Einweisungsgebiete - Stadtrat billigt Konzept für Rückkehr zur eigenen Wohnung / Abriss und Neubauten für 17 Millionen Euro

„Die Menschen müssen da raus“

Von 
Thomas Schrott
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Die „weißen Blöcke“ in der Bayreuther Straße sollen umfassend saniert werden. © Thomas Tröster

Ludwigshafen. Verbesserungen bei den Obdachlosenunterkünften in der Bayreuther Straße haben Sozialverbände seit Langem angemahnt. Ein Konzept mit sozialpädagogischen und baulichen Maßnahmen beschloss der Stadtrat am Montag einstimmig – trotz teilweise heftiger Kritik. Zwei zusätzliche Mitarbeiter werden eingestellt, um Bewohner zu begleiten, damit sie wieder in ihren eigenen vier Wänden leben können. Dafür mietet die Verwaltung für zwei Jahre eine Wohnung der städtischen Immobiliengesellschaft GAG an. „Die Menschen müssen da rauskommen“, nannte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) das Ziel. Zudem kündigte die Verwaltung an, die „weißen Blöcke“ in der Bayreuther Straße mit 93 Wohnungen zu sanieren, die „roten Blöcke“ mit 85 Wohnungen abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Die Baumaßnahmen sollen rund 17 Millionen Euro kosten und 2023 beginnen. Das Einweisungsgebiet Mundenheim-West will die Verwaltung mittelfristig ganz aufgeben.

„Das ist zwar ein richtiger Schritt in die richtige Richtung, aber bei Weitem nicht ausreichend“, kritisierte Liborio Ciccarello (Linke) das Konzept, dem seine Fraktion gleichwohl zustimmte. „Nur eine Minderheit der Bewohner kommt auf Zeit heraus, einige kehren wieder ins Quartier zurück“, vermutete Ciccarello. Die Standardwohnung in den Neubauten sei mit zwölf Quadratmetern Wohnfläche unzureichend.

Schon 20 Mietverträge

Dem widersprach Peter Uebel (CDU), der das Konzept als Meilenstein bezeichnete. „Wir sind froh, dass künftig jede Wohneinheit auch über eine eigene Nasszelle verfügt.“ Es gebe zwar einige offene Punkte, generell bedeute das Konzept aber einen großen Fortschritt auch bei der Prävention. David Guthier (SPD) wies darauf hin, dass die Bewohner bei ihrem Weg in eine eigene Wohnung intensiv begleitet würden. „Sie müssen nach zwei Jahren nicht unbedingt wieder zurück, vielmehr gibt es die Option auf Verlängerung von einem Jahr.“ Positiv merkte er an, dass die Verwaltung das zweite Einweisungsgebiet in Mundenheim mittelfristig aufgeben wolle und derzeit schon einige Bewohner dezentral unterbringe.

„Trotz Corona und einer schwierigen Wohnungslage konnten wir 20 Mietverträge abschließen“, berichtete Sozialdezernentin Beate Steeg (SPD). Es sei eine Illusion, dass man auf einen Schlag Wohnungen für 500 Menschen bereitstellen und die Einweisungsgebiete sofort aufgeben könne. „Es gibt derzeit einfach nicht genügend Wohnungen für einen schmalen Geldbeutel.“

Gisela Witt (Grüne im Rat) erinnerte daran, dass der Kiosk als sozialer Treffpunkt erhalten bleiben müsse. Steeg versicherte, dass dies in der Planung vorgesehen sei. Entweder bleibe der bestehende Kiosk erhalten oder werde in eine andere Lösung integriert. Die Wohnungsgröße von zwölf Quadratmetern bedeute eine grobe Orientierung und könne bei der Feinplanung eventuell verändert werden.

Kathrin Lamm (Grünes Forum und Piraten) bedauerte, dass es noch länger dauere, bis mit den Neubauten begonnen werde. „Wir sind froh, dass endlich etwas passiert“, waren sich Rainer Metz (FWG) und Hans-Peter Eibes (FDP) einig.

Eine Kooperationsvereinbarung über das Dezentralisierungsmodell für Wohnsitzlose hatten die Verwaltung, die Wohnungsbaugesellschaft GAG und das Evangelische Diakoniewerk ZOAR unterzeichnet.

Einweisungsgebiete

  • Die Stadt hat zwei Einweisungsgebiete für wohnungslose Menschen in der Bayreuther- und Kropsburgstraße eingerichtet. Laut Verwaltung leben dort derzeit 508 Menschen.
  • Eine soziale Betreuung besonders in Mundenheim erfolgt teilweise durch die ökumenische Fördergemeinschaft.
  • Für bessere Verhältnisse setzt sich unter anderem das Aktionsbündnis Wohnen Ludwigshafen ein, dem unter anderem die Caritas und evangelische Kirche angehören.

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