Schüler-Landtag - Klasse 10d des Carl-Bosch-Gymnasiums spielt Politik / Eigene Fraktion gebildet

"Die Jugend der Pfalz" will freie Wahl im Fach Sport

Von 
Annette Weber
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Tauschte das Klassenzimmer mit dem Plenarsaal des Mainzer Landtags: die 10d des Carl-Bosch-Gymnasiums.

© Landtag

Einen Tag lang als Abgeordneter dem Landtag in Mainz angehören: Wie sich das anfühlen muss, davon können die Schüler der Klasse 10d des Carl-Bosch-Gymnasiums berichten. Zumindest fast. Denn mit ihrer Teilnahme am Projekt "Schüler-Landtag" haben die insgesamt 23 Jugendlichen zusammen mit drei weiteren Schulklassen aus Rheinland-Pfalz ein Rollenspiel inszeniert. Darin kämpften sie - ganz nach realem Vorbild - in unterschiedlichen Fraktionen für die Umsetzung ihrer parteieigenen Anträge.

"Der Schüler-Landtag dient vor allem dazu, einen ersten Einblick in die tatsächliche Politik zu gewinnen", erzählt Projektsprecher Silas Götz. Stattgefunden hat das Rollenspiel schon am 3. Mai. "Wir sind ins Landesmuseum nach Mainz gefahren und haben dort die Schüler aus den anderen Schulen getroffen. Davor hatten wir bereits Gespräche mit Marion Schneid, Anke Simon und Joachim Mertes", erzählt Selina. Die 16-Jährige und ihre Mitschüler, die sich den Partei-Namen "Die Jugend der Pfalz" (DJP) gegeben haben, stellten im fiktiven Landtag den Antrag auf "freie Kurswahl im Fach Sport ab Klasse 7".

Dafür haben die Jugendlichen im Vorfeld zusammen mit ihrem Sozialkunde-Lehrer Stefan Fölker Argumente finden müssen und Forderungen konzipiert. "Man hat schnell gelernt, dass Politik harte Arbeit ist und man Ausdauer bei den Diskussionen zeigen muss", bilanziert die 15-jährige Nathalie. Die Anträge, die bei der Wahl die Mehrheit der Stimmen bekommen haben, wurden im Anschluss an die realen Politiker im Land- und Bundestag weitergegeben und kommen in deren Ausschüsse.

Dass es die "freie Kurswahl" angesichts der Konkurrenz rund um die Themen "berufsorientierte Schulfächer", "mehr Lebensweltbezug im Lehrplan" und "neue Lebensmittelverordnungen" nicht geschafft hat, macht die Schüler der 10d nicht traurig. "Wir waren zu keinem Zeitpunkt niedergeschmettert, weil die Erfahrung an sich einfach toll war", resümiert Svenja. "Wir waren alle mit vollem Herzen dabei und haben eine Menge gelernt", schwärmt die 16-Jährige.

Umsetzung schwierig

Dass ihr Antrag keine Zustimmung bekam, lag wohl vor allem an "der fehlenden Konkretisierung und daran, dass die reale Umsetzung schwierig wäre", meint Silas. Dass die 10d des Carl-Bosch-Gymnasiums als einzige Schule in Ludwigshafen am 31. Schüler-Landtag teilnehmen durfte, mache "stolz", sagt Schülerin Carmen. "Die Klasse hat so nicht nur viel über Politik gelernt und darüber, dass sie zum Alltag gehört, sondern auch ihre Kommunikationskompetenz geschult", ist sich Lehrer Stefan Fölker sicher. Einige Schüler der Klasse seien bereits vorher ehrenamtlich politisch engagiert gewesen, andere wollen sich nun mehr ins Tagesgeschehen einmischen, erzählt der Pädagoge.

"Es ist natürlich toll zu sehen, dass solche Projekte dazu beitragen, dass Jugendliche fürs Leben außerhalb der Schule lernen", sagt Fölker. Beim Schüler-Landtag gehe es eben nicht nur darum, theoretische Inhalte und Fachtermine aus der Sozialkunde zu lernen, sondern auch praktisch zu erfahren, was hinter dem Schlagwort Politik steht. "Wir wissen jetzt alle, wie viel Zeit und Mühe die Ausarbeitung von nur einem Antrag macht", bestätigt Silas die Aussage seines Lehrers. Aus diesem Grund würden sich die 15- und 16-Jährigen auch wünschen, mehrere Projekte dieser Art zu erleben. "Wir würden jederzeit wieder mitmachen und jeder Klasse empfehlen, sich auch zu bewerben", fügt Selina an.

Freie Autorin

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