Erziehung - Anspruch auf Platz in Kindertagesstätte in Ludwigshafen nicht gewährleistet / Eltern wünschen sich mehr Transparenz im Bewerbungsprozess

Fehlende Kita-Plätze in Ludwigshafen: Mehr als 2000 Kinder unversorgt

Von 
Julius Paul Prior
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In Ludwigshafen haben zurzeit mehr als 2 000 Kinder keinen Platz in einem Kindergarten. © Patrick Pleul/dpa

Ludwigshafen. Wer sich in Ludwigshafen für einen Kindergartenplatz anmelden will, schafft es derzeit nur auf lange Wartelisten. Mehr als 2 070 Kinder gelten als unversorgt – haben also keinen Kindergartenplatz bekommen. Das teilte die Stadt auf Anfrage mit. Rechtlich hätten die Kinder – je nach Alter – jedoch einen Anspruch auf einen Platz im Kindergarten, einer Krippe oder einem Hort. Grund für die vielen unversorgten Kinder ist jedoch nicht nur der Mangel an verfügbaren Plätzen, sondern auch der Mangel an Fachkräften, die die Kinder betreuen, teilt Yasemin Acar, Sprecherin des Stadtelternausschusses (StEA) Ludwigshafen, mit.

Kitaplätze in Ludwigshafen

  • In Ludwigshafener Kindertagesstätten gibt er derzeit 8351 Betreuungsplätze. Der Großteil davon, 7051 Plätze, sind für Kinder über zwei Jahre, heißt es von der Stadt.
  • In diesem Jahr sollen noch 73 Plätze für über zweijährige und fünf Plätze für unter zweijährige Kinder hinzukommen.
  • Eine temporäre Alternative für Kinder ohne Betreuungsplatz bietet das Heinrich Pesch Haus.
  • In der ProKi Gruppe können Kinder Dienstags und Donnerstags zwischen 14.30 und 16 Uhr unterkommen.
  • Anmeldungen sind bei Jana Sand unter 0621/5999221 möglich.

„Man wird von der Stadt im Regen stehen gelassen“, berichtet Dragana Kirchhof aus Ludwigshafen von ihren Erfahrungen. Sie hat ihre heute dreijährige Tochter bereits 2019 für einen Kindergartenplatz angemeldet. Bis heute hat sie keinen bekommen. „Meine Tochter steht im Augenblick auf zwölf Wartelisten“, sagt sie weiter. Allerdings hatte sie das Glück, durch Zufall einen Platz bei einer Tagesmutter bekommen zu haben – gerade rechtzeitig für ihren Wiedereinstieg in den Beruf im vergangenen Dezember. Den Platz bezahlt die Stadt.

Rückmeldung nur bei Zusage

Auch eine Mutter, die ihren Namen nicht veröffentlichen möchte, hat diese Erfahrung machen müssen. „Man weiß nie, ob man eine Absage bekommt“, kritisiert sie das Kita-Portal Ludwigshafen, über das die Kinder angemeldet werden können. Rückmeldung bekommen Eltern nur, wenn dem Kind ein Platz angeboten werden kann. Wann genau alle Plätze vergeben sind, ist dagegen nicht bekannt. „Man muss sich alles selbst erarbeiten“, erzählt sie. Zwar gibt es eine Vermittlungsstelle, diese helfe jedoch nicht weiter. Die Situation der Eltern sei bekannt, eine Lösung habe die Stadt jedoch nicht, beschreibt auch Kirchhof die Antwort, die sie von der Stadt bekommen habe, als sie diese um Hilfe bat.

Bereits im Jahr 2006 hat die Stadt mit dem Ausbau der Kindertagesstätten begonnen. Auch in diesem Jahr werden die Kapazitäten weiter ausgebaut, heißt es von der Verwaltung: „Weitere 73 Plätze für über Zweijährige und fünf Plätze für Kinder unter zwei Jahren kommen 2022 hinzu.“ Diese werden dann „soweit es die Personalsituation zulässt“ belegt. „Teilweise stehen Gruppenräume aufgrund von Fachkräftemangel leer“, heißt es hierzu vom StEA. Die Bauprojekte der Stadt, die in den vergangenen Jahren fertiggestellt wurden, helfen demnach nur begrenzt weiter. Der Fachkräftemangel sei ein weitaus größeres Problem. „Allen voran muss der Erzieherberuf zukünftig gemeinsam mit Land und Bund attraktiver gestaltet werden“, fordert der StEA eindringlich. Dieser Auffassung sind auch die betroffenen Mütter.

Kritik an Planung

Ein weiteres Problem sei bei der Planung von Neubaugebieten entstanden: Kindertagesstätten seien „gar nicht oder zu spät in der Planung berücksichtigt“ worden, kritisiert der StEA. Beispielhaft fallen hierunter die Stadtteile Oggersheim, Melm oder Ludwigshafen-Süd. Um dem Mangel an Betreuungsplätzen nun besser entgegenwirken zu können, beantragen die Grünen in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Donnerstag, 27. Januar, die Prüfung eines Pakets von Maßnahmen für Kinder ohne Kita-Platz. „Den Kindern fehlen dringend notwendige Fördermöglichkeiten ebenso wie der soziale Kontakt zu Gleichaltrigen“, teilte Monika Kleinschnitger, die Co-Vorsitzende der grünen Fraktion, in einer Pressemitteilung am Montag mit.

Die betroffenen Eltern wünschen sich dagegen zunächst vor allem eins: mehr Transparenz beim Bewerbungsprozess. Dazu zähle unter anderem eine Rückmeldung auch dann, wenn dem Kind kein Platz angeboten werden kann. Des Weiteren sei eine Einsicht in den Wartelistenplatz von Vorteil, erklären die Mütter. Kirchhof ergänzt, dass auch die Kriterien zur Auswahl der Kinder sehr undurchsichtig seien. Zwar spielt laut Stadt beispielsweise die Berufstätigkeit der Eltern eine Rolle, abgefragt werde dies im Kita-Portal jedoch nicht.

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