Ludwigshafen. Seit über 20 Jahren ist die Anlage zur Grundwassersanierung rund um das Gelände der Firma Raschig im Dauerbetrieb. Bei der Sitzung des Umweltausschusses stellte Christine Weiß, Projektleitung Grundwasser beim Wirtschaftsbetrieb Ludwigshafen (WBL), dazu einen Sachstandsbericht vor.
Bis zum Zweiten Weltkrieg produzierte das Chemiewerk reine Teerbestandteile, im Krieg wurde der Produktions- und Lagerbereich der Firma komplett zerstört. Krebserregende Schadstoffe gelangten ins Grundwasser und hatten Jahrzehnte Zeit, sich auszubreiten, denn erst 1987 wurde der Schadensfall festgestellt, Luftbilder aus dem Zweiten Weltkrieg wurden hierzu mit einbezogen. Die Trinkwassergewinnung der Parkinsel liegt nicht weit vom kontaminierten Gebiet entfernt, es musste also gehandelt werden.
1997 wurde der Sanierungsplan erstellt, ein Jahr später setzte der Dauerbetrieb ein. 2007 übernahm Raschig die Anlage vom Erbauer und Betreiber. Finanziert wird die Langzeitmaßnahme vom Land Rheinland-Pfalz, der Stadt Ludwigshafen und von Raschig selbst. In verschiedenen Verfahren kommen Brunnen, Pumpen und Filter zum Einsatz, um das kontaminierte Wasser zu reinigen. Seit Sanierungsbeginn bis Ende 2020 wurden laut Bericht mehr als 18 Millionen Kubikmeter Wasser behandelt, dabei wurden insgesamt 418 Tonnen Schadstoffe (Benzol und Naphthalin) ausgetragen. Die Betriebskosten betrugen in den letzten fünf Jahren rund eine Million Euro im Jahr. Die Anlagen würden ständig gewartet und optimiert. Auf die Frage aus dem Umweltausschuss, wie lange die Sanierung insgesamt dauern könnte, antwortete Christine Weiß: „100 plus.“ Die Sanierung wird also noch einige Generationen beschäftigen.
Für Klimaschutz, gegen Werbeflut
Ein weiteres Thema der Sitzung war die Klimaoffensive der Stadt. Beim Bau- und Umweltdezernenten soll eine Stabsstelle Klimaschutz eingerichtet werden, die Ausschreibung der Stelle als Klimaschutz-Manager läuft bereits. Joachim Alexander, Klimaschutzbeauftragter seit 2008, geht demnächst in Rente. Damals startete man mit dem Klimaschutzkonzept 2020, die Fortschreibung trägt die Zahl 2032. Bevor das Konzept steht, werden Umsetzungsvorschläge aufgelistet, Klimaschutzziele definiert und Planungen der Stadtverwaltung bis einschließlich 2023 aufgezeigt. Die Umsetzung drängt: „Ich möchte mir nicht vorstellen, was passiert, wenn wir es so weiterlaufen lassen“, sagte Ellen Schlomka, Klimaschutzkoordinatorin. Man müsse auch die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen.
Zum Thema „Werbeflut“ hatten die Grünen einen Antrag gestellt. Durch Werbung, die in Briefkästen landet und oft nicht gelesen wird, entstehe viel Müll - etwa 56 Kilo pro Person pro Jahr. Inzwischen gibt es ein Bündnis „Städte gegen Werbeflut“, das sich dafür einsetzt, dass Werbung nur in entsprechend gekennzeichneten Briefkästen landet. Das Projekt sei bereits in einigen Städten erfolgreich, nun soll sich Ludwigshafen ebenfalls beteiligen. Der Antrag wurde mehrheitlich vom Ausschuss angenommen.
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