Reportage

Ludwigshafen: Polizeikontrolle auf der Kurt-Schumacher-Brücke

Von 
Kilian Harmening
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Kontrollstelle der Polizei in Ludwigshafen auf der Kurt-Schumacher-Brücke Richtung Mannheim. © Michael Ruffler

Ludwigshafen. Den grellen Strahl ihrer Taschenlampe richten die Polizisten dem jungen Autofahrer direkt in die Augen. Verhalten sich seine Pupillen auffällig? Ja. Ein erster Verdacht besteht, das heißt: Freiwilliger Urintest. Die Alternative: Blutprobe auf der Polizeiwache.

Vor diese Entscheidung stellte die Ludwigshafener Polizei so einige Autofahrer, die am Freitagabend zwischen 19.30 Uhr und 21.30 Uhr auf der Kurt-Schumacher-Brücke in Fahrtrichtung Mannheim unterwegs waren. Hintergrund: Schwerpunktkontrolle mit Fokus auf Drogenerkennung im Straßenverkehr, die mindestens vierteljährlich stattfindet.

Zwölf Beamte sind auf der Brücke im Einsatz, zusätzlich zwei auf der Dienststelle für Recherchen im polizeilichen Informationssystem, erläutert Polizeikommissar Sauerborn dem „MM“ vor Ort. Die Brücke ist gezielt für die Kontrolle ausgewählt worden, weil sie an der betreffenden Stelle einspurig ist, das heißt: Kein Entkommen mehr.

Polizeikontrolle auf der Kurt-Schumacher-Brücke: Nach welchen Kriterien wird ausgewählt?

Nicht aber bedeutet das, dass jede Ordnungswidrigkeit lückenlos entdeckt wird. Wie der Polizeikommissar äußert, möchte man ein Mittelweg finden dazwischen, den Verkehr nicht zu sehr zu behindern und dennoch die „Standard-Alkis“ und die „eindeutigen Kracher“ – schwere Straftaten – in jedem Fall herauszufischen. Sehr gezielt suchen sich die Polizisten diejenigen Autofahrer heraus, die sich einer genaueren Kontrolle unterziehen müssen.

Zwölf Polizistinnen und Polizisten waren am Freitagabend auf der Kurt-Schumacher-Brücke im Einsatz. © Michael Ruffler

Auf vieles Unterschwellige achten die Polizisten intuitiv, lässt Sauerborn durchblicken. „Es gibt keinen Fahrzeugtyp oder Fahrer, bei dem wir sagen: Der ist es!“, äußert er. „Aber man muss sich ja an irgendetwas festhängen.“ Um 20 Uhr seien etwa uniformierte Bauarbeiter am Steuer einen zusätzlichen Blick wert, weil schon das ein oder andere Feierabendbier geflossen sein könnte.

Eine andere Auffälligkeit: Gibt es Mängel am Auto, die der Autofahrer gelassen hinnimmt? Wer schon eine „Laissez-faire-Einstellung“ zu seinem Fahrzeug zeigt, könnte eher dazu neigen, auch mit einem Bier zu viel noch zu fahren, mutmaßt Sauerborn. Das allgemeine Erscheinungsbild zählt, und: „Es ist eine Kommunikationssache, wie man aufeinander gerät.“ Wenn vier junge Männer im Auto sitzen, die ankündigen, dass sie zur Time Warp wollen, ist das „verdächtiger“ als ein Berufstätiger, der glaubwürdig macht, auf dem Heimweg zu sein.

„Wir diskriminieren nicht“, stellt Sauerborn klar. Für sogenannte Gesichtsfeldtests werden nämlich nicht Senioren herausgepickt, sondern zufällige Fahrer generell. Ausländische Fahrzeuge nehme man besonders genau ins Visier, aber vor allem aus einem Grund: Wer länger als sechs Monate in Deutschland wohnt, aber noch mit ausländischem Kennzeichen fährt, könnte versuchen, seiner KFZ-Steuer-Pflicht zu entgehen.

So funktioniert die Kontrollstelle zwischen Ludwigshafen und Mannheim

Zwei Streifenwägen stehen ganz hinten an der Kontrollstelle und machen sich von jedem Autofahrer einen kurzen Eindruck. Ein unscheinbares „Hallo“ und „Tschüss“, während die Polizisten Fahrer und Fahrzeug begutachten. Ihren Kollegen, die weiter vorne stehen, funken sie durch, wer genauer unter die Lupe genommen werden soll: Etwa jedes sechste bis zehnte Auto. Dann steht an: Warndreieck und Warnwesten vorhanden? Verdacht auf Drogen oder Alkohol? Dann pinkeln und pusten, bitte.

Verkehrskontrolle 25. und 26. Oktober 2024

  • Auf der Kurt-Schumacher-Brücke wurden in drei Stunden 170 Fahrzeuge kontrolliert, 19 Beanstandungen gab es hier, darunter drei Anzeigen nach einer Trunkenheitsfahrt.
  • Insgesamt wurden am Freitag 201 Kraftfahrzeuge kontrolliert und 46 beanstandet. Vier Fahrer standen unter Einfluss von Alkohol oder Betäubungsmittel. In einem Fall wurde die Weiterfahrt untersagt.
  • Am Samstag wurden im Stadtgebiet 41 Kraftfahrzeuge kontrolliert. Es gab 21 Beanstandungen.

Ein junger Mann hat sich freiwillig für den Urintest vor Ort entschieden. „Das kann ihn auch dann schnell entlasten“, betont der Polizeikommissar. Frauen bot man das auf der Kurt-Schumacher-Brücke mangels fehlender öffentlicher Toilette aber nicht an. „Was hätten Sie gemacht, wenn ich mich jetzt geweigert hätte?“, fragt der junge Autofahrer, der alle Anweisungen respektvoll befolgt. „Dann hätten wir sie auf die Wache mitgenommen“, erhält er als Antwort.

Alkoholbedingte Verkehrsstraftaten haben zugenommen

Drogenerkennung im Straßenverkehr hat das Land Rheinland-Pfalz als einen der Tätigkeitsschwerpunkte der Polizei im aktuellen Jahr festgelegt – denn die Zahlen sind rasant gestiegen: Alkoholbedingte Verkehrsstraftaten nahmen im Jahr 2023 um 25,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu, in Sachen Drogen war die Zunahme noch gravierender: Anstieg um ein Drittel, teilt die Pressestelle des Polizeipräsidiums Rheinpfalz mit. „Seit der Legalisierung von Cannabis beobachten wir auch mehr Mischintoxikation am Steuer“, berichtet Sauerborn.

Die Konsequenz: Zunehmende Schwerpunktkontrollen. Kein spezifischer Anlass für die Kontrolle waren für die Ludwigshafener die Time Warp und der Nachtwandel in Mannheim. „Aber ein netter Nebeneffekt. Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe“, verrät der Kommissar. Die Kontrolle auf der Kurt-Schumacher-Brücke war verdachtsunabhängig und standortgebunden, sie wird am Samstag durch verstärkte verdachtsabhängige Kontrollen ergänzt.

Unerwartet positives Feedback erhält er immer wieder von Bürgern, zeigte sich Sauerborn überrascht. Auf „Allgemeine Verkehrskontrolle, einmal aussteigen, bitte!“ wird dann durchaus reagiert mit: „Finde ich sehr gut! Müsste man viel öfter machen.“

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