Das Handwerk muss selbstbewusster werden. Das forderte Hans Ziegle bei der Mitgliederversammlung der Kreishandwerkerschaft. Viele der 151 Handwerksberufe litten unter Fachkräftemangel, was vor allem mit der zunehmenden Akademisierung zusammenhänge, begründete Ziegle die anhaltende Stagnation.
Dabei sei "Arbeitslosigkeit im Handwerk ein Fremdwort", betonte der Kreishandwerksmeister. Sogar auf dem internationalen Arbeitsmarkt fehle es an qualifizierten Dienstleistern. Vor Problemen sei der Handwerksberuf trotzdem nicht gefeit. Gerade die zunehmende Digitalisierung, bei der Fachkräfte durch Roboter und 3-D-Drucker ersetzt werden, sei eine der Bedrohungen für die Branche.
Die Globalisierung beschere in erster Linie den kleinen Familienunternehmen, wie es die meisten Handwerksbetriebe sind, großen Kummer. "Nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen", fasste Ziegle zusammen. Daneben stellen auch der demographische Wandel und die Deregulierung die Handwerker vor Probleme.
Rainer Lunk, Hauptgeschäftsführer des Dienstleistungszentrums Kreishandwerkerschaft Vorderpfalz, blickte im Geschäftsbericht auf das vergangene Jahr zurück. 3905 Unternehmen sind demnach dem Dienstleistungszentrum angeschlossen, was "einen leichten Rückgang zum Vorjahr ergibt". Auch hier schlage sich die fehlende "Betriebsnachfolge, die sich in der Regel aus der eigenen Familie ergeben muss", nieder. In der Automobilbranche seien zudem seit Jahren "Konzentrationsprozesse, die von den Konzernen weiterhin befeuert werden", Schuld an den Reduzierungen der Betriebszahlen. Generell, so Lunk, habe der Fachkräftemangel "gravierende Formen angenommen".
Flüchtlinge als Alternative
Erfreulich sei hingegen, dass die Kreishandwerkerschaft Vorderpfalz im vergangenen Jahr 53 Gesellen- und Zwischenprüfungen mit 812 Teilnehmern abgenommen habe, obgleich die Zahl an Prüflingen weiter rückläufig war. Bei den Jugendförderinitiativen konnten die Verantwortlichen durchgehend positive Ergebnisse erzielen. Zwei Projekte zur beruflichen Integration von Flüchtlingen seien gut angelaufen. "Da der Fachkräftemarkt praktisch leergefegt ist", müsse man nach Alternativen Ausschau halten. Der Einsatz von Flüchtlingen, so Lunk, sei da eine Option.
Trotz der problematischen Lage erklärte der Hauptgeschäftsführer, dass die "Entwicklung der Betriebszahlen im Dienstleistungszentrum und bei der Kreishandwerkerschaft nicht bedrohlich" sei und sie deshalb weiterhin "im grünen Bereich" agieren können.
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