Musiktheater

Gounod-Oper überzeugt am Pfalzbau in Ludwigshafen

Rosa Kissen und hohe Burgmauern: In einer reizvollen Inszenierung hat die Gounod-Oper "Romeo e Juliette" als Gastspiel aus Kaiserslautern am Ludwigshafener Pfalzbau überzeugt.

Von 
Raimund Frings
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Szene aus der Produktion des Pfalztheaters. © Thomas Brenner

Zu Unrecht nicht oft in deutschen Häusern zu hören: Charles Gounods spätromantische Oper „Romeo e Juliette“. Verträumte, nachdenkliche und dann wieder fast wütende Musik, die die Liebe des wohl berühmtesten Liebespaars in vier variantenreichen Liebes-Duetten zum Klingen bringt. Die aktuelle Inszenierung des Pfalztheaters Kaiserslautern war am Wochenende im Pfalzbau zweimal zu erleben.

Gewagt und gewonnen: Dem fast kitschigen, religiös anmutenden Werk des französischen Komponisten hat Regisseurin Mareike Zimmermann sehenswerte Seiten entlockt. Bemerkenswert gute Solisten sowie ein wuchtig und markant eingestellter Chor lassen das musikalische Erlebnis zum Genuss werden.

Unzählige rosa Kissen fallen auf die Bühne und bereiten die samtige Unterlage für das weithin bekannte Liebesdrama. Darum herum bauen sich immer wieder hohe Burgmauern auf, hinter denen sich die Capulets und Montagues verschanzen. Bühnenbild und Kostüme von Claudia Weinhart verschärfen eindrucksvoll den Kontrast zwischen den Hass-Attacken der feindlichen Adelsfamilien und der seelenöffnenden ultimativen Liebe von Romeo und Julia.

Die gewählten Verkleidungen zum Maskenball im ersten Akt zeigen die latente Aggressivität der Adelsgesellschaft. Wehrhafte Soldaten in rüstungsähnlicher Garderobe und Supermänner im hautengen blauen Stretch durchmischen sich mit schrill-bunten karnevalistischen Tierkostümen. Entspannte Partystimmung sieht anders aus. Kein Wunder, dass der Konflikt der unmöglichen Herzensanbahnung auch visuell sofort eine Eskalationsstufe entfacht.

Das sind kurze Momente, es überwiegen in Gounods Oper die lyrischen Elemente, zumal der Shakespeare-Stoff im Opernlibretto von 1867 ganz auf die Liebesgeschichte der Protagonisten abhebt. Im Übrigen hat der Franzose auch kirchenmusikalische Passagen eingebaut, was dem Werk zusätzliches Pathos verleiht. Doch besonders die aufrüttelnden Chorpassagen um den blutig eskalierenden Konflikt der Familien hat die musikalische Leitung um Daniele Squeo und Chorleiter Gerhard Polifka mit kräftigen Crescendi und Fortissimi ausgestattet: Dem Publikum fährt nicht ohne Grund ob der brutalen Familienfehde der Schrecken in die Glieder.

Gesteigerte Bühnenpräsenz

Ehrfürchtiges Staunen hingegen für Sopranistin Ani Yorentz als Juliette. Anfangs schüchtern zurückhaltend als Star des Maskenballs noch nicht so prominent, steigert sie von Duett zu Duett auch darstellerisch ihre Bühnenpräsenz. Die anspruchsvollen Koloraturen interpretiert sie mit Leichtigkeit, ihr warmes Timbre ist natürlich und kommt ohne falsche Effekte aus. Daniel Kim überzeugt als softer Romeo besonders in den piano gehaltenen Partien, seine Ausstrahlung ist glaubhaft und auch die schwierige Artikulation des Französischen gelingt. Rosario Chávez ragt in der Hosenrolle als Romeos Page Stephano heraus, ihre kurze Sopran-Arie gestaltet sie selbstbewusst und klar intonierend. Bei den Bass-Solisten ist Mischa Schelomianski als Bruder Lorenzo herauszuheben, er interpretiert mit seiner kraftvollen Stimme die Rolle des geistlichen-gütigen Begleiters frech und spitzbübisch.

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