Ludwigshafen. Trotz Filmfestival und verschiedenen Kulturstätten: Wenn es um Kultur geht, denken die wenigsten Menschen sofort an Ludwigshafen. Laut Delia Rothas und Andreas Heinrich zu Unrecht, da die Chemiestadt viel zu bieten habe. Nicht zuletzt werde die lokale Kulturszene oft nicht richtig wahrgenommen, sagt die 28-Jährige. Doch das Paar möchte nicht nur jammern, sondern aktiv etwas tun, um das Ansehen von Ludwigshafen zu verbessern. Aus diesem Grund pflegen sie das digitale Veranstaltungsmagazin ludwigshafen-wow.de. Auf dieser Plattform möchten die beiden die städtische Kulturlandschaft sichtbar und darauf aufmerksam machen, was in ihrem Ort läuft.
Events rund um die Stadt
- Delia Rothas und ihr Lebenspartner Andreas Heinrich stellen auf ihrem Online-Veranstaltungsmagazin www.ludwigshafen-wow.de Events rund um den Ort vor. Die Homepage ist ein Konzept ihres Urbanen Büros „QUAER“, das städtische Projekte betreut und entwickelt.
- Die 28-Jährige und der 29-Jährige leben in der Gartenstadt. Gemeinsam wollen sie einerseits der lokalen Kulturlandschaft Sichtbarkeit verleihen, andererseits das städtische Image verbessern.
- Künftig wollen sie mit anderen Kunstschaffenden kooperieren. Die Seite ist auf Instagram (wow_magazin_lu) und bei Facebook (ludwigshafenWOW) zu finden.
Rothas ist neben ihrer Tätigkeit in der Stadtentwicklung gerade in den letzten Zügen ihres Masterstudiums im Fach Stadt- und Regionalplanung, ihr Lebensgefährte hat ebenfalls darin einen Bachelorabschluss und studierte unter anderem Kommunikationsdesign. 2017 arbeitete er drei Jahre lang bei einer Werbeagentur, die ludwigshafen-wow.de kurz vor Heinrichs Eintritt gestartet hat. Der 29-Jährige prägte sie maßgeblich mit.
Doch dann kam die Pandemie - und sämtliche Veranstaltungen fielen plötzlich weg: Die Homepage wurde nicht mehr aktualisiert. Als die beiden 2020 „QUAER“, ein Büro für Urbanes gründeten, übernahmen sie gleichzeitig das digitale Magazin. Sie kauften den Namen sowie die Marke, gestalteten die Seite nach ihren Wünschen komplett neu und zogen die Plattform frisch auf. „Der Grundaufbau ist gemacht, trotzdem bastle ich weiterhin gerne daran herum“, sagt Heinrich.
Mediale Plattform
Mit QUAER realisieren die Gartenstädter verschiedene städtische Projekte und verknüpfen in diesem Rahmen ihre Wurzeln aus Stadtplanung und Design. Dabei wollen sie die Stadt als analogen Erlebnisraum stärken, aber auch das Potenzial aufzeigen. „WOW ist eine perfekte Plattform, um die Kultur medial zu unterstützen“, erklärt Rothas eines der größten Einzelprojekte.
Im Rahmen des Veranstaltungskalenders kündigt das Duo nicht nur Konzerte und Theaterstücke an, die im Pfalzbau über die Bühne gehen, sondern auch Events in kleineren Locations, etwa einen Flohmarkt in dasHaus. Wichtig ist den beiden auch der solidarische Gedanke. Rothas und Heinrich bieten Kulturinstitutionen auf der Seite Werbeflächen an. Durch die Einnahmen sollen auch in Zukunft weiterhin Events von kleineren Stätten abgebildet werden können. Zudem werden im Bereich Magazin Porträts präsentiert. Da geht es etwa um den Fotografen Rainer Zerback, der sein Projekt „Ludwigshafen nach Bezirken“ vorstellt oder den Kunstautomaten in der Innenstadt.
Auch schon an Côte d’Azur gelebt
Dem Paar geht es nicht zuletzt auch darum, ihre Liebe zu ihrem Wohnort auszudrücken. „Ich mag Ludwigshafen“, sagt Heinrich. Und zwar nicht nur Orte, die objektiv als schön gelten, wie etwa die Parkinsel. Als Kind und junger Erwachsener hat er als Skater den Ort auf eine ganz besondere Weise kennengelernt. Häufig skatete er unter den Brücken, aber auch auf dem Berliner Platz. „Das war toll.“ Dabei sei er mit den Obdachlosen und Punks ins Gespräch gekommen. Heinrich bedauert, dass inzwischen viele Skater zum Alten Messplatz in Mannheim abgewandert sind.
Während Heinrich in Ludwigshafen geboren wurde und dort aufgewachsen ist, stammt seine Freundin aus Reilingen bei Hockenheim. Fürs Studium hat die 28-Jährige unter anderem bereits in Kaiserslautern, Kassel und Nizza gelebt. Auch wenn die Chemiestadt mit der Schönheit der Côte d’Azur wohl nicht mithalten kann: Delia Rothas fühlt sich in der Vorderpfalz wohl. Ihr gefällt, dass die Stadt ein ungeschliffener Rohdiamant mit viel Entwicklungspotenzial ist. Andreas Heinrich findet es gut, dass die Stadt dennoch ein authentisches Image hat.
„Man sollte den Mut haben, dazu zu stehen, dass Ludwigshafen eine hässliche Arbeiterstadt ist. Wir brauchen kein aufgesetztes Image“, sagt er. „Warum ist Multikulti in Mannheim und Berlin cool und hier nicht?“. Heinrich findet daher die Ugliest City Tours toll, wo Teilnehmer spannende Ecken kennenlernen. „Ludwigshafen ist, wie es ist“, sagt Rothas. „Und Ludwigshafen kann auch WOW sein.“
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