Ludwigshafen. Die Stadt Ludwigshafen plant eine Sanierung der Flüchtlingsunterkunft im Rampenweg in Rheingönheim. Der Antrag hierfür soll am 29. November im Bau- und Grundstücksausschuss besprochen und genehmigt werden. Derweil mussten die Bewohnerinnen und Bewohner bereits vor der Genehmigung in andere Unterkünfte umziehen. In schlechter ausgestattete Gemeinschaftsräume, kritisiert der Verein „Respekt: Menschen!“, der sich für Flüchtlinge in Ludwigshafen einsetzt.
„Drei Familien müssen sich nun eine Küche teilen“, berichtet Marianne Speck, die sich bereits seit Jahrzehnten für Flüchtlinge einsetzt und Mitgründerin des Vereins „Respekt: Menschen!“ ist. Auch die gemeinschaftlichen Sanitäranlagen hätten die Lage der Betroffenen Familien verschlechtert - obwohl es in den Erstatzunterkünften keine Kakerlaken gebe, wie es im Rampenweg der Fall sei. Es sei auch weniger die hygienische Situation in den Ersatzunterkünften, die den Betroffenen Probleme bereiten, sondern die Ausstattung, die sich aufgrund der Gemeinschaftsküchen und -sanitäranlagen verschlechtert habe.
Kindergartenplätze in Gefahr
Neben der Ausstattung komme es durch den Umzug auch zu anderen Problemen. So könnten laut Speck zwei Mütter die Kindergartenplätze ihrer Kinder verlieren. Diese seien nun zu weit vom Wohnort entfernt und auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer erreichbar. „Auch das Geld für die Fahrkarten fehlt“, bemängelt Speck. Die 20 Sozialfahrscheine, die den Müttern pro Monat zustehen, reichten nicht aus, um ihre Kinder zum Kindergarten zu bringen und wieder abzuholen.
Des Weiteren sei ein bereits länger anhaltender Streit zwischen den Familien wieder ausgebrochen. Dieses sei durch die getrennten Wohnungen im Rampenweg nicht mehr vorhanden gewesen. All dies hätten die Bewohnerinnen und Bewohner als Bedenken an die Stadt weitergeleitet, noch bevor sie umziehen mussten. Speck kritisiert, die Stadt habe diese ignoriert. Zwei weitere Bewohner des Rampenwegs acht haben bereits einen genehmigten Asylantrag - hätten jedoch noch keine Wohnung gefunden. Deshalb forderte Speck, das Haus erst zu räumen, wenn die Arbeiten anfangen sollen.
Sanierungsarbeiten im Rampenweg 8
Die Stadt Ludwigshafen plant eine Reihe von Sanierungen der Flüchtlingsunterkunft im Rampenweg – Die Kosten dafür werden auf bis zu 800 000 Euro geschätzt.
Die Unterkunft hat zwei Geschosse und umfasst 23 Ein-Zimmer-Appartements.
Neu gemacht werden müssen laut Stadt die Wände sowie die Böden im Großteil der Unterkunft.
Um die Hygienevorschriften einzuhalten, müssen die Kücheneinrichtungen erneuert werden.
Auch die Sanitäreinrichtungen sollen ausgetauscht werden.
In den Sanitärräumen sollen zudem die defekten Wand- und Bodenfliesen instandgesetzt werden.
Bis Ende des Jahres sollen die Abbrucharbeiten abgeschlossen sein, die Sanierung am 31. Juli 2022.
Umzug wegen Schimmel nötig
Die Stadt erklärt dagegen auf Anfrage, dass der Auszug vor der Genehmigung durch den Bau- und Grundstücksausschuss zum Schutz der Gesundheit der Betroffenen nötig gewesen sei. Die Gefahr in den Wohnungen: Sie sind laut Stadt von Schimmel befallen, der auch für die Bewohnerinnen und Bewohner gesundheitsschädlich sei. Weitere Mängel seien die Küchen, die nicht mehr den Hygienevorschriften entsprächen. Hinzu kommt auch der vom Verein „Respekt: Menschen!“ bereits bemängelte Kakerlakenbefall.
Ausstattung vergleichbar
Den Vorwurf von Speck, die Betroffenen Familien seien in schlechter ausgestatteten Häusern untergebracht worden, weißt die Stadt zurück. Zwar handle es sich um „Wohngemeinschaften“, diese hätten jedoch „grundsätzlich eine vergleichbare Ausstattung wie die bisherige Unterkunft.“
Noch ein Grund für die Räumung sei außerdem die Ermittlung der Kosten. Diese können laut Stadt nur bestimmt werden, wenn das Gebäude komplett geräumt ist. Auch hier seien der Schimmelbefall sowie ein Wasserschaden der Grund. Bereits vor der Bestandsaufnahme rechnet die Stadt jedoch mit Kosten zwischen 600 000 und 800 000 Euro für die Sanierung. Bereitgestellt werde das Geld dafür aus dem Ergebnishaushalt 2021/2022.
Auch eine Sanierung der Gebäude mit den Hausnummern sechs und zehn sei laut Speck überfällig. Eine Sprecherin der Stadt erklärte, dass der Rampenweg acht aufgrund der vielen Probleme Vorrang habe. Doch auch eine Sanierung der anderen Flüchtlingsunterkünfte im Rampenweg sei „mittelfristig“ geplant.
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