Notfallübung

Für den Notfall gerüstet: Großschadensalarmübung bei BASF

Rund 100 Einsatzkräfte haben bei der Großschadensalarmübung der BASF für den Ernstfall trainiert. Das Szenario: Beim Entleeren eines Tankcontainers tritt Lösemittel aus. Es kommt zu einer Verpuffung mit nachfolgendem Brand

Von 
Filip Bubenheimer
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Die Bergung von Verletzten wird auch bei der Übung geprobt. © BASF

Ludwigshafen. Keine zehn Minuten sind seit dem Alarm in der Rückstandsverbrennungsanlage der BASF vergangen, als unter großem Getöse das mächtigste Löschgerät der Werksfeuerwehr anläuft: der Turbo-Löscher. Wer sich keine der angebotenen Ohrstöpsel mitgenommen hat, sucht jetzt schnell das Weite. Einen Moment später, mit noch ein paar Dezibel mehr, sprüht der Turbo-Löscher Tausende Liter Löschwasser in die Anlage - zerstäubt zu einer feinen Wolke. Derart vernebelt, erläutert Jörg Pfrang von der Werksfeuerwehr, lasse sich das Löschwasser tiefer in die Anlage hineintreiben als mit einem scharfen Strahl. Zu schnell würde dieser an dem Gewirr aus Rohren, Tanks und Schornsteinen abprallen.

Jedes Jahr Hunderte Übungen

Die Werksfeuerwehr führt jedes Jahr Hunderte Übungen durch, an diesem Montag die besonders aufwändige „Großschadensalarmübung“ mit mehr als 100 Einsatzkräften. In der Schwerindustrie müsse man ständig mit Unfällen rechnen, sagt Melanie Maas-Brunner, Vorstandsmitglied und Standortleiterin. Insofern müsse man alle mit der Sicherheit befassten Personen „immer wachsam halten“.

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Den Aufwand einer „Großschadensalarmübung“ betreibt die BASF zwei Mal im Jahr. Ein großes Fachpublikum ist zugegen - es braucht drei Reisebusse, um die Zuschauer von der Feuerwache Nord zum Übungsort in der Methanolstraße zu bringen. Im Bus hört man Rheinhessisch und Schwäbisch, aber auch Englisch und Französisch.

Einweiser informiert über Lage

Werksfeuerwehren weiterer BASF-Standorte sind da, Fachleute anderer Firmen, etwa von Infraserv Höchst oder Daimler, außerdem Versicherungen, kommunale Feuerwehren und andere Behörden. Man wolle sich die Taktik an- und vielleicht abschauen, heißt es, die nicht alltäglichen Geräte im Einsatz sehen oder sich „einfach mal einen Eindruck verschaffen“.

Im Übungsszenario kommt es zu einem Unfall in der Rückstandsverbrennungsanlage. Dort werden „Sonderabfälle“ verbrannt, darunter Produktionsrückstände, aber auch Klinikabfälle. Bei der Anlieferung versagt eine Dichtung an einem Tank, ein lösemittelhaltiger Stoff tritt aus, bildet Dämpfe, die sich schließlich an der heißen Oberfläche eines Ofens entzünden. Es kommt zu einer Verpuffung, ein Brand entsteht. Zehn Mitarbeiter werden verletzt.

„Achtung, Alarm in der Rückstandsverbrennung“

Um 11.30 Uhr beginnt die Übung, nicht mit einem Knall, sondern mit dem Tuten des „Typhons“, eines Signalhorns. Dann ertönt ein Gong, gefolgt von einer Ansage vom Band: „Achtung, Alarm in der Rückstandsverbrennung.“ In den BASF-Feuerwachen machen sich die Löschzüge Nord und Süd bereit. Bevor sie anrücken, müssen sie die Route bestimmen: Würden sie gegen die Windrichtung anfahren, könnten ihnen giftige Dämpfe entgegenwehen und von den Motoren der Fahrzeuge in Brand gesetzt werden. Daher fährt die Feuerwehr immer mit dem Wind an - heute aus Nordwesten.

Etwa drei Minuten nach dem Alarm fährt der erste Löschzug vor. Ein Feuerwehrmann läuft über die Methanolstraße, einem Mann in einer blauen Weste entgegen - dem Einweiser. Er spiele „eine sehr, sehr zentrale Rolle“, sagt Pfrang, denn er könne die Feuerwehrleute genau über den Zustand der Anlage informieren und ihnen den Weg weisen. Die Einweiser tragen eine Atemschutzmaske bei sich, damit sie die Feuerwehrleute notfalls in die Anlage hineinbegleiten können.

Zusammenarbeit ist das Hauptthema 

Während auf der einen Seite der Rückstandsverbrennungsanlage bereits der Turbo-Löscher läuft, werden von der anderen Seite aus mit Hebebühnen die Verletzten geborgen. Je vier Feuerwehrleute schleppen sie auf Tragen zur Triage. Dort wartet der Rettungsdienst, um die Verletzten nach Dringlichkeit ihrer Behandlung zu sortieren. Die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten zu üben sei „eigentlich das Hauptthema heute“, sagt Gert van Bortel, Leiter der Werksfeuerwehr.

Keine halbe Stunde später endet die Übung mit einer weiteren Ansage vom Band: „Alarm beendet. Bitte gehen Sie wieder an Ihre Arbeitsplätze.“ Zurück in der Feuerwache ziehen die Verantwortlichen vor den Zuschauern ein erstes Fazit: Es habe „zu 98 Prozent“ so geklappt wie geplant, sagt Übungsleiter Uwe Elger. „Die Automatismen, die ich erwartet hatte, habe ich gesehen“, ergänzt van Bortel. Abgesehen von einer Frage zum Turbo-Löscher hat das Fachpublikum dem nichts hinzufügen.

Bei der BASF steht nun die Nachbereitung an. Am Montagnachmittag treffen sich die Einsatzleiter zur Manöverkritik, in der nächsten Woche folgt eine Runde mit allen Beteiligten. „Wir pflegen da einen offenen Umgang miteinander“, so Übungsleiter Elger. Wichtig sei es, nicht nur auf die Details, sondern auch auf Grundsätzliches zu achten - auch, weil es zurzeit viele junge Mitarbeiter bei der Werksfeuerwehr gebe.

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