Dass sie 33 Jahre lang bei der Caritas arbeiten würde, hätte Christine Stadler nie gedacht. "Die Arbeit hat mir immer Freude gemacht, und ich bin dankbar, dass ich hier die Chance bekam, Ideen zu verwirklichen", bilanziert Stadler, die gestern nach 27 Jahren als Leiterin des Caritas-Förderzentrums St. Johannes in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Es sind "große Fußstapfen", die Christine Stadler hinterlässt - daran ließ Karl-Ludwig Hundemer keinen Zweifel. Dass so viele Menschen gekommen sind, um Stadler zu feiern, unterstreiche ihre "enorme Lebensleistung für Menschen mit psychischen Erkrankungen", erklärte der Domkapitular.
Als kleines Team gestartet
Ihre Laufbahn hat Christine Stadler als Ergotherapeutin begonnen, bevor sie am 2. Januar 1984 zur Caritas kam. "Wir sind als kleines Team von fünf Personen in der Kaiser-Wilhelm-Straße gestartet und wollten vor allem eine Unterstützung im alltäglichen Leben bieten", erinnert sich Stadler. 1990 bekam sie die Leitung des Förderzentrums angetragen. Vor allem die Fusionen mit dem Max-Hochrein-Haus und mit St. Michael, einer Einrichtung für Multiple-Sklerose-Erkrankte, sei eine "Herausforderung" gewesen.
"Sie hat sich aber trotzdem nie von der Basisarbeit abgehoben und hatte immer ein Gespür dafür, was psychisch kranke Menschen brauchen", lobte der Direktor der Caritas, Vinzenz du Bellier, die Arbeit der scheidenden Zentrumsführung.
Das größte Projekt der vergangenen Jahre sei der Abriss des Gebäudes in der Kaiser-Wilhelm-Straße und der damit verbundene Umzug der Einrichtung von der Innenstadt nach Friesenheim gewesen. Zwischen eineinhalb und zwei Jahren Bauzeit stehen dem Team der Caritas bevor, ehe der Neubau bezugsfertig ist. "Es wird eine Herausforderung, das Haus mit Leben zu füllen. Aber wir freuen uns, sie anzunehmen und dann St. Johannes und St. Michael auf einem Gelände zu haben", verkündete Stadlers Nachfolger, Michael Röser, bei seiner Antrittsrede. Seit April wird der 48-Jährige von seiner Vorgängerin eingearbeitet. "Ich bin also die neue Frau Stadler", scherzte der gebürtige Saarländer. Nach dem Zivildienst, einer Ausbildung zum Erzieher und einem Teilzeitstudium kam Röser zur Caritas. Er freue sich, die neue Aufgabe zu übernehmen, obgleich er ihr "mit Respekt, der angesichts der großen Lebensleistung von Christine Stadler noch mehr gewachsen ist", gegenübertrete.
Stadler wurde nicht nur mit Liedern ihrer Kollegen und Schützlinge bedacht. Auch an Geschenken mangelte es nicht: Das größte war die Spende in Höhe von 10 000 Euro der Sparkasse Rhein Neckar Nord, die sie gleich an Michael Röser weitergab: "Ich kann das Geld nicht mehr ausgeben", erklärte sie. Für Stadler steht eine Ballonfahrt über die Alpen an. "Das geht nur im Herbst oder Winter. Aber auch das habe ich gelernt: Manchmal muss man sich warm anziehen, wenn man etwas erreichen will."
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