Das Wichtigste in Kürze
Die Temperaturen in Ludwigshafen variieren in diesen Tagen um bis zu elf Grad.
Berliner Platz ist mit 42 Grad der heißeste Ort.
Im Maudacher Bruch ist es mit 31 Grad am kühlsten.
Ludwigshafen. Die Sonne brennt auf die große, graue Steinplatte – und genauso auf der Haut. Der Boden ist wie eine Herdplatte: Zu heiß zum Anfassen. Heiß von unten und von oben. Keine Wolke ist am Himmel zu sehen. Ab und zu ein leichter Luftstoß, dann wieder stehende Hitze. Man fühlt sich fast wie in einer Sauna. Die Temperatur auf dem Thermometer klettert immer weiter in die Höhe: 34 Grad. 37, 40 und schließlich 42 Grad Celsius.
Die Menschen, die an diesem Nachmittag über den Berliner Platz in Ludwigshafen laufen, vermeiden die Sonne. Sie eilen in kurzen Hosen und mit Sonnenbrillen zur Straßenbahn oder zur S-Bahn-Station, um sich dort in den schützenden Schatten zu retten.
Laut dem „Hitze-Check“ der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sind die Menschen in Mannheim, Ludwigshafen und Worms am stärksten von der Hitze betroffen. Sie haben den höchsten Hitzebetroffenheitsindex, der sich aus vier Faktoren zusammensetzt: Versiegelung, fehlendes Stadtgrün, Oberflächentemperatur und Bevölkerungsdichte. 88 Prozent der Bevölkerung in Ludwigshafen leben in stark belasteten Gebieten.
Was macht Ludwigshafen gegen die Hitze?
Einen Hitzeaktionsplan hat Ludwigshafen noch nicht. Es ist aber einer vorgesehen.
Die Stadt will sich in Zukunft auf die Klima-Veränderungen besser vorbereiten.
Um konkrete Projekte umsetzen zu können, ist Ludwigshafen aufgrund der hohen Verschuldung auf Fördergelder angewiesen.
Im Hemshof wurden schon Flächen entsiegelt.
In der Innenstadt sollen bis Ende 2026 einige zentrale Plätze umgestaltet werden, mit Bepflanzungen oder Sonnenschutz und teilweise auch mit Trinkwasserbrunnen.
Geplant sind außerdem weitere Begrünungsmaßnahmen und Entsiegelungen am Schulzentrum in Mundenheim.
Die Webseite der Stadt gibt bereits Tipps bei Hitze.
Und bei einem Faktor führt die Industriestadt das DUH-Ranking sogar an: Ludwigshafen ist die Stadt mit dem höchsten Anteil an versiegelter Fläche in Deutschland. Fast 58 Prozent der Stadtfläche seien dauerhaft bedeckt. Laut einer Recherche von Correctiv sind es sogar über 66,8 Prozent. „Je mehr Beton, desto schlechter für das Stadtklima“, fasst Hans Schipper vom Süddeutschen Klimabüro des Karlsruher Instituts für Technologie zusammen.
Die Gegebenheiten sind im Stadtgebiet von Ort zu Ort unterschiedlich – und so auch die Temperaturen. Welche Orte sollte man in Ludwigshafen eher meiden, weil sie sich stark aufheizen? Und an welchen kann man sich abkühlen?
Hitze in Ludwigshafen: Was bedeutet die gefühlte Temperatur in der Wetter-App?
Die Fahrt durch Ludwigshafen startet auf der anderen Rheinseite – im klimatisierten Büro. 24,4 Grad zeigt das Thermometer an. Das ist angenehm. Draußen hat es laut Wetter-App 32 Grad, gefühlt aber drei Grad mehr. Bei der gefühlten Temperatur spielt auch die Luftfeuchtigkeit und der Wind eine Rolle, sagt Schipper. Deswegen hat man manchmal ein leicht verändertes Empfinden.
Als sich die Straßenbahn-Türen am Berliner Platz öffnen, kann man die Hitze von draußen schon spüren. Und tatsächlich: In der Sonne mitten auf dem Platz hat es 42 Grad. Das merken auch die Pflanzen, die vereinzelt auf der Steinwüste stehen: Sie sind braun und lassen ihre Blätter hängen. Die wenigen Bäume am Rand des Platzes spenden kaum Schatten. Dabei ist es im Schatten kühler: 36 Grad hat es unter der überdachten Straßenbahnstation, sogar 35,5 in der Unterführung, die zu den Gleisen der S-Bahn führt. Auch die vielen Tauben halten sich deshalb gerne in der Passage auf.
