeirat Mundenheim, wie Ortsvorsteherin Anke Simon bei ihrem Neujahrsempfang vor drei Wochen bekräftigte. Und bei der heutigen Sitzung des Ortsbeirates steht der Posttunnel wieder auf der Tagesordnung.

Direktverbindung

  • Der 180 Meter lange Posttunnel wurde 1967 zwischen dem Hauptbahnhof und dem Postgelände an der Ernst-Boehe-Straße eingerichtet.
  • In der Nähe befinden sich die Hochschule mit rund 4000 Studenten und die Berufsbildenden Schulen mit etwa 3000 Schülern. Der 4,50 Meter breite Tunnel wurde aus Sicherheits- und Kostengründen 2003 geschlossen.
  • Die Stadt kaufte bis 2015 drei Flächen an der westlichen Tunnelseite.
  • Die Kosten zur Tunnelöffnung wurden 2016 auf rund 1,7 Millionen Euro geschätzt.

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