Rund 55 000 Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr laut dem Zentrum für Krebsregisterdaten an Darmkrebs. 24 000 Betroffene sterben jährlich. Die gute Nachricht: Sowohl die Zahlen der Neuerkrankungen als auch die Sterberate sind in den vergangenen 15 Jahren zurückgegangen. Maßgeblich dafür verantwortlich sei die Präventionsarbeit, betont Professor Jürgen Riemann, Vorsitzender der Stiftung LebensBlicke. Die Ludwigshafener Stiftung setzt sich seit rund 25 Jahren für Darmkrebsvorsorge ein und hat gemeinsam mit der GastroLiga den März zum Darmkrebsmonat erwählt. Unter der Schirmherrschaft der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer und mit Unterstützung von Ludwigshafens Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck soll dieser im Zeichen des Slogans „Denk’ an morgen – geh heute zur Darmkrebsvorsorge“ stehen.
„Darmkrebsvorsorge kann Leben retten“, sagt Riemann. Deshalb vergebe die Stiftung LebensBlicke jährlich den mit 4000 Euro dotierten Darmkrebs-Präventionspreis. Die Preisträger 2024 sind Privatdozent Veit Phillip, Oberarzt am Klinikum rechts der Isar München, und Thomas Thomsen, Chefarzt am Westenküstenklinikum Brunsbüttel.
Junge Menschen betroffen
Phillip hat einen Fragebogen zur Abschätzung der Indikation für eine Darmspiegelung bei asymptomatischen Patienten entwickelt. Den Patienten werde so ein niederschwelliges und anonymes Angebot zur Einschätzung des eigenen Risikos geboten. „Es ist der erste Fragebogen dieser Art, der validiert wurde“, berichtet Phillip von seiner Arbeit.
Thomsen hat mit den „Krebsinformationstagen in Brunsbüttel“ eine besondere Art der Präventionsarbeit geleistet: Gemeinsam mit Charsten Wienbreyer vom Verein Wattolümpiade, dem Krebsberatungszentrum Westküste und dem Wacken Open Air – einem der größten Metal-Festivals Europas – hat der Mediziner verschiedene Aktionen zur Vorsorge gestartet. Bei der „Wattolümpiade“ stecken die Teilnehmenden beispielsweise für den guten Zweck knietief im Elb-Schlick.
Mit dem Darmkrebsmonat möchten die Verantwortlichen auch auf das Darmkrebsrisiko für junge Menschen aufmerksam machen. Bei jungen Männern sei diese Krebsart die häufigste Krebstodesursache, bei jungen Frauen die zweithäufigste, so Professor Dieter Schilling, ärztlicher Direktor am Theresienkrankenhaus, der St. Hedwig-Klinik und dem Diakonissenkrankenhaus in Mannheim. 41 Prozent der Patienten warteten mehr als sechs Monate, bevor sie medizinische Hilfe suchten – und würden so wichtige Zeit verlieren. Risikofaktoren für Darmkrebs seien zum einen genetische Faktoren, zum anderen auch wenig Bewegung, Adipositas oder Diabetes.
Riemann sprach darüber hinaus eine digitale Innovation der Stiftung LebensBlicke an. Gemeinsam mit der Barmer-Krankenkasse habe sie ein digitales System zur Darmkrebsfrüherkennung entwickelt, die den Patienten Wege zum Arzt ersparen. Dankbar sei er, dass es mit der NordICC-Studie mittlerweile wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit von Darmspiegelungen gebe.
„Darmkrebs ist eine Erkrankung, deren Symptome erst sehr spät zutage kommen“, sagt Riemann abschließend. Am Samstag, 27. April, veranstaltet die Stiftung LebensBlicke ein Benefizkonzert mit den Schönen Mannheims in der Friedenskirche in Ludwigshafen.
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