Leerstände machen auch Ludwigshafen zu schaffen, in hohem Maße gar. Fast die ganze Fußgängerzone steht hier leer, auch die Querstraßen verzeichnen immer wieder nicht benutzte Geschäfte. Das stößt schon immer der IHK Ludwigshafen böse auf, sie gründete deshalb die "Tischrunde", eine Versammlung von etwa 40 engagierten Mittelständlern, die das ändern wollen. Ihr Vertreter Mathias Berkel tat sich nun mit dem Grafiker Eric Seitz zusammen, um dagegen anzugehen. Seitz hatte schon die Website "WOW" gegründet, die die kulturellen Aktivitäten in Ludwigshafen online zusammenstellt, was nicht nur den neugierigen Kunstinteressierten auffiel.
Sodann kam die Idee eines kleinen Festivals auf, das diese Leerstände mit Kunst bespielt. Zeitlich rund um das "Festival des deutschen Films" beginnend, werden nun insgesamt 40 Ausstellungen mit 150 Künstlerinnen und Künstlern bis 5. November zu sehen sein. Elegant hat man die eigenen Aktivitäten der "Biennale für aktuelle Fotografie", die am Samstag beginnt, und der seit 3. September laufenden OFF//FOTO untergemischt.
Sehenswerte Fotografien
In den Ludwigshafener Leerständen finden sich nun Ausstellungen mit Fotografie, Malerei, Plastik und Streetart, die von Nicoleta Steffan, selbst Malerin, kuratiert wurden. Sehr gut und sehenswert sind die Fotografien von Luca Zanier, der relativ spontan dazu gestoßen ist und großartige Bilder aus den Macht- oder Energiezentren dieser Welt präsentiert. Ebenfalls sehr erfreulich die großen Papierabzüge, die öffentlich die Durchgänge zum Bürgerhof schmücken: Die Fotografin Miriam Stanke hielt Auswirkungen der gescheiterten Friedensgespräche zwischen der PKK (Arbeiterpartei Kurdistans) und der türkischen Regierung in der verschneiten Osttürkei auf beeindruckenden Bildern fest.
Weniger erfreulich sind die Ausstellungen von Malerei und Plastik in den Leerständen: Eher sehr konventionell und mittelmäßig erscheinen die Öl- und Temperabilder, orientiert an traditionellen Vorstellungen von Bildender Kunst. Sie haben mit der Jetztzeit, ganz im Gegensatz zu Fotografie und Streetart, leider gar nichts zu tun, schade!
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