Eine Betonfläche wärmt sich im Sommer laut Schipper stark auf. Diese Hitze speichert sie und gibt sie langsam wieder ab. Auch Autos, die um den Berliner Platz fahren, und öffentliche Verkehrsmittel strahlen Wärme aus. In der Straßenbahn ist es vergleichsweise aushaltbar, aber trotzdem zeigt das Thermometer immerhin 34,6 Grad an.
Im Stadtteil Hemshof stehen die Häuser dicht beieinander, teilweise sind die Gassen sehr eng und trotzdem sind viele Menschen unterwegs. Autos parken am Straßenrand und reflektieren die Sonne. 38,1 Grad zeigt das Thermometer an. Im Vergleich dazu ist es im Hemshofpark ertragbar. Immerhin hat es dort etwa vier Grad weniger.
Doch so viel Grün wie erwartet gibt es nicht. Klar, ein paar Bäume, Sträucher und trockene Wiesen, aber auch viel Sand, gepflasterte Wege und ein großer asphaltierter Sportplatz. Generell sind Rasenflächen in der Stadt laut Schipper förderlich für das Klima. Er merkt jedoch an: „Wenn sie trocken sind, findet kaum noch Verdunstung statt. Dann ist nicht so viel Unterschied zur Betonfläche.“
Sommer in Ludwigshafen: Wie Bäume und Wasser gegen die Hitze helfen
Auch an der BASF spürt man die stehende Hitze: 38,3 Grad hat es an diesem Nachmittag vor dem Tor 12 in Oppau. Für die Stadt Ludwigshafen ist die Industrie, besonders die BASF, ein Grund für den hohen Versiegelungsanteil. Der Asphalt sei jedoch notwendig, um das Grundwasser nicht mit Schadstoffen zu belasten. Vom Norden geht es in den Südosten von Ludwigshafen: zur Parkinsel. Beim Aussteigen aus der Bahn hat es gefühlt fünf Grad weniger als bei der BASF.
Auf dem Weg durch den Stadtpark zum Rheinufer wird es immer kühler. Kein Wunder bei den meterhohen Bäumen, der großen Grünfläche und der Nähe zum Rhein. Man kann die hohe Luftfeuchtigkeit förmlich spüren. Tatsächlich: 31,8 Grad steht auf dem Thermometer, wenn man sich direkt am Rhein befindet. Wasser bleibe länger kalt und kühle dadurch auch die Umgebungstemperatur ab, sagt Schipper. Auch Bäume können bei Hitze gute Abhilfe schaffen: Sie spenden Schatten und kühlen durch Verdunstung die Umgebungstemperatur ab.
Viele Bäume gibt es auch in Alleen, wie im Stadtteil Süd bei 32,5 Grad, und im Ebertpark. Dort hat es mit 31,9 Grad immerhin zwei Grad weniger als auf dem Parkplatz in der Sonne, wenige 100 Meter entfernt. Da es am Stadtrand in der Regel mehr Grünflächen und weniger Versiegelung gibt, ist es auch nicht überraschend, dass es in Rheingönheim mit 33,2 Grad kühler ist als in der Innenstadt.
Wo ist denn nun der kühlste Ort, der an diesem Nachmittag gemessen wurde? Wild gewachsene Bäume und Grün, so weit das Auge reicht. Im Maudacher Bruch im Westen Ludwigshafens zeigt das Thermometer 31 Grad an. Damit gibt es zwischen dem Landschaftsschutzgebiet und dem Berliner Platz im Herzen der Stadt einen Temperaturunterschied von elf Grad.
Viele spannende Themen zum Klimawandel in der Rhein-Neckar-Region finden sich auch im MM-Podcast 68 - Der Klima-Podcast für Mannheim.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ludwigshafen_artikel,-ludwigshafen-das-sind-die-heissesten-und-kuehlsten-orte-in-ludwigshafen-_arid,2322244.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/worms.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-was-die-staedte-in-der-rhein-neckar-region-gegen-hitze-unternehmen-_arid,2314023.html?&npg
[4] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/firmen_firma,-_firmaid,20.html
[5] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/themen-schwerpunkte_dossier,-podcast-68-grad-der-klima-podcast-fuer-mannheim-_dossierid,370.html?&npg