Demonstration

Bürgerinitiative "Lebenswertes Ludwigshafen" fordert "Lasst uns nicht im Regen stehen"

Die Bürgerinitiative setzt sich für eine ökologisch soziale Stadtentwicklung ein. Auf diesen Missstand haben bunte Regenschirme auf dem Berliner Platz in Ludwigshafen aufmerksam gemacht

Von 
Tanja Capuana
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Die Bürgerinitiative "Lebenswertes Ludwigshafen" hat am Berliner Platz mit bunten Regenschirmen protestiert. © Tanja Capuana-Parisi

Ludwigshafen. Der Berliner Platz präsentiert sich an diesem Samstagnachmittag in gewohnter Manier: Fahrgäste verlassen die Straßenbahn während andere in schnellen Schritten auf die Tram zulaufen. Immerhin gilt die Haltestelle als wichtigster ÖPNV-Knotenpunkt von Ludwigshafen. Rund 40.000 Fahrgäste steigen dort ein, aus oder um. Einen Steinwurf von der Haltestelle entfernt zieht eine rund 40-köpfige Gruppe Menschen Blicke auf sich. Sie haben zwei große Plakate mitgebracht. „Lasst uns nicht im Regen stehen“ steht in großen Lettern auf dem einen. „Das ist unsere Stadt. Machen wir was draus“ verkündet ein anderes großes Transparent. Bunte Regenschirme bilden einen farbenfrohen Kontrast zum grauen Novemberhimmel. Die Bürgerinitiative Lebenswertes Ludwigshafen wurde im August gegründet. Sie setzt sich für eine ökologisch soziale Stadtentwicklung ein.

An diesem Tag demonstriert die Gruppe für eine sofortige Sanierung der Haltestellen am Berliner Platz. Der Anlass für die Demo sind die seit Jahren fehlenden transparenten Dachelemente, die während der Bauzeit des Metropol-Towers eingelagert wurden. „Es war ausgemacht, dass nach Beendigung der Baustelle die Haltestelle wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden“, sagt Andre Neu, der der Initiative angehört. „Doch seit sieben Jahren tut sich hier nichts, deswegen sind wir hier und kritisieren die Situation. Wir fordern von der RNV und vom Investor, der einen Insolvenzverwalter hat, dass die Bürgerinnen und Bürger auch bei Regen im Trockenen stehen.“ Aktuell sei die Haltestelle nahe der Baustelle nämlich nur zur Hälfte überdacht. „Der Bauzaun ist so weit vorgezogen, dass er einen Teil der Haltestelle mit einnimmt.“ „Wenn es wirklich stark regnet, läuft das Wasser in Sturzbächen runter“, sagt Neu. „Auch die Regenrinnen sind in so einem Zustand, dass sie die Wassermengen gar nicht schaffen bei Starkregen.“ Regne es dann auch noch in Stoßzeiten, etwa während des Berufsverkehrs, hätten die Fahrgäste weniger Möglichkeiten, sich unter das Dach zu stellen. Dabei gehe es sehr eng zu, moniert er. „Der Investor hat einen Vertrag aufgesetzt. Den gilt es zu erfüllen.“

40 Bürgerinnen und Bürger haben für eine sofortige Sanierung der Haltestellen am Berliner Platz demonstriert. © Tanja Capuana-Parisi

Das Problem: Der Investor des Metropol-Turms ist seit Mai insolvent. Mit der friedlichen Protest-Aktion wollen die engagierten Ludwigshafenerinnen und Ludwigshafener einerseits die Bevölkerung über den Missstand informieren. Andererseits sei es ein Appel an die beteiligten Parteien, nämlich die RNV, den Investor aber auch das Hochbauamt der Stadt, so Neu. Inzwischen hat Jan Mohammad zum Megaphon gegriffen. „Die Überdachung bietet keinen ausreichenden Schutz gegen Regen“, sagt er. „Die Verkehrssituation rund um den Bauzaun ist gefährlich und untragbar. Sowohl Menschen mit Rollstuhl oder Rollator als auch Eltern mit Kindern, RadfahrerInnen und ältere MitbürgerInnen werden in ihrer alltäglichen Bewegungsfreiheit extrem eingeschränkt und sind außerdem den Witterungsverhältnissen ungeschützt ausgesetzt.“

Mit dem Slogan "Lasst uns nicht im Regen stehen" machen sie auf das seit Jahren fehlende Dach aufmerksam. © Tanja Capuana-Parisi

Die Mitglieder verteilen Flugzettel, kommen mit Passanten ins Gespräch. „Man merkt, dass eine Resonanz da ist und das Thema sie beschäftigt“, sagt Neu. Und zwar nicht nur der Zustand der Haltestellen, sondern auch andere Themen wie etwa Vermüllung. Hans Hartwig, der dankbar für die Unterstützung des Ordnungsamts und der Polizei ist, hat eine gewisse Verdrossenheit und Resignation bei vielen Bürgerinnen und Bürgern festgestellt.

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Man wolle Stadtplanung und Stadtpolitik stärker gemeinsam gestalten, betont Neu. Viele Probleme seien lediglich politisch zu lösen. Wir hoffen, dass wir noch mehr Leute gewinnen können“, sagt daher Neu. „Deswegen ist für uns diese deliberative Demokratie auch wichtig.“ Die Gruppe möchte sich weiterhin für Belange in Ludwigshafen einbringen, etwa für mehr Grünflächen in der Chemiemetropole. Inge Welker fasst zusammen: „Wir sind für eine lebenswerte Stadt.“

Das nächste Treffen von Lebenswertes Ludwigshafen für alle Interessierten findet am 22. November, 19 Uhr im Verdi-Haus, Kaiser-Wilhelm-Straße 7, statt.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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