Ludwigshafen. Wegen der Kontaktbeschränkungen bei der Corona-Pandemie sind weniger Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs als üblich. Den gleichen Effekt hat der starke Trend zu Homeoffice. Dies sind laut Polizei die Hauptgründe dafür, dass die Unfallzahlen in Ludwigshafen im vergangenen Jahr deutlich zurückgingen. 5822 Karambolagen wurden den Ordnungshütern gemeldet – dies sind 779 weniger als im Jahr zuvor und bedeuten einen Rückgang um zwölf Prozent. „Das ist der niedrigste Stand seit fünf Jahren“, sagt Polizeioberkommissar Christian Heim. Um 78 Prozent nahmen jedoch die Unfälle zu, die Fahrer unter Drogeneinfluss verursachten – allerdings bei relativ geringen Fallzahlen. Wichtige Aspekte im Nachfolgenden:
Todesfälle/Verletzte
Erhöht hat sich auch die Zahl der tödlichen Unfälle. Zwei Menschen starben im vergangenen Jahr im Stadtgebiet, 2019 war es nur einer. Eine 84-jährige Radfahrerin war in der Karolinenstraße beim Abbiegen mit einem Auto zusammengestoßen und starb wenig später. Tödlich verunglückte auch ein 60-jähriger Motorradfahrer, der in der Wollstraße die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor und in ein entgegenkommendes Auto krachte. 79 Menschen wurden 2020 schwer verletzt und 542 leicht verletzt. Dies bedeutet insgesamt einen Rückgang von 13,4 Prozent. Noch stärker um 23,4 Prozent reduzierte sich die Zahl der Unfälle unter Alkoholeinfluss. Ein möglicher Grund: Viele Feste wurden abgesagt.
Unfallursachen
Bei den Unfallursachen haben die für den Großstadtverkehr typischen Gründe nicht verändert. Fehlender Abstand war mit 28,9 Prozent die häufigste Unfallursache, gefolgt von mangelnder Sorgfalt beim Wenden und Rückwärtsfahren (20,8 Prozent). Bei 113 Unfällen waren die Kraftfahrer zu schnell unterwegs. In 97 Fällen waren sie betrunken oder hatten zuvor Rauschgift konsumiert. Die Zahl der drogenbedingten Unfälle nahm von 14 bis 25 zu. Dieser Trend setzt sich auch in diesem Jahr bislang fort. Die Polizei will mit verstärkten Kontrollen darauf reagieren.
Unfallschwerpunkte
An zwei viel befahrenen Kreuzungen in der Innenstadt kracht es am häufigsten. Der Bereich Mundenheimer-/Wittelsbachstraße zählt ebenso zu den Unfallschwerpunkten wie die Kreuzung Heinig-/Kaiser-Wilhelm-Straße. „Die beiden Linksabbiegespuren von der Heinigstraße in Richtung Hauptbahnhof, die sich später auf eine Fahrspur verengen, sorgen bei vielen Autofahrer für Irritationen“, erläutert Heim einen Gefahrenpunkt. Bei den insgesamt 19 Abbiegeunfällen wurden sechs Menschen verletzt. Die Karambolagen im eng bebauten Ortskern von Oppau sind indes meist auf Vorfahrtsverletzungen zurückzuführen. Ein früherer Unfallschwerpunkt an der B 44 ist indes mittlerweile entfallen. „Nach der Aufstellung der Radarsäule hat sich die Lage am Kaiserwörthdamm/Ecke Shellstraße entschärft“, sagt der Polizeioberkommissar.
Risikogruppen
Bei allen Personengruppen, die die Polizei im Straßenverkehr als Risikogruppen einstuft, sind die Zahlen gesunken. Dies gilt unter anderem für Unfälle mit Beteiligung von Kindern sowie von jungen Fahrern unter 24 Jahren. Senioren über 65 Jahre waren wie in den vergangenen Jahren an einem Fünftel aller Unfälle beteiligt. Auch wenn allgemein Fahrräder wegen der Pandemie häufiger auch in der Freizeit genutzt wurden, schlägt sich dies in der Statistik nicht negativ nieder. Die Zahl der Radlerunfälle ging insgesamt um 11,7 Prozent zurück – allerdings mit einer Ausnahme: Bei den Pedelecfahrern gab es eine Steigerung. „Viele unterschätzen, dass die E-Bikes deutlich schneller sind als normale Räder“, erläutert der Polizeiexperte. „Die Anteile der Risikogruppen an der Gesamtzahl der Unfälle blieben weitgehend unverändert“, so das Fazit der Polizei.
Prävention
Deutlich reduzieren mussten die Beamten wegen der Pandemie die Präventionsaktionen. Dies betraf etwa das Verkehrssicherheitstraining in Kitas und Grundschulen, die Drogenprävention an Schulen sowie Fahrsicherheitstraining für Senioren. Auch die Verkehrsüberwachung wurde zurückgefahren. Gleichwohl sanktionierten die Beamten 4000 Fehlverhalten, etwa 698 Gurtverstöße.
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