Auszeichnung

Ludwigshafen ist jetzt Fairtrade-Town

Ludwigshafen hat Grund zum Feiern, denn die Stadt ist als 800. Fairtrade-Town Deutschlands ausgezeichnet worden. Allerdings kann die Chemiestadt den Titel wieder verlieren und hat deshalb einen Plan geschmiedet.

Von 
Tanja Capuana
Lesedauer: 
Die Steuerungsgruppe Fairtrade und Bürgermeisterin Jutta Steinruck haben die Urkunde zur 800. Fairtrade-Town Deutschlands von Claudia Brück, Vorständin von Fairtrade Deutschland, entgegengenommen. © Tanja Capuana

Ludwigshafen. Eigentlich eilt der Stadt Ludwigshafen vor allem der Ruf als Chemiestadt voraus. Seit gestern kann sich die Rheinmetropole auch im Bereich fairer Handel rühmen. Bei Feierlichkeiten in der Rhein-Galerie ist die Stadt als 800. Fairtrade-Town Deutschlands ausgezeichnet worden. Claudia Brück, Vorständin von Fairtrade Deutschland, hat die Urkunde an Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck sowie die Steuerungsgruppe Fairtrade-Town überreicht. Vier Musiker aus dem Orchester des Wandels sowie der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz umrahmten das Fest virtuos mit heiteren Klängen.

Steinruck ist über die Auszeichnung erfreut. „Ich bin ins Amt gekommen und direkt damit überfallen worden, dass der Stadtrat beschlossen hat, dass Ludwigshafen Fairtrade-Town werden darf“, sagt sie gut gelaunt. Darin stecke Engagement, das weit über die Anforderungen hinausgehe. „Unsere Unterstützung für den fairen Handel sehen wir als wichtigen Beitrag zu Solidarität und Frieden – vor Ort und weltweit“, sagt Steinruck. Es gehe als Fairtrade-Stadt aber auch ums Sensibilisieren, dass es nicht allen so gut gehe wie den Menschen hierzulande und gute Arbeit auch manchmal ihren Preis brauche. Etwa, dass auch in ärmeren Ländern Menschen in Würde leben und Kinder Bildung genießen können, fordert die Rathauschefin. „Und dass es nicht darum geht, alles so billig wie möglich zu kriegen auf Kosten anderer.“ Man habe daher Einzelhandelsbetriebe und Gastronomie für die Idee gewonnen, aber auch Mensen und Kantinen. „Es hat sich viel getan, und es hat viele tolle Aktionen gegeben.“ So ist auch das Heinrich-Böll-Gymnasium mit einem Stand vertreten, an dem faire Stofftaschen verkauft werden.

Kriterien des Titels

  • Um den Titel Fairtrade-Stadt zu erhalten, müssen fünf Kriterien erfüllt werden.
  • Erstens: der Ratsbeschluss, Fairtrade-Town zu werden, zweitens die Bildung einer Steuerungsgruppe, drittens eine Mindestzahl an fair gehandelten Produkten in Gastronomie und Einzelhandel, viertens Informations- und Bildungsaktivitäten in Kirchen, Schulen und Vereinen sowie fünftens Öffentlichkeitsarbeit zum Thema fairer Handel.
  • Wenn diese Kriterien nicht eingehalten werden, kann der Titel alle zwei Jahre auch wieder aberkannt werden.

Viele Partner in der ganzen Region

„Mit den zahlreichen Partnerinnen und Partnern in der Region und bundesweit wollen wir unsere Stadt als Fairtrade-Town noch nachhaltiger und fairer gestalten“, sagt die OB. Man habe die Zielgerade überschritten, höre aber an diesem Punkt nicht auf. „Es geht darum, in Zukunft an diesen Zielen weiterzuarbeiten“, sagt Steinruck. „Ich bin stolz, dass wir in Zeiten, die nicht gerade einfach sind, auch mal positive Nachrichten haben.“

„Das Programm läuft schon seit einiger Zeit“, erzählt Christiane Stolz von der Umweltberatung der Stadt. Der Bewerbungsprozess habe mehrere Jahre gedauert, was jedoch ganz normal sei. „Man muss verschiedene Mitstreiter gewinnen, den Stadtratsbeschluss gab es Ende 2017“, sagt sie. „Dann hat man sich auf den Weg gemacht, Betriebe und Unterstützer zu finden.“ Nicht so einfach gestaltete sich etwa die Suche nach Gastronomiebetrieben. Von der Einwohnerzahl sei es abhängig, wie viele Betriebe man haben muss, so Stolz. „Da waren wir immer so kurz an der Grenze, dann sind wieder welche weggefallen.“ Manche wurden geschlossen, zudem sei es in Zeiten von Corona noch schwieriger gewesen, Restaurants für die Bewerbung zu begeistern.

Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren

Mit Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit wurde die Werbetrommel gerührt. Jetzt, da die Stadt den Titel Fairtrade-Town trägt, wolle man sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen, da dieser auch wieder aberkannt werden kann. Alle zwei Jahre finde daher eine Rezertifizierung statt, erklärt Stolz. „Zwischendurch muss man eine bestimmte Anzahl an Öffentlichkeitsarbeit und Aktionen vorweisen“, so Stolz. „Wir machen viel mit unseren Partnern, die im Netzwerk sind.“

Glückwünsche von Spitzenpolitikerin

Die Initiative lokale Agenda 21 Ludwigshafen kümmert sich um die Einhaltung der Nachhaltigkeitsziele der Stadt. Geschäftsführerin Hannah Bolz, die die Steuerungsgruppe zusammen mit Stolz koordiniert, stellt vergangene und künftige Projekte der Fairtrade-Town vor.

Glückwünsche erreicht die Vertreter der Verwaltung und der Steuerungsgruppe auch von der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer – in Form einer Videobotschaft: „Heute gibt es wahrlich Grund zu feiern in Ludwigshafen“, sagt sie. „Nachhaltigkeit ist ein ganz wichtiges Leitsystem für meine ganze Regierung. Mit Ihrem Engagement leisten Sie einen wichtigen Beitrag für eine solidarische und gerechte Welt.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen