Die Kirchenglocken von St. Ludwig läuten zur vollen Stunde. Es ist 17 Uhr. Viele Menschen stehen vor dem Café "Alex" oder sitzen auf Bierbänken. Doch sie alle haben etwas gemeinsam: Sie sind still und schauen in die Höhe, auf den Balkon des Ordnungsamtes auf dem ein paar Mädchen stehen. Das Verstummen der Kirchenglocken geht in den zarten Gesang der Mädchen über. Im Hintergrund ist lediglich das Geplätscher eines Brunnens zu hören. Die Loreley-Sängerinnen der städtischen Musikschule Ludwigshafen eröffnen die "Singenden Balkone". "Die Mädchen sind zwischen zehn und dreizehn Jahre alt. Sie haben wöchentlich Unterricht bei uns", berichtet Angela Bauer, Leiterin der Städtischen Musikschule.
Große Bandbreite der Kultur
Die Tour der Kultur ist eine Art Tag der offenen Tür der Kultureinrichtungen in der Ludwigshafener Innenstadt. Zwölf Stunden lang bieten die zehn Institutionen ein vielfältiges Programm für alle Interessierten. Kennenzulernen gibt es neben bildender und darstellender Kunst, auch Musik, Literatur und Philosophie. "Es ist überall sehr viel los und die Tour der Kultur ein voller Erfolg. Eigentlich schade, dass man von den anderen so wenig sehen kann, wenn man in der eigenen Einrichtung eingespannt ist.", sagt Bauer mit einem strahlenden Lachen.
Bei der Tour der Kultur machen mit: das Ernst-Bloch-Zentrum, das Wilhelm-Hack-Museum, das Theater im Pfalzbau, das Stadtmuseum, das Stadtarchiv, der Kunstverein Ludwigshafen, die Städtische Musikschule, die Stadtbibliothek, das Kulturzentrum "dasHaus" sowie die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Jede dieser Einrichtungen bietet ein eigenständiges Programm für Jung und Alt an, mit Workshops, Lesungen, Kinderprogramm, Führungen und Vielem mehr. "Ich bin noch nicht lange hier. Endlich habe ich es ins Ernst-Bloch-Zentrum geschafft, das hatte ich mir schon sehr lange vorgenommen.", sagt ein Besucher im Vorbeigehen. Andere schwärmen vom interkulturellen Fest im Kulturzentrum "dasHaus": "Das Essen ist großartig und die Stimmung gut."
"Die Tour der Kultur ist noch besser als vergangenes Jahr. Wir hatten sehr gut besuchte Führungen und ein breiteres Publikum. Das ist schön.", findet René Zechlin, Direktor des Wilhelm-Hack-Museums. Im Hack-Museumsgarten unterhält das lustige Gesangsduo Jay'N'Kay vom großen Blumentopf aus das Publikum. Carlos Graci, der "singende Pizzabäcker" empfängt das Publikum in seiner Pizzeria in der Bahnhofstraße.
"Die Tour der Kultur ist eine tolle Sache! Wirklich, weiter so. Aber von den Singenden Balkonen bin ich restlos begeistert. Die sollten das nächstes Jahr wieder so machen. Toll!", schwärmt eine Besucherin. Der "Singende-Balkone-Parcours" ist zeitlich knapp gehalten.
In zwei Stunden werden zehn Stationen aufgesucht. In der Bismarckstraße genießt das Publikum gleich fünf Balkone und fünf unterschiedliche musikalische Darbietungen. Viele zunächst unbeteiligte Passanten bleiben stehen und schließen sich der Tour an. "Die Idee mit den ,Singenden Balkonen' hatten wir bereits 2014 zu unserer Ausstellung "Liebe", berichtet Theresia Kiefer, Ausstellungskuratorin und Zuständige für die Kunstvermittlung im Hack-Museum. Der Parcours endet am Kulturzentrum "dasHaus" mit "Jazz-Attack".
Tour der Kultur
- Die diesjährige Tour der Kultur wurde durch Oberbürgermeisterin Eva Lohse eröffnet.
- Es machten Kultureinrichtungen aus Ludwigshafens Stadtmitte mit. Die räumliche Entfernung zwischen den Institutionen war gering
- Jede Einrichtung hatte ihr eigenes Programm ausgearbeitet.
- Besucher konnten für die Lösung des Stadtquiz und Stempel in der Stempelkarte verschiedene Preise gewinnen. Die Tour der Kultur wurde zum zweiten Mal veranstaltet.
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