Ludwigshafen. Es ist eine schier unendliche Hängepartie: Seit Jahren warten Studierende der Hochschule und Schüler des Berufsbildungszentrums auf eine direkte Verbindung von der Ernst-Boehe-Straße zum Hauptbahnhof. Die Öffnung des Posttunnels ist aber weiterhin nicht in Sicht. Die schmale Verbindung könne aus Sicherheitsgründen nur von Fußgängern, aber nicht von Radlern genutzt werden, sagt Baudezernent Alexander Thewalt. Deshalb schlägt er als Alternative eine Brücke zum Hauptbahnhof vor. Seine Kostenprognose: etwa 20 Millionen Euro. Die Chancen für das Projekt stuft er als ganz gut ein, auch wegen der Aussicht auf eine hohe Förderquote. Gleichwohl dämpft er die Hoffnung auf eine schnelle Realisierung. „Die Brücke könnte in etwa zehn Jahren fertig sein“, sagt der Beigeordnete im Gespräch mit dieser Redaktion.
Noch viele Schritte zum Baurecht
Denn bis dahin sind noch viele Verfahrensschritte nötig. „Derzeit läuft eine Machbarkeitsstudie. Danach müssen Vorentwurf und Genehmigungsplanung erstellt werden“, erläutert Thewalt die Einzelheiten. Ein Planfeststellungsverfahren schließt sich an. „Erst wenn dieses abgeschlossen ist, kann man Fördermittel beantragen und die Arbeiten ausschreiben.“
Und noch ein Aspekt muss nach Ansicht des Dezernenten bei der Bauzeit berücksichtigt werden. „Sperrungen von wichtigen Eisenbahnstrecken, die bei den Brückenarbeiten notwendig sind, haben erfahrungsgemäß einen Vorlauf von zwei Jahren.“ Die Brücke soll etwa sechs Meter breit sein und damit ausreichend Platz für Fußgänger und Radfahrer bieten, sagt der Beigeordnete. Um die Bahnsteige barrierefrei zu erreichen, könnten Aufzüge gebaut werden.
Die Öffnung des Posttunnels sieht der Dezernent indes als weniger zukunftsträchtig ein. „Um die bestehende Unterführung unter den anderen Gleisen bis zum Stadtteil Süd zu verlängern, wären etwa vier bis sechs Millionen Euro erforderlich“, so seine Schätzung. Auch die Ertüchtigung des eigentlichen Posttunnels werde sehr teuer. „Zusammen genommen ergibt sich ein fast zweistelliger Millionenbetrag“, sagt Thewalt.
Die Brückenlösung favorisiert er auch deswegen, weil damit die Gartenstadt besser an die Innenstadt angebunden werde. Recht zuversichtlich für die oberirdische Lösung ist der Dezernent auch deswegen, weil es auf Seiten der Bahn nur einen Ansprechpartner gebe. „Obwohl mehrere Tochterunternehmen beteiligt sind, wie DB Station und Service, DB Netz, S-Bahn-Rhein-Neckar und weitere Bahngesellschaften für den Leitungsbau. Das ist ein großer Vorteil.“
Ob die Brückenlösung kommt, ist indes noch offen – aber nicht unwahrscheinlich. Ein Beschluss könnte bis Sommer 2021 fallen. Für die CDU ist das Thema Posttunnel derzeit noch nicht ad acta gelegt. Viele andere Fraktionen sind aber grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber einer oberirdischen Verbindung und sehen Vorteile.
Unterstützung für die Brücken-Variante kommt von der Hochschule. „Wir sollten uns aus dem Kreis der Tagträumer verabschieden und mit Blick auf das Schneckentempo bei der Prüfung zur Öffnung des Posttunnels eingestehen, dass das Ganze beerdigt oder eine Alternative gefunden werden sollte“, betont Präsident Peter Mudra, der den „quälenden Prozess“ beenden möchte.
Wegen der Öffnung des Posttunnels hatte die Stadt seit 2013 unzählige Gespräche zunächst mit der Post und der Bahn geführt, weil die Eigentumsverhältnisse in dem Bereich sehr kompliziert sind. 2015 kaufte die Verwaltung ein angrenzendes Grundstück und brach den ehemaligen Zugang auf dem Postgelände ab. Trotz vieler Resolutionen an der Hochschule und 4000 Unterschriften, die an den Berufschulen gesammelt wurden, kam das Projekt nicht recht voran.
Ein starkes Interesse an der Tunnelöffnung hatten auch die TWL. Sie waren indes bereits erfolgreich und verlegten 2018 eine Fernwärmeleitung unter den Gleisen. Damit reduzierte sich die verfügbare Breite des Tunnels von 4,50 Meter auf 3,80 Meter. Folge: „Für Radler ist die Verbindung zu schmal“, so Thewalt.
Verbindung zum Hauptbahnhof
- Der 180 Meter lange Posttunnel wurde 1967 zwischen dem Haupt-bahnhof und dem Postgelände an der Ernst-Boehe-Straße eingerichtet.
- Aus Sicherheits-und Kostengründen wurde er 2003 geschlossen.
- In der Nähe befinden sich die Hochschule mit rund 4600 Studenten und die Berufsbildenden Schulen mit etwa 3000 Schülern.
- Die Technischen Werke Ludwigshafen (TWL) verlegten 2018 eine Fernwärmeleitung durch den Tunnel.
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