Stadtentwicklung

Grünes Band durch Ludwigshafener Altstadt?

Die Stadtverwaltung Ludwigshafen plant neue Maßnahmen zur Verschönerung des Hemshofs. Was die Stadt vor hat.

Von 
Thomas Schrott
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Die Umgebung der Helmut-Kohl-Allee, die die Hochstraße Nord ersetzt, wird in die Planung einbezogen. © Thomas Schrott

Ludwigshafen. Jahrzehntelang war der Hemshof das zweitgrößte Sanierungsgebiet in Deutschland. Mit rund 500 Millionen Euro von öffentlicher und privater Hand wurden Häuser modernisiert, Innenhöfe entkernt und Grünflächen angelegt. Fast zehn Jahre nach Ende dieses Mammutprojekts muss das Quartier, das bisweilen als Altstadt von Ludwigshafen bezeichnet wird, weiter verbessert werden. Die Stadtverwaltung plant, den Hemshof als neues Stadterneuerungsgebiet auszuweisen. Damit sollen vor allem Grün- und Freiflächen verschönert und zu einem „Grünen Band Hemshof“ entwickelt werden. Die ersten der 17 Millionen Euro teuren Maßnahmen sollen im nächsten Jahr beginnen, kündigt Sozialdezernentin Beate Steeg (SPD) im Bau- und Grundstücksausschuss an, der das Konzept danach einstimmig billigt.

„Das Programm ist bitter notwendig“, sieht nicht nur die parteilose Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck Handlungsbedarf. „Schon seit Jahren wollen wir die Maßnahmen umsetzen. Aber die harten Sparauflagen der Aufsichtsbehörde haben unsere Bemühungen immer wieder ausgebremst. Denn die Stadt muss auch einen Eigenanteil an den Projekten übernehmen“, erläutert die Beigeordnete die Vorgeschichte. „Wir warten bereits sehr lange auf die Verbesserungen“, zeigt sich Osman Gürsoy (SPD), Ortsvorsteher der Nördlichen Innenstadt, ungeduldig. Bereits sein Amtsvorgänger habe sich vehement für das Programm eingesetzt.

Als dringend nötig bezeichnet auch Anita Hauck (CDU‘) die Maßnahmen. Als Beispiele nennt sie unter anderem den Zustand des Spielplatzes am Rollesbunker sowie den Welserplatz. „Erfreulicherweise wird auch die Umgebung der neuen Helmut-Kohl-Allee perspektivisch in das Programm einbezogen“, merkt Hauck mit Blick auf die massiven Veränderungen durch die 840 Meter lange Stadtstraße an, die nach dem Abriss der Hochstraße Nord gebaut werden soll.

Beim Goerdelerplatz Belange des Wochenmarktes wichtig

Dadurch wird sich unter anderem der Europaplatz vor dem Kreishaus des Rhein-Pfalz-Kreises wandeln. Für dessen Umgestaltung sind nach einer groben Schätzung 1,5 Millionen Euro vorgesehen. Mit den größten Beträgen soll die Aufenthaltsqualität im Hemshofpark (3,2 Millionen Euro) und auf dem Vorplatz der Dreifaltigkeitskirche (2,1 Millionen Euro) verbessert werden. Beim Goerdelerplatz gibt es indes einen anderen Schwerpunkt, hier sollen die Belange des Wochenmarktes stärker berücksichtigt werden.

Die einzelnen Maßnahmen seien bereits mit der Struktur- und Genehmigungsbehörde (SGD) besprochen worden, sagt die Sozialdezernentin. Vertreter des Fördermittel-Managements der Neustadter Behörde machten sich bei einer Ortsbegehung kundig. Nach dem endgültigen Votum des Stadtrats werde die Verwaltung offiziell die Bewerbung für das Stadterneuerungsgebiet einreichen, nennt Steeg die weiteren Schritte. Das Programm ist langfristig angelegt. Die Laufzeit beträgt nach Einschätzung der Dezernentin mindestens zehn Jahre. Möglicherweise müssen die Grenzen des Erneuerungsgebiets noch leicht verändert werden. Anregungen dazu gab es vom Ortsbeirat.

Sanierung des Hemshofs erfolgte mit starker Bürgerbeteiligung

„Wir werden die Bürger umfassend einbinden, etwa mit Veranstaltungen vor Ort“, verspricht die Beigeordnete. An Online-Dialoge wie etwa im Dichterviertel im Stadtteil Süd werde nicht gedacht. „Diesen Weg mussten wir wegen der Corona-Pandemie wählen.“

Mit starker Bürgerbeteiligung war auch die städtebauliche Sanierung des Hemshofs erfolgt. 1972 wurde eine 50 Hektar große Fläche ausgewiesen, um viele Missstände zu beseitigen. Viele Wohnungen wurden damals noch mit Kohleöfen beheizt und hatten kein Bad. Graue Straßenzüge mit dicht bebauten Innenhöfen dominierten. Junge Leute zogen scharenweise weg. Erst Mitte der 1980er Jahre konnte eine Trendwende erreicht werden.

Bund, Land Rheinland-Pfalz und Stadt hatten bis zum Abschluss des Sanierungsgebietes 2016 insgesamt 62 Millionen Euro ausgegeben. Das Konzept etwa mit steuerlichen Anreizen für modernisierungswillige Hauseigentümer ging auf: Die Ausgaben der öffentlichen Hand hatten das Achtfache an privaten Investitionen ausgelöst.

Gräfenauschule erfährt bundesweite Aufmerksamkeit

Einige Probleme blieben aber ungelöst. Im Gegenteil, sie verschärften sich in den vergangenen Jahren durch die starke Zuwanderung von Migranten. Wilde Müllablagerungen sorgen weiterhin für Ärger. Nachdem etliche Maßnahmen kaum gefruchtet hatten, plant die Stadtverwaltung nun eine Videoüberwachung bei einigen Bereichen.

Die Gräfenau-Grundschule in Ludwigshafen macht immer wieder Schlagzeilen. © Bernhard Zinke

Für bundesweite Aufmerksamkeit sorgte eine besorgniserregende schulpolitische Entwicklung. 40 Erstklässler an der Gräfenauschule (Migrationsanteil: 98 Prozent) mussten im vergangenen Jahr die Klasse wiederholen. Hauptgrund: unzureichende Deutschkenntnisse. In einem anderen Bereich, beim Mangel an Kita-Plätzen, ist indes eine Verbesserung in absehbarer Zeit zu erwarten. Die städtische Bauprojektgesellschaft BPG will zwei Kitas mit jeweils 100 Plätzen in Holz-Modulbauweise in nur 20 Monaten Bauzeit errichten.

Um viele bürokratische Hemmnisse zu vermeiden, verzichtet sie auf eine Förderung von zehn Prozent. „Dadurch können wir aber um Jahre schneller bauen und sind wir bei der späteren Nutzung viel flexibler“, begründet BPG-Geschäftsführerin Nadine Hainbuch den neuen Weg. Dieser überzeugt alle Fraktionen, so dass der Ausschuss auch dieses Konzept einstimmig billigt.

Redaktion MM-Redakteur seit 1984, zuständig für den Bereich Ludwigshafen - mit all seinen Facetten

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