Das war ein unterhaltsamer und informativer Abend: "Gastronomie, Kultur und Pfälzer Wein im Ebertpark" lautete der Vortrag von Werner Appel im Turmrestaurant. Appel beleuchtete dabei auch die 90-jährige Geschichte dieses Gastronomiebetriebes. Der Referent kam zudem auf frühere Lokale in der Parkanlage zu sprechen, die es heute nicht mehr gibt, warf einen Blick zurück auf die Parkfeste vergangener Zeiten. Zum Jubiläum des Ebertparks, der im vergangenen Jahr sein Jubiläum feierte, hat Appel ein Buch veröffentlicht, das sich einer großen Nachfrage erfreut.
Vier gastronomische Einrichtungen gab es einst im Ebertpark. Appel präsentierte bei seinem Vortrag eine Menge Bildmaterial via Beamer. Die einzige Gaststätte, die noch heute existiert, ist das Turmrestaurant, das vor einigen Jahren grundsaniert wurde. Daneben konnten es sich vor dem Zweiten Weltkrieg die Park-Besucher im Pfälzer Weinhaus, dem "Stern-Café" oder im "Teichcafé Reinhard" gut gehen lassen.
Im Turmrestaurant, das zeigte Appel anhand einer Speisekarte aus den 1930er Jahren, ging es gut bürgerlich zu. Aufgelistet sind da die Bratwurst mit Kartoffelsalat für 70 Pfennig, das Wiener Schnitzel für eine Mark oder das Lendenbeefsteak zu 1,20. Für Bratkartoffel mussten 20 Pfennig bezahlt werden, für die Gemüsebeilage 30 Pfennig zusätzlich. Ein Viertel Dürkheimer Feuerberg Rotwein kostete 45 Pfennig, der 1935er Herxheimer Goldberg 55 Pfennig.
Tägliche Konzerte in 1930ern
Ein pittoreskes Fleckchen bildete das Pfälzer Weinhaus gegenüber des Sternbrunnens. Dort standen auch Weine von der Mosel oder aus Rheinhessen auf der Karte. Etwas Exotisches konnte ebenfalls geschlürft werden: ein Wein aus Bulgarien oder ein Roter aus Italien. "Hier hatte sich in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ein Künstlertreff mit Malern und Musikern etabliert", berichtete Appel: "Es wurden viele Vorträge gehalten und philosophiert."
Vom Stern-Café, das einst dort stand, wo heute der Minigolf-Platz sein Domizil hat, ist bekannt, dass hier nicht nur Kaffee und Kuchen serviert wurden, sondern auch viele Tanzveranstaltungen über die Bühne gingen. Schon 1925, im ersten Jahr des Ebertparks, gab es dort am 1. August eine "Venezianische Nacht". "Vom Teich Café Reinhard ist nicht allzu viel bekannt", erklärte der Referent: "Es war wie das Stern-Café und das Pfälzer Weinhaus ein Holzbau, die Decken und Wände waren mit Stoff bespannt und es war wohl nur in der Sommer-Saison geöffnet." Auch die Kultur kam im Ebertpark nicht zu kurz. "Eine wesentliche Säule war dabei das Pfalzorchester", informierte der Friesenheimer: "Außer montags gab es ab Mitte der 1920er Jahre täglich Konzerte in der Muschel, auch am Wochenende." Zwischen 1926 und 1936 kamen während der Saison von April bis Oktober rund 350 000 Zuschauer. Nach dem Zweiten Weltkrieg startete 1946 das Kultur-Programm im Ebertpark, und zwar mit Georg Büchners "Dantons Tod". Am 15. Juni 1952 gastierten vor mehr als 6000 Besuchern Cornelia Froboess, Lys Assia und Vico Torriani. Der Park musste geschlossen werden.
Appel erinnerte auch an die vielen Parkfeste, bei denen Windhund-Rennen oder Trachtentänze integriert waren. Und oft weite Teile des Parks illuminiert wurden. Besonders hob er das japanische Laternenfest von 1968 hervor: Das Turmrestaurant war als Pagode gestaltet, auf dem Teich fuhren Boote und ein riesiger, beleuchteter Buddha thronte auf der Wiese.
"Ich habe früher in der Ebertstraße gewohnt und war jeden Tag mit meiner Mutter im Ebertpark. Auch bei Regen und Hagelsturm", berichtete Eva Maria Augustin: " Außerdem war ich in der Ballettschule Hoffmann, und wir sind damals in der Muschel aufgetreten." Christa Regner verbindet den Ebertpark mit ihrer Kindheit: "Ich habe noch ein Foto zuhause, wo ich im verschneiten Park an dem Teich stehe." Sonntagmittags sei sie oft mit ihren Eltern zu Konzerten gegangen. "Und ich erinnere mich sehr gerne an die tollen Illuminationen bei den Parkfesten einst", sagt sie: "Es ist traurig, dass die Verantwortlichen so etwas heute nicht mehr hinkriegen."
Buch "Der Ebertpark"
Das Buch "Der Ebertpark - Entstehung und Wandel" ist zum 90-jährigen Bestehen des Parks im vergangenen Jahr erschienen.
Das reichbebilderte Buch (ISBN 978-3-00-048366-0) hat 203 Seiten und ist in elf Kapitel untergliedert.
Es ist im Buchhandel und unter ebertpark@web.de für 21,80 Euro erhältlich. Die Einnahmen des Buches gehen an den Förderkreis Ebertpark, der auch Herausgeber ist.
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