Ludwigshafen. Starke Einschnitte wie in Mannheim sind zwar noch nicht beschlossen worden, aber auch nicht auszuschließen. Denn die katholische Kirche verliert in Ludwigshafen nach einer Prognose des Bistums bis 2060 die Hälfte ihrer Mitglieder, sagt Dekan Dominik Geiger. Weil sie auch weniger Geld zur Verfügung hat, müssen neue Strukturen überlegt werden. Was muss im seelsorgerischen Alltag verändert, wo soll gespart werden?, lauten deshalb wichtige Fragen.
Vorschläge dazu kommen nicht nur von der Diözese. „Auch auf Dekanatsebene erörtern wir die inhaltliche Gestaltung unserer pastoralen Angebote“, sagt Geiger. Ergebnisse sollen bis Sommer 2026 vorliegen.
Sechs Kleingruppen haben dazu ihre Arbeit aufgenommen. Sie erörtern Themen wie Spiritualität, Verwaltung, Innovationen und Kernsätze der Kirche. Haupt- und Ehrenamtliche aus allen Bereichen sind dabei vertreten. Sie setzen den Diskussionsprozess unter dem Titel Vision und Mission fort, der auf Dekanatsebene vor einem Jahr begann. „Auch in den nächsten zehn Jahren sind große Verwerfungen zu erwarten“, rechnet Geiger mit gravierenden Folgerungen.
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Denn allein aus demografischen Gründen reduziere sich die Zahl der Kirchenmitglieder in Ludwigshafen von derzeit knapp 40 000 bis 2060 um 30 Prozent. Bei einer anhaltenden Austrittswelle sei sogar mit einem Rückgang um 50 Prozent zu rechnen. Stark sinken werde auch die Gesamtzahl der Priester von derzeit zwölf auf acht im Jahr 2035. An eine Änderung der Pfarreigrenzen sei aber nicht gedacht. „Die Pfarreien bleiben, machen aber nicht mehr alles selbst“, so die Erwartung des Dekans.
Zentrale Eingriffe des Bistums Speyer in Ludwigshafen nicht zu erwarten
Teamarbeit könne beispielsweise bei der Gewinnung von ehrenamtlichen Helfern helfen. Ob Gottesdienstordnungen oder soziale Aktivitäten verändert werden, soll in den nächsten Monaten ebenso besprochen werden wie die Frage, wo Fort- und Weiterbildungen erfolgen sollen.
Zurückhaltend äußert sich der Dekan zur Frage, ob Gotteshäuser in den nächsten Jahren aufgegeben werden. „Viele Gebäude in Ludwigshafen werden von Stiftungen betrieben. Zentrale Eingriffe des Bistums Speyer sind deshalb nicht zu erwarten“, sieht der Dekan einen Unterschied zu einer Entscheidung im benachbarten Mannheim. Dort hatte die katholische Kirche auf Drängen des Bistums Freiburg ein Gotteshaus in Käfertal zum großen Unmut der dortigen Pfarrgemeinde aufgegeben mit dem Maßgabe, dass künftig eine benachbarte protestantische Kirche mitbenutzt werden soll.
Gleichwohl rechnet Geiger damit, dass auch die Stiftungen als Eigentümer kirchlicher Immobilien bei ihren Entscheidungen „über den Tellerrand der eigenen Konfession hinausschauen“.
Bei Pfarrheimen, die stark auf Vermietungen angewiesen seien, könne auch ein Gebäude pro Stadtteil reichen, meint der Dekan. Eine gemeinsame ökumenische Nutzung von Kirchen gebe es bereits in Neustadt und Dirmstein. Denkbar sind nach Ansicht des Dekans auch andere Lösungen. Das Alfred-Delp-Haus in der Hemshofstraße soll zugunsten eines Mehrfamilienhauses abgerissen werden, wobei die Pfarrgemeinde im Erdgeschoss einen Gemeindesaal erhält.
Entlastung der unteren Ebenen als Ziel einer neuen kirchlichen Struktur
Vorschläge, wie die Strukturen der Kirche künftig aussehen sollen, hat auch die Diözese formuliert. Diese sollen beim Besuch von Bischof Karl-Heinz Wiesemann am 4. Dezember in Ludwigshafen erörtert werden, so Geiger. Auch wenn er sich insgesamt verhalten dazu äußert, begrüßt er nachdrücklich indes die Entscheidung aus Speyer, dass alle katholischen Kitas der Diözese künftig in eine gemeinsame Trägerschaft übergehen. „Dies kann vorbildlich sein. Die obere Ebene muss generell die untere Ebene entlasten, denn dort findet das Gemeindeleben statt.“
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