Drei Monate nach dem spektakulären Großbrand, bei dem eine Mega-Rauchwolke die Region in Atem hielt, werden die Spuren des Unglücks langsam getilgt. Die Brandruine an der Hafenstraße wird ab Anfang nächster Woche abgeräumt, kündigte Hafendirektor Franz Reindl gestern auf "MM"-Anfrage an. Der Abtransport von gut 4000 Tonnen Schutt in mehrere Müllverbrennungsanlagen der Region zieht sich vermutlich über acht Wochen hin. "Auf dem Gelände wird nur werktags zu den üblichen Zeiten von 7 bis 19 Uhr gearbeitet - aber nicht an den Wochenenden", betonte der Hafendirektor.
Keine Arbeiten am Wochenende
Ein vier Meter hoher Bauzaun wurde bereits vor einem Monat um die 9500 Quadratmeter große Brandfläche gestellt, um die Staubbelastung der Anwohner in Grenzen zu halten. Dem gleichen Zweck dient eine Sprinkleranlage, die bereits ebenfalls installiert wurde. Allein diese kostete das Unternehmen einen "hohen sechsstelligen Betrag".
Strom- und Wasserleitungen werden in den nächsten Tagen noch auf das Gelände gelegt. Mit der Aufstellung von Baucontainern sind dann die Vorbereitungen zur Beseitigung des Brandschutts abgeschlossen. Diese waren noch aus einem anderen Grund alles andere als einfach: Sechs Versicherungen mussten der Entsorgung zustimmen, und dies, obwohl das Gutachten zur Brandursache noch nicht vorliegt. Reindl: "Ich bin froh, dass es nun geklappt hat."
Über 200 Lkw-Ladungen sind vermutlich nötig, um die Trümmerteile abzutransportieren. "Das Material geht wohl in links- und rechtsrheinische Verbrennungsanlagen. Die genaue Entscheidung trifft das Entsorgungsunternehmen. Ein wichtiges Kriterium ist dabei, dass das Ganze schnell geht", sagte der Hafendirektor.
Das Müllheizkraftwerk in der Bürgermeister-Grünzweig-Straße wird nach seinen Angaben dabei nicht erste Priorität genießen, auch wenn die Wegstrecke sehr kurz ist. "Entscheidend ist auch die Frage, ob genügend freie Kapazitäten und Möglichkeiten zur Zwischenlagerung vorhanden sind", nannte Reindl weitere wichtige Aspekte.
Ein Großteil der 250 Schäden bei Anwohnern, die durch die immense Rauchwolke und die enorme Hitze des Großbrands entstanden, sind laut Reindl unterdessen reguliert. Dies betrifft vor allem Verschmutzungen, die mit der Übernahme von Reinigungskosten erledigt sind. Rund 100 Fälle, etwa mit verrußten Hausfassaden und verformten Haustüren, werden indes noch von den Versicherungen bearbeitet.
Nicht abgeschlossen sind auch die Untersuchungen zur Brandursache. Experten des Bundes- und Landeskriminalamtes hatten die Ruine intensiv untersucht. Vermutlich entstand das Feuer durch einen technischen Defekt an der Photovoltaikanlage. Reindl: "Dies ist aber nicht sicher. Dass der Brand auf dem Dach ausgebrochen ist, könnte auch andere Ursachen haben."
Lagerhalle oder Wohnungen?
Noch unklar ist ferner, ob auf dem Gelände wieder eine Lagerhalle gebaut wird oder Wohnungen, wie verschiedentlich im Ortsbeirat gewünscht wurde. Reindl hält sich bedeckt: "Bei dieser Frage sind wir in Gesprächen mit der Stadt. Damit beschäftigen wir uns erst ab Ende November, zuvor muss der Brandschutt abgeräumt sein. Zu klären ist dann, ob die Bodenplatte stark in Mitleidenschaft gezogen wurde und ob das Erdreich belastet ist."
Großbrand vom Juni in der Hafenstraße
Beim Großbrand am 22. Juni auf der Parkinsel verbrannten 4800 Tonnen Styroporgranulat.
Eine riesige Rauchwolke zog Richtung Odenwald, das Feuer wurde erst nach gut 16 Stunden gelöscht.
Nach Behördenangaben bestand keine Gefahr für die Bevölkerung, dies hätten Luftmessungen und Lebensmittelproben ergeben.
250 Anwohner meldeten Schäden. An vielen Häusern wurden Fassaden, Türen und Fenster durch den Brand mit Temperaturen von über 800 Grad Celsius in Mitleidenschaft gezogen.
Der Schaden wird auf einen hohen Millionenbetrag geschätzt.
Als Ursache wird ein Defekt an der Photovoltaikanlage vermutet. Das Gutachten liegt noch nicht vor.
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