Gedenken

Ludwigshafener Bündnis positioniert sich nach Bluttat gegen Neonazis

Elf Rechtsextreme haben sich am Samstag in Oggersheim versammelt. Zuvor hatten 200 Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft gegen die politische Instrumentalisierung der Geschehnisse demonstriert. Zu Hetze kommt es im Netz

Von 
Thomas Schrott
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Etliche Menschen fanden sich auf dem Schillerplatz zur Mahnwache ein. Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck spricht. © Christoph Blüthner

Ludwigshafen. Ein breites Bündnis mit Vertretern von CDU bis zu den Linken hat am Samstag in Oggersheim gegen Hetze und Neonazis demonstriert. Bei einer Mahnwache am Hans-Warsch-Platz versammelten sich nach Angaben des Veranstalters zeitweise bis zu rund 200 Personen. Sie setzten damit ein deutliches Zeichen gegen einen Aufmarsch der rechtsextremen Kameradschaft Rheinhessen auf dem angrenzenden Schillerplatz mit nach Polizeiangaben elf Teilnehmern. Anlass war die Bluttat vor knapp drei Wochen in dem Stadtteil, bei dem laut Ermittlern ein 25-jähriger Somalier zwei Männer im Alter von 20 und 35 Jahren mit Messerstichen getötet und einen 27-Jährigen schwer verletzt hatte. Vorangegangen war ein Beziehungsstreit des Täters mit seiner Ex-Freundin.

„Die schreckliche Tat steckt uns allen noch in den Knochen und hat viele emotional aus der Bahn geworfen. Neonazis versuchen, die Wut und die Trauer für ihre Ideologie auszunutzen und einen Keil in die Gesellschaft zu treiben“, berichtete Ortsvorsteherin Sylvia Weiler (SPD) bei der Mahnwache. Als sie vom Aufmarsch erfuhr, bat sie mit Vertretern des Ortsbeirats und der Oggersheimer Kirchen den DGB um Unterstützung für eine Mahnwache.

Pfarrer melden sich zu Wort

DGB-Regionschef Rüdiger Stein koordiniert seit langem das Netzwerk gegen rechte Gewalt und Rassismus. Nach seinen Angaben gab es nach dem Oggersheimer Messerangriff auch Morddrohungen gegen Politiker wegen der Asylpolitik.

„Ich bin unendlich traurig darüber, dass versucht wird, die Tat politisch zu instrumentalisieren“, sagte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) und stellte klar: „Die Angehörigen der Opfer heißen dies nicht gut“, berichtete sie nach Gesprächen mit ihnen. Eine Beurteilung nach der Nationalität dürfe weder bei den Opfern noch bei den Tätern eine Rolle spielen. Nachdrücklich kritisierte sie Beiträge in den sozialen Medien, in denen generell gegen Migranten gehetzt wurde.

Für Marianne Speck von der Initiative Respekt Mensch ist die Tat in Oggersheim vergleichbar etwa mit der Amokfahrt in Trier. In beiden Fällen sei der Täter ausgerastet. „Grenzen dicht machen ist keine Lösung“, sagte sie und erinnerte daran, dass Deutsche etwa die NSU-Morde oder die Bluttat in Hanau begingen.

„Pauschale Verdächtigungen sorgen nur für noch mehr Leid“, sagte der protestantische Pfarrer Andreas Große. Franzikaner-Pater Wojciech Kordas warb für ein aufrichtiges und geduldiges Miteinander. Auch der Beirat für Migration und Integration, so Vorsitzender Joannis Chorosis (CDU), verurteilte den Aufruf zum rechten Aufmarsch, da er nur die Gesellschaft spalten wolle. „Wir lassen uns aber nicht einschüchtern.“

Mit einer Schweigeminute endete die offizielle Mahnwache. Wegen des rechten Aufmarschs um 15 Uhr blieben danach viele Personen auf dem Warsch-Platz und protestierten lautstark gegen die Rechtsextremen. Die Versammlungen blieben laut Polizei friedlich und wurden gegen 16.30 Uhr aufgelöst.

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