Umwelt - Bei einer Baum-Begehung auf der Parkinsel begegnen sich Bürgerinitiative und Stadtverwaltung nicht immer freundlich

Ortsbegehung der Parkinsel sorgt in Ludwigshafen für Debatten

Von 
Tanja Capuana
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Diplom-Forstwirt Volker Ziesling (links) erläutert die Funktion der verschiedenen Baumarten am Rheinufer und zeigt, wie Schäden entstehen. © Tanja Capuana

Ludwigshafen. Der Stadtpark mit seinem großzügigen Rheinufer zählt zweifellos zu den schönsten Plätzen in Ludwigshafen. An diesem sonnigen Samstagvormittag zeigt er sich von seiner von seiner prachtvollsten Seite. Die Interessensgemeinschaft Stadtpark hat zu einer Ortsbegehung eingeladen - und zwar dort, wo jährlich das Festival des Deutschen Films über die Bühne geht. Sie möchten auf Schäden hinweisen, die auf die Ausrichtung der Veranstaltung zurückzuführen seien. Lokale Politiker, Teile der Stadtverwaltung sowie Bürger sind der Einladung gefolgt. Während des Rundgangs ging es zeitweise hitzig zu.

"Entsetzen über Umgang mit Stadtpark"

„Wir sind eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern Ludwigshafens, die sich nach dem letztjährigen Filmfestival zusammengefunden hat“, sagt Andrea Dondelinger von der Bürgerinitiative. Man wolle sich für den Schutz des Stadtparks einsetzen. „Wir teilen aber auch ein wachsendes Unbehagen bis Entsetzen über den Umgang mit dem Stadtpark, der als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist und dessen Nutzung das Jahr über für alle Besucher strenger Regeln unterliegt.“

Der Streitpunkt

  • Bürger haben die IG Interessensgemeinschaft Stadtpark nach dem Festival des Deutschen Films 2021 gegründet. Sie möchten den Stadtpark, ein Landschaftsschutzgebiet, das auch als Naherholungsgebiet genutzt wird, schützen.
  • Gleichzeitig ist die Parkinsel auch Veranstaltungsort für das Festival des Deutschen Films. Die Belastung durch die Veranstaltung sieht die Gruppe kritisch und sucht daher den Dialog mit Bürgern und der Stadtverwaltung, um Kultur, Natur und Mensch zu vereinen. 

Schwer nachvollziehen könne man die weitreichenden Ausnahmen, die die Stadt für das jährlich stattfindende Filmfestival genehmigt habe. Man wolle versuchen Fakten vorzulegen und dabei Transparenz zu schaffen, betont Andreas Pfau, der der IG ebenfalls angehört. Gemeinsam mit dem Diplom-Forstwirt Volker Ziesling leitet er die Führung. Ziesling erläutert den Anwesenden, welche Funktion die Bäume haben und gibt seine fachliche Einschätzung wieder. Ulmen, Eschen und teilweise Papeln wüchsen in dem Auenwald. Das Areal schütze vor Erosion, und damit das bebaute Gebiet im Falle von Hochwasser. Es sei ein Rückzugsraum für Biodiversität und letzten Endes auch ein Erholungsraum. Im Sommer herrschten zwischen Gebieten in der Innenstadt und dem Park Temperaturunterschiede von bis zu acht Grad. „Es ist die Klimaanlage für die Stadt“, sagt Ziesling. Um die Bäume zu erhalten, sei es wichtig, auch auf den Boden zu achten.

„Boden verdichtet wie Beton“

Gabriele Bindert, Leiterin des Bereichs Grünflächen und Friedhöfe, meldet sich zu Wort. „Die Parkinsel ist entstanden, da die Bürgerinnen und Bürger sie haben wollten.“ Der Park sei 1903 gebaut worden. Manchem IG-Mitglied stößt die Erklärung jedoch sauer auf. Ortsvorsteher Christoph Heller schlichtet den aufkeimenden Streit mit besonnenen Worten. „Man kann anderer Meinung sein“, sagt er. Allerdings sollten man den anderen nicht niederschreien, sondern mit Würde und Anstand kommunizieren. Dennoch gibt es auch im Laufe des Vormittags immer wieder Momente, an denen die Emotionen hochkochen.

Ziesling weist auf den Boden hin, an der Stelle, wo die Kinozelte stehen, und wo noch immer die Reifenspuren der rund 60 schweren LKWs zu sehen sind. Auch Autofahrer parkten hier - mit und ohne Genehmigung, so Pfau. „Der Boden ist hier verdichtet, wie Beton“, sagt der Forstwirt. „Er regeneriert sich auf absehbare Zeit nicht.“

Pfau moniert, dass beim Festival der Baumschutz der alten Platanen nicht eingehalten würde, indem für Nägel als Zeltstützen nicht genügend Abstand zu den Wurzeln eingeplant würde. Auch sei der Weichholz-Bewuchs gerodet worden. Ziesling befürchtet, dass die Bäume instabil werden und herabfallende schwere Äste für Unfälle sorgen könnten. Thorsten Heller, Diplomforstwirt und bei der Stadtverwaltung unter anderem für Bäume zuständig, beruhigt. „Die Bäume sind vital und absolut standsicher“ Zwar sei der Befall mit dem Massaria-Pilz dieses Jahr höher, doch darum kümmere er sich.

Filmfestival im Ebertpark?

Hildegard Springer nimmt als interessierte Bürgerin an dem Rundgang teil. „Ich möchte in keiner Weise das Filmfestival missen“, sagt sie. „Aber ich finde es gibt bessere Plätze.“ Sie könnte sich gut vorstellen, dass der Ebertpark in Friesenheim die neue Heimat der Veranstaltung wird. Liborio Ciccarello, Fraktionsschef der Linken im Stadtrat, schlägt ein rollierendes System als Veranstaltungsort des Festivals vor, das etwa auch am Willersinnweiher oder auf dem Hemshof stattfinden könnte.

Bau- und Umweltdezernent Alexander Thewalt unterbreitet der IG Stadtpark das Angebot, mit Genehmigungsverantwortlichen in den Dialog zu treten. Bindert hält das Filmfestivals auf der Parkinsel aus verschiedenen Gründen für vertretbar. „Die Vorgaben müssen aber immer eingehalten werden.“ Sie zieht in Betracht, diese verbessern zu müssen. Pfau erklärt, dass es ein weiteres Treffen geben soll, um über die Zukunft des Geländes zu sprechen. Er ist davon überzeugt, dass das Filmfestival auch an einem anderen Ort möglich wäre.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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