Die Dimensionen sind gewaltig: Bis zu 16 Metern tief wird die Baugrube - darin würde umgerechnet ein viergeschossiges Haus glatt verschwinden. Grund: Auf relativ beengter Grundstücksfläche muss das Hochhaus für das neue Polizeipräsidium Rheinpfalz in Ludwigshafen mit Kellergeschoss und zweistöckiger Tiefgarage untergebracht werden. Nach jahrelanger Verzögerung wegen Alternativstandorten und Umplanung kommt das 117 Millionen Euro teure Vorhaben nun sichtbar voran.
Von der Baustelle am Südwestknoten fahren unentwegt Lkw Erdreich ab, zur Entwässerung der Baugrube wurde eine 750 Meter lange aufgeständerte Rohrleitung schon fast bis zum Rhein gelegt. Auch wenn das Projekt mit einigen Herausforderungen verbunden ist, rechnet die Behörde weiterhin mit einer Fertigstellung 2027.
Erhöhte Schadstoffwerte
Bis zum nächsten Frühjahr dauert aber voraussichtlich noch der Aushub, wie ein Sprecher des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) auf Nachfrage erklärte. Für die durchgängig 13,5 Meter tiefe Baugrube müssen enorme Mengen an Erdreich abgetragen werden. 70 000 Kubikmeter Boden werden entfernt, 140 000 Tonnen müssen entsorgt werden. „Der bisherige Aushub verläuft planmäßig“, erläutert der LBB-Sprecher den Baufortschritt. Gleichwohl seien in einzelnen Bereichen gegenüber den stichprobenhaften Voruntersuchungen erhöhte Schadstoffwerte festgestellt worden. Die Schadstoffe seien ordnungsgemäß entsorgt worden. Zudem wurden Kellerreste der Vorkriegsbebauung gefunden und beseitigt. Ein Augenmerk gilt auch Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg. Deshalb begleiten Kampfmittel-Experten die Aushub-Arbeiten. Sprengkörper wurden bisher nicht gefunden. Keine unliebsame Überraschungen,das bedeutet auch bislang keine Kostensteigerungen bei dem Großprojekt, so der LBB.
Bis zu 44 Meter hoch wird das zweigeteilte Präsidiumsgebäude. Neben einem zwölfstöckigen Trakt zur Hochstraße Süd hin entsteht ein achtgeschossiger Teil. In dem Neubau werden 650 Bedienstete arbeiten, teilweise im Schichtdienst.
Beamte aus sieben Ausweichquartieren
Neben den Mitarbeitenden, die derzeit in der Wittelsbachstraße untergebracht sind, ziehen Beamte aus sieben Ausweichquartieren ein. Ins neue Präsidium wechselt auch die Inspektion Ludwigshafen 1 mit 140 Mitarbeitenden, die derzeit ebenfalls beengt in der Beethovenstraße untergebracht ist.
Eine Sanierung des 100 Jahre alten Präsidiumsgebäudes in der Wittelsbachstraße war bereits vor einem Jahrzehnt als nicht mehr wirtschaftlich verworfen worden. Das Land Rheinland-Pfalz favorisierte zunächst zwei andere Standorte wie etwa die Brachfläche auf der Parkinsel, die aber letztlich ausschieden. Auf absehbare Zeit war dort kein Baurecht zu erwarten. Zudem hatten Anwohner gegen eine Bebauung protestiert. „Aus finanziellen, baufachlichen und einsatztaktischen Gründen“ stufte das rheinland-pfälzische Innenministerium letztlich die dritte Variante, das Areal am Südwestknoten, als am besten geeignet ein.
Problem Parkplätze
Der neue Standort ist sehr verkehrsgünstig an der Hochstraße Süd gelegen, hat aber eine relativ kleine Grundfläche mit 4358 Quadratmetern - bietet somit nicht viel Platz für Parkplätze. In der Tiefgarage sind 141 Stellplätze für Dienstfahrzeuge vorgesehen. Dies reicht aber nicht. Deshalb stehen den Mitarbeitern weitere 184 Stellplätze im Bereich der Westendstraße zur Verfügung - dafür müssen sie aber etwa 300 Meter weit laufen.
Neues Polizeipräsidium
- Auf einer 4358 Quadratmeter großen Fläche am Südwestknoten entsteht das neue Polizeipräsidium.
- Das Gebäude hat eine Nutzfläche von 26 000 Quadratmetern. In der doppelstöckigen Tiefgarage sind 141 Stellplätze vorgesehen.
- Durch den 117 Millionen Euro teuren Neubau gibt die Polizei sieben Ausweichstandorte auf.
- Das Polizeipräsidium Rheinpfalz beschäftigt insgesamt 2200 Mitarbeitende.
- Es ist zuständig für die Sicherheit von 900 000 Menschen zwischen Rheinhessen und der französischen Grenze.
Fallen durch den Neubau viele Parkplätze für Anwohner weg, was lange die Befürchtung des Ortsbeirats war? Der LBB verneint dies. Nach seinen Angaben fällt nur ein Anwohnerparkplatz weg, 16 statt bislang 17. Zudem bleibt es bei acht öffentlichen Parkplätzen. Besonderheit: Diese Zahlen sind auch am Bauzaun nachzulesen. Gleiches gilt für Infos über 25 Ersatzpflanzungen für 24 gefällte Bäume.
Keinesfalls einfach ist das Bauvorhaben auch deswegen, weil in unmittelbarer Nähe ein weiteres Großprojekt läuft - der Neubau der Hochstraße Süd und die Sanierung der sogenannten weißen Hochstraße. „Der Landesbetrieb LBB steht in enger Abstimmung mit den Beteiligten, um die Abläufe der Baulogistik übergreifend zu koordinieren und Beeinträchtigungen des Verkehrs oder der Öffentlichkeit zu vermeiden“, zeigt sich der Sprecher zuversichtlich. Wie gut dies indes klappt, wird sich in den nächsten beiden Jahren zeigen.
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