Bildung

Das Internet als Rollenspiel für Ludwigshafener Gymnasien mit MINT-Schwerpunkt

Ministerinnen Stefanie Hubig und Theresa Schopper besuchen Max-Planck-Gymnasium und seinen MINT-Schwerpunkt

Von 
Bernhard Zinke
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Theresa Schopper (v.l.) und Stefanie Hubig, Schulleiter Mike Thisling und Klaus Baudendistel von der Robotik-AG vor einem selbstgebauten 3D-Drucker. © Christoph Blüthner

Ludwigshafen. Beim Rollenspiel in der Klasse 6d dürfen die beiden Ministerinnen jeweils einen Router spielen, während die Kinder weitere Rollen übernehmen wie den DNS-Server, den Internet-Anbieter und andere wichtige Positionen in der Internet-Kommunikation.

Klassenlehrer Christian Benzmüller will mit den zwölf Kindern und dem prominenten Besuch einmal durchspielen, wie das Internet funktioniert. Und so stellen sich die Kinder im Klassenraum auf und lassen das Protokollbuch wandern, das die einzelnen Schritte der Informationsverarbeitung beim Aufruf etwa der Schulhomepage nachzeichnet.

„Wie bei der Sendung mit der Maus“

Was im Rollenspiel fünf Minuten dauert, funktioniert am Computer und im dahinter liegenden System im besten Fall in wenigen Sekunden oder schneller. Das habe sie schon erstaunt, wie viele Informationen da hin und her wandern, bis die Seite am Computerbildschirm aufgerufen ist, sagen die Schüler danach. Und die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper pflichtet lobend bei: „Das war ein bisschen wie bei der Sendung mit der Maus. Jetzt hab auch ich’s verstanden.“

Das Max-Planck-Gymnasium in Ludwigshafen-Friesenheim hat gleich doppelten und sogar länderübergreifenden Ministerinnen-Besuch. Theresa Schopper schaut sich auf Empfehlung des Vereins Wissensfabrik das Positiv-Beispiel in Sachen MINT-Erziehung an. Ihre Kollegin, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig, ist gleich mit dazu gekommen.

Wissensfabrik

  • Die Wissensfabrik – Unternehmen für Deutschland ist eine bundesweite Initiative von Unternehmen und Stiftungen, die vor allem die Innovationskraft Deutschlands stärken will.
  • Als gemeinnütziger Verein mit rund 130 Mitgliedern aller Branchen und Größen engagiert sich die Wissensfabrik für die MINT-Bildung von Kindern und Jugendlichen und fördert auch Start-up-Unternehmen.
  • Ein Schwerpunkt liegt auf den Themenbereichen Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Zweisprachiger Unterricht

Die Schule gehört zu den Vorreitern im naturwissenschaftlich-technischen Bereich, wie das Lehrerkollegium in Kurzform darlegt. So dürfen Hubig und Schopper gleich zu Beginn einen 3D-Drucker in Augenschein nehmen, den die Schülerinnen und Schüler in Arbeitsgemeinschaften selbst zusammengebaut haben. Daneben ein Lego-Auto, das auf einem rechteckigen Papier entlang zweier Linien fährt, die seine Sensoren wahrnehmen. Zwei Stunden Programmierarbeit, beschreibt der Lehrer den Aufwand.

Auch ansonsten kann das Friesenheimer Gymnasium, das sich in Laufweite der BASF befindet, manches Alleinstellungsmerkmal für sich beanspruchen. So gibt es hier schon ab der fünften Klasse einen bilingualen naturwissenschaftlichen Unterricht. Zwei Drittel des Stoffs wird auf Englisch gepaukt. Mit diesem Angebot ist die Schule die einzige ihrer Art in ganz Rheinland-Pfalz.

Vorbereitung auf die Megathemen der kommenden Generation

Seinen Schwerpunkt legt das Max-Planck-Gymnasium darauf, dass die Schüler selber experimentieren sollen, wobei die Fachlehrer ihrer Ministerin gleich mit auf den Weg geben, dass sie gerne noch mehr geeignete Fachräume hätten, die Platz zum Experimentieren ließen.

Auch ist die Schule international vernetzt, hat schon unter anderem an einem Forschungsprojekt in Montenegro teilgenommen, um dort ein Umweltschutzprojekt in einem einzigartigen Ökosystem zu begleiten. So sollen die Schülerinnen und Schüler frühzeitig für die Megathemen der kommenden Generationen sensibilisiert werden

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Veranlasst hat den Besuch der Verein Wissensfabrik. Darin sind mittlerweile rund 130 Unternehmen aller Größen und Branchen zusammengeschlossen, die sich für die MINT-Bildung des Nachwuchses einsetzen. Die Abkürzung MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

Deutschland war der kränkste Patient in Europa

Gerade in diesem Bereich haben die Unternehmen einen gigantischen Bedarf. „Der ist so groß, dass er gar nicht in Zahlen gefasst werden kann“, sagt Franz Fehrenbach. Der frühere Geschäftsführer und spätere Aufsichtsratsvorsitzende der Bosch GmbH hat die Wissensfabrik mitbegründet und begleitet die beiden Ministerinnen, hat ein sehr offenes Ohr für die Lehrerinnen und Lehrer und deren Anregungen.

Gegründet habe man die Initiative zu Beginn des Jahrtausends. Da sei Deutschland der kränkste Patient in Europa gewesen, sagt Fehrenbach. Und es sei bei den Unternehmen die Erkenntnis gereift: „Ohne ein besseres naturwissenschaftliches Verständnis sind wir nicht wettbewerbsfähig in der Welt.“ Genau deswegen habe man die Wissensfabrik gegründet – mit dem durchaus doppelsinnigen Untertitel „Unternehmen für Deutschland“.

Kein Beruf mehr ohne Informatik

In der Ludwigshafener Schule fördert die Wissensfabrik das Projekt „IT2School – Gemeinsam IT entdecken“. „Ohne Informatikkenntnisse wird es in keinem Beruf mehr gehen“, weiß Fehrenbach. Der Bedarf werden weiterhin exponentiell wachsen.

Deshalb sei es nach der Wissensfabrik so wichtig, die Schüllerinnen und Schüler schon von Klein auf für diese Thematik zu begeistern und sie auszubilden. Dem Max-Planck-Gymnasium verleiht der ehemalige Bosch-Chef den verbalen Ritterschlag: „Das ist eine Leuchtturm-Schule hier. Wir brauchen mehr solcher Schulen.“

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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