Ihre Arbeit wird oft nicht wahrgenommen. Dabei sind sie die federführenden Ermittlerinnen und Ermittler, wenn es um Schwer- sowie Schwerstkriminalität geht, und haben dabei mit Mord, Sexualverbrechen, Raubüberfällen oder Wirtschaftsdelikten zu tun. Sie observieren, durchsuchen Wohnungen oder ermitteln verdeckt. Das Aufgabenfeld ist vielschichtig und spannend. Nun sucht die Kriminaldirektion Ludwigshafen intensiv nach Nachwuchs.
Dazu gewährt die Behörde bei einem Pressetermin einen Einblick in die Arbeit der Kriminalpolizei. „Wir sind Hände, Beine, Augen, Köpfe der Staatsanwaltschaft und handeln ausschließlich in deren Auftrag“, erklärt Kriminaldirektor Michael Dommermuth die Arbeit. Die Beamtinnen und Beamten seien vom Tatort bis zur Gerichtsverhandlung in den jeweiligen Fall involviert. „Das ist das Interessante“, so Dommermuth.
Das ist auch das, was Kriminaloberkommissar Eric (Nachnamen werden jeweils aus Personenschutzgründen nicht genannt), der seit Mai für das Kommissariat für Rauschgiftkriminalität (K3) ermittelt, an seiner Arbeit reizt. Sein Ziel war schon immer die Kriminalpolizei, nachdem er 2011 bei der Schutzpolizei eingestellt wurde, sagt der 33-Jährige. Letztere habe mehr mit „Ad-hoc-Situationen zu tun“, bei der Kriminalpolizei jedoch „ist man bis zum Ende dabei“.
40 Fälle gleichzeitig
Sandra, die schon länger im Kommissariat für Gewalt gegen Frauen und Kinder, Sexualdelikte (K2) arbeitet, kennt das nur zu gut. Während die Kolleginen und Kollegen von der Schutzpolizei Akten mit zehn Seiten bearbeiten würden, könnten es bei der Kriminalpolizei schon mal hunderte von Seiten werden. Denn die Fälle ziehen oft komplexe Sachverhalte und langwierige Ermittlungen nach sich. „Zwei bis drei Monate sind nichts“, sagt Sandra. Dass die 35-Jährige und ihre Kolleginnen und Kollegen in K2 jeweils in 40 Fällen gleichzeitig ermitteln, komme nicht selten vor.
„Je schwerer die Tat, desto weniger Fälle, doch umso mehr Ermittlungstiefe“, erklärt Dommermuth, der aus eigener Erfahrung weiß, was er seinem Team zumutet. Die Ermittlerinnen und Ermittler haben nicht nur viel Papierkram auf dem Schreibtisch, sondern erfahren auch viel Elend und Leid beim Bearbeiten der Delikte. Der 60-Jährige selbst habe bei seiner ersten Leiche mit seinem Vorgesetzten lediglich einen „Leichenschnaps“ getrunken. Heute sind die Angebote, um das Geschehene und Gesehene zu verarbeiten, vielfältiger. Es gebe ein entsprechendes Betreuungsangebot.
In Sandras Augen sind die negativen Erfahrungen nicht schlimmer oder häufiger, als es bei der Schutzpolizei der Fall ist. Diese sei sogar mehr davon betroffen. Die Kolleginnen und Kollegen seien „für alles da, was kommt“, sagt die Kriminalhauptkommissarin. Elisabeth, die seit Mai das Ausbildungsprogramm der Kriminalpolizei durchläuft, aber schon seit 1994 bei der Polizei eingestellt ist, ist da wenig zimperlich. Natürlich hatte die 45-Jährige Respekt vor einer solchen Situation. Das Gute jedoch sei: „Die Leichen sprechen nicht mehr mit einem“, sagt die Polizeihauptkommissarin im Scherz.
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Ein „Becken voller Haifische“
Elisabeth hat gerade ihren dreimonatigen Kriminaldauerdienst absolviert und sieht nun „ein spannendes Feld mit vielen Möglichkeiten“ vor sich. Sie möchte ihre Zeit bei der Schutzpolizei zwar nicht missen, nun will sie aber etwas Neues lernen. Für die Bewerbung zur Kriminalpolizei war ein abgeschlossenes Bachelor-Studium an der Hochschule der Polizei Voraussetzung. Außerdem muss die Bewerberin oder der Bewerber mindestens ein halbes Jahr bei der Schutzpolizei tätig gewesen sein.
Die Grundqualifizierung für den Kriminaldienst gliedert sich in einen fünfwöchigen theoretischen Teil und einen fünf Monate andauernden praktischen Teil. Die Theorie schließt mit einer mündlichen Prüfung ab. In der Praxis wird in fünf verschiedene Kommissariate reingeschnuppert. Gelten die Bewerber und Bewerberinnen als geeignet für den Kriminaldienst und haben den verpflichtenden Kriminaldauerdienst absolviert, werden sie übernommen.
Vom Nachwuchsmangel ist nicht nur die Kriminaldirektion betroffen. Die Polizei hat allgemein ein Problem damit, Leute für sich zu gewinnen. „Wir wünschen uns mehr geeignete Bewerber“, sagt Thorsten Mischler, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Rheinpfalz. Schon bei der deutschen Sprache oder bei der sportlichen Eignung hapere es oft. Zusätzlich befände sich der Präsidiumsbereich „in einem Becken voller Haifische“. Damit spricht Mischler die Konkurrenzsituation zu Baden-Württemberg und Hessen an, wo die Besoldung höher ist.
Diese Probleme schlagen sich folglich auf die Kriminaldirektion nieder, die ihre Ermittlerinnen und Ermittler aus der Schutzpolizei rekrutiert. Zudem zieht es nur Wenige von der Schutz- zur Kriminalpolizei. Die Schutzpolizei sei meist attraktiver, sagt Dommermuth. „Blaulicht ist geil“, betont er und spricht von „Action“. Dies habe aber auch die Kriminalpolizei zu bieten. Man sitze nicht nur im Büro. Durchsuchungen, Observationen oder Telefon-Überwachungen seien ebenso spannende Aufgaben. Erst abhören und dann ausrücken, „das ist auch Action“, sagt er und hofft auf geeigneten Nachwuchs in seinen Reihen.
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