Ludwigshafen. „Oppau braucht ein Ärztezentrum“, sagen die einen. „Aber doch nicht hier!“, sagen die anderen. Seit beinahe zwei Jahren scheiden sich die Geister, wenn es um den Standort des geplanten Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) für den nördlichen Stadtteil Ludwigshafens geht. Nachdem das Konzept für das Bauvorhaben in den vergangenen Wochen im Rathaus öffentlich ausgelegen und im Anschluss daran ein Erörterungstermin stattgefunden hat, melden sich nun mehrere Kritiker zu Wort: eine Verkehrs- und eine Bürgerinitiative.
„Oppau verödet total“, sagt Martina Busch, Mitglied der neu gegründeten Bürgerinitiative „Leben in Oppau“. Der Stadtteil habe seinen Reiz verloren. Würde das Ärztezentrum wirklich in der Horst-Schork-Straße gebaut, mache es alles noch schlimmer. „Wir rechnen mit einer Steigerung des Verkehrsaufkommens von 2500 Autos am Tag und dies bis in die Abendstunden“, lautet eines der Argumente auf einem Flugblatt, das Mitglieder der Initiative im Stadtteil verteilt haben. Die geplanten Parkplätze würden nicht ausreichen, die Natur werde leiden und die wichtige Frischluftschneise werde verschwinden, mahnen sie. „Es ist ein emotionales Thema, das jeden etwas angeht“, sagt Busch.
Großteil des Ortsbeirats dafür
SPD-Stadtrat und Ortsvorsteher in Oppau Frank Meier kann die Ängste der Anwohner verstehen. „Ich finde es gut, dass sie ihr Recht wahrnehmen und sich informieren und ihre Meinung äußern“, sagt er. Doch spiele auch viel subjektive Wahrnehmung mit. Zu bedenken sei aber: „Um medizinisch vernünftig und modern zu praktizieren, muss ein gut strukturiertes Zentrum gebaut werden.“
Gerade ältere Menschen suchen derzeit vergeblich nach Praxen mit stufenlosem Zugang und Haltestellen in der Nähe. Deshalb habe der Stadtrat mehrheitlich und der Ortsbeirat einstimmig (mit einer Enthaltung) für den Bau und den gewählten Standort gestimmt. „Alle Alternativorte wurden geprüft, aber es gab immer etwas Wichtiges, das nicht gepasst hat“, sagt der Ortsvorsteher und zählt unter anderem Mangel an Parkplätzen, zu kleine Flächen oder keine Möglichkeit der ÖPNV-Anbindung auf.
Hans-Uwe Daumann, Co-Fraktionsvorsitzender der Grünen im Ortsbeirat, schließt sich der Aussage Franks an, betont aber auch, dass „jeder tragfähige Vorschlag genutzt werden sollte, um den Flächenverbrauch und die Verkehrs- und Lärmbelastung möglichst zu verringern und die Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr zu verbessern“.
Solch einen Vorschlag meint die Bürgerinitiative zu haben: Sie favorisiert die Idee, ein kleineres Ärztehaus auf die Lidl-Filiale bei Edigheim draufzusetzen. „Der Supermarkt wird vergrößert und wir haben Lidl auch schon angeschrieben und gefragt, ob es nicht möglich wäre.“ Der Gedanke dahinter: „Wenn ein Ärztezentrum gebaut wird, dann wäre es an einem Standort, der für mehrere Stadtteile gleichermaßen gut zu erreichen ist, sinnvoller.“ Außerdem haben die Anwohner Zweifel daran, dass das Ärztezentrum voll wird – und erinnern an das Zentrum in der Pfingstweide, dessen Räume teilweise leerstehen.
Die Verkehrsinitiative Ludwigshafen bemängelt zudem, dass bisher kein „umfassendes Verkehrskonzept für die drei nördlichen Stadtteile“ vorliege. Für den Bau eines Ärztezentrums geeignet hält sie einen Bereich in der Friesenheimer Straße vor der Polizeiwache, doch dazu hat sich die Stadt schon geäußert, sagt Martina Busch: „Das Areal gehört dem Land und nicht der Stadt. Es abzukaufen, wäre zu teuer.“
Doch Busch hat noch Hoffnung: „Der Leiter des Bauamts hat bei der Anhörung vergangene Woche gesagt, dass nun verschiedene Gutachten beauftragt werden. Wir hoffen jetzt darauf, dass sie so ausfallen, dass das Ärztezentrum dort nicht gebaut werden kann.“
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