Nach einer einjährigen Projektphase ist der Servicepoint Migration (Sepom) mit Beginn dieses Jahres zum Regelangebot von Arbeitsagentur und Jobcenter Vorderpfalz geworden. Der Erfolg gibt den "Müttern" dieses Dienstleistungspunktes für Arbeitssuchende mit Migrationshintergrund recht: Die Zielvorgabe, mindestens 15 Prozent der Kunden im ersten Jahr in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu vermitteln, wurde noch vor Ablauf der Projektzeit übertroffen.
Sechsköpfiges Beraterteam
Anja Hölscher, seit September 2010 Leiterin des Jobcenters, und Beatrix Schnitzius, seit Dezember 2010 Chefin der Arbeitsagentur Ludwigshafen, haben in die Tat umgesetzt, was ihre Vorgänger angedacht haben. Das Sepom-Team setzt sich aus sechs Vermittlern für Kunden beider "Rechtskreise" zusammen: Denen, die nach Sozialgesetzbuch (SGB) II betreut werden - den Langzeitarbeitslosen, die "Hartz IV"-Leistungen empfangen - und denen, die nach SGB III in Arbeit vermittelt werden sollen. Bei beiden Personengruppen ist der Anteil an Betroffenen mit Migrationshintergrund fast doppelt so hoch wie bei Deutschen. Der Schwerpunkt liege bei den "Hartz IV"-Empfängern.
Man darf sich den "Dienstleistungspunkt" nicht als eine Art Anlaufstelle mit Theke vorstellen. In der Realität ist die Idee eine Reihe von Büros und dem regelmäßigen Austausch der spezialisierten Berater. Das Team hat seine Räume seit knapp zwei Wochen in der Arbeitsagentur in der Berliner Straße. Zuvor residierte der Servicepoint im Jobcenter Vorderpfalz.
Die Sepom-Spezialisten werden eingesetzt, wenn die Fallmanager oder Arbeitsvermittler nicht mehr weiterkommen: Die Kunden werden von ihren jeweiligen Fallmanagern des Jobcenters an die Mitarbeiter des Servicepoints überwiesen. Etliche Frauen und Männer fragen aber mittlerweile selbst danach, erklärt Daria Hartmann, Koordinatorin des Sepom, das zeige auch die hohe Motivation der Betroffenen.
Mit der gemeinsamen Herangehensweise und ihren Kenntnissen wolle das Sepom-Team Vermittlungshemmnisse beseitigen, ohne eine externe Beratung in Anspruch zu nehmen. Gestartet wurde im Januar 2011 noch als Projekt und mit Hilfe eines Bildungsträgers, der AAW. Dadurch war die Anzahl der Beratungsfälle zunächst auch auf rund 450 "gedeckelt". Nachdem der Sepom Teil des Normalbetriebs von Arbeitsagentur und Jobcenter wurde, könnte auch kurzfristig auf einen höheren Bedarf an besonderer Beratung reagiert werden. Die Mitarbeiter des Teams beherrschen neben Deutsch noch Englisch, Französisch, Türkisch und Russisch.
Berufsbezogene Sprachkenntnis
Bei vielen Kunden hapert es an Deutschkenntnissen, vor allem im berufsbezogenen Bereich. Mit einem klaren Ziel vor Augen falle es den Schützlingen leichter, diese Kenntnisse zu erwerben. Einen großen Raum nehmen auch Probleme bei der Anerkennung der im Herkunftsland erworbenen Schul- und Berufsabschlüsse sowie beruflichen Erfahrungen ein. Die Anliegen seien dabei zwischen den Rechtskreisen gar nicht so unterschiedlich wie ursprünglich gedacht, sagt Hölscher.
Ein Ass im Ärmel sei der gute Kontakt der Vermittler zu den Arbeitgebern. Nach dem ersten Jahr sind etliche Qualifizierungsmaßnahmen und Anerkennungsverfahren noch am Laufen, erklärt Hölscher. Für 2012 werde die Vermittlungsquote sicher höher sein als 2011. Die Arbeitsvermittler könnten auf den gesamten Förderungskatalog zugreifen. "Und die Kunden bringen zumeist ein enormes Potenzial mit", erklärt sie, zwei Drittel habe eine abgeschlossene Berufsausbildung.
60 Prozent seien weiblich, die Vermittlungsquote bei den Frauen bislang aber etwas niedriger als die der Männer. Nach der Vermittlung in eine sozialversicherungspflichtige Stelle werden die Kunden künftig noch drei Monate weiter betreut und unterstützt. Die Rückmeldung auf die Arbeit des Servicepoints Migration sei bislang von Kunden- und von Arbeitgeberseite positiv, erklärt Hölscher. Das bestärke das Team.
